SZ + Löbau
Merken

Was Hannah am Fleischerhandwerk reizt

Die 16-Jährige aus Hoyerswerda macht eine Ausbildung bei Richters in Löbau - die erste Frau in der Firmengeschichte.

Von Constanze Junghanß
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Hannah Gräser ist die erste Auszubildende bei der Fleischerei Richter in Löbau.
Hannah Gräser ist die erste Auszubildende bei der Fleischerei Richter in Löbau. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Hannah Gräser isst gern Schnitzel, Gemüse eher seltener, wie sie augenzwinkernd zugibt. Die Schnitzelleidenschaft teilt das Mädchen mit nicht wenigen Leuten. Laut dem Ernährungsreport 2019 des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, bei dem das forsa-Institut 1.000 Menschen im Land nach ihren Ernährungs- und Einkaufsgewohnheiten befragte, nannte ein Drittel der Teilnehmer Braten, Schnitzel oder Gulasch als Leibspeise. Jeder Zehnte bevorzugte ein Gemüsegericht.

Im Gegensatz zur 16-Jährigen stellen jedoch die wenigsten Leute ihr Schnitzel aus einem Stück Schwein selber her. Hannah lernt Fleischerin bei der Löbauer Fleischerei Richter. Schnitzel machen gehört dazu. Dass die Auszubildende mit den geflochtenen Zöpfen bei ihm eine Lehre macht, ist für Firmenchef Roland Richter etwas besonderes. Schließlich haben im Laufe des 25-jährigen Bestehens des Unternehmens bisher ausschließlich junge Männer diesen Beruf ergriffen. Dutzende Lehrlinge haben ihre Ausbildung auch abgeschlossen.

Hygiene wird groß geschrieben

Hannah Gräser ist die erste Frau bei der Fleischerei. "Mich fasziniert an dem Berufsbild alles – von der Zerlegung des Fleisches bis zur Wurstherstellung", sagt sie. Und wenn körperlich schwere Arbeit, wie Kisten schleppen ansteht, würden die Männer ihr auch helfen. Ursprünglich, so erzählt sie, hatte sie den Beruf einer Bestatterin auf dem Schirm. Doch davon nahm sie dann wieder Abstand.

So entschied sich die Hoyerwerdaerin nach dem Realschulabschluss für das Fleischerhandwerk. Alle sechs Wochen muss Hannah Gräser dafür die Berufsschulbank in Dresden drücken. Jetzt in Corona-Zeiten allerdings war lernen zu Hause angesagt – um den Anschluss nicht zu verpassen und um im zweiten Lehrjahr gut durchstarten zu können. Die praktische Ausbildung in der Fleischerei lief weiter wie gehabt. Hygiene werde so oder so ganz groß geschrieben. Bei einer Schlachtung war sie schon dabei gewesen. "Das gehört zur Ausbildung dazu", sagt sie. Das Zerlegen mache ihr am meisten Spaß. Trotzdem sei das schon "ein etwas anderes Gefühl, wenn man sieht, wie ein Schwein getötet wird", erzählt Hannah Gräser.

Das Fleisch bei Richters stammt aus der Oberlausitz. So werden lange Transportwege vermieden. "Die Rinder kommen von Höfen ländlicher Bauern aus der Region, ein Teil der Schweine aus Weicha und Kiesdorf", sagt der Unternehmens-Chef. Die Regionalität findet auch Hannah gut und richtig. So weiß die Auszubildende, woher das Fleisch stammt, das später zur Brat- und Leberwurst, dem Geschnetzelten oder dem Aufschnitt verarbeitet wird.

Mehr Nachrichten aus Löbau und Umland lesen Sie hier.

Mehr Nachrichten aus Zittau und Umland lesen Sie hier.