Holt sich Dresden die Finals?

Die Resonanz war überwältigend. Egal, ob Athleten, Fernsehmacher oder Zuschauer: Alle wünschen sich eine Fortsetzung der Finals. Zehn deutsche Meisterschaften an einem Wochenende an einem Ort – dieses neue Wettkampfformat hat eine Zukunft. Schon bei der Premiere in Berlin am vergangenen Wochenende wurde deshalb über die Fortsetzung gesprochen, mögliche Kandidatenstädte brachten sich in Stellung. Und Dresden ist mit dabei. „Wir haben großes Interesse, dieses Event in unsere Stadt zu holen“, erklärt Sportbürgermeister Peter Lames auf Nachfrage der SZ. Doch noch gibt es einige Hürden. Die Antworten auf die wichtigsten Fragen:
Wie geht es mit den Finals nun weiter?
Dass es keine einmalige Veranstaltung bleiben wird, daran gibt es keine Zweifel mehr. 178.000 Zuschauer vor Ort in Berlin und insgesamt 5,71 Millionen vor dem Fernseher sind Erfolgszahlen, die alle Erwartungen übertroffen haben. Die Frage ist nur: Wann und wo wird das deutsche Mini-Olympia fortgesetzt? Fest steht bisher lediglich, dass die Finals alle zwei Jahre ausgetragen werden sollen. Da man den Olympischen Sommerspielen sowie Fußball-WM oder -EM aus dem Weg gehen möchte, kommen nur die ungeraden Jahre infrage, das nächste Mal also 2021, dann 2023 ... Der Termin soll künftig im Juni und nicht mehr Anfang August liegen, um internationalen Titelkämpfen aus dem Weg zu gehen.
Bleibt Berlin der Gastgeber?
Das ist eher unwahrscheinlich, auch wenn dort das Angebot an Wettkampfstätten deutschlandweit am besten ist. Mehrere Großstädte haben am Wochenende bereits ihr Interesse bekundet, neben Dresden auch Stuttgart, Düsseldorf und Hamburg. Künftig soll eine Veranstaltungsagentur die Finals organisieren und ausrichten, die einzelnen Sportverbände sowie die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender haben aber weiterhin das größte Mitspracherecht. Wie das Bewerbungsprozedere genau aussehen wird, ist noch unklar.
Wann will sich Dresden bewerben?
„Erst ab 2025“, betont Lames. Und das hat einen einfachen Grund: Vorher ist der Umbau des Heinz-Steyer-Stadions noch nicht abgeschlossen. Dort sollen die Leichtathletik-Meisterschaften ausgetragen werden, diese Sportart wird auch künftig das Herzstück des Sportfestivals sein. Anders formuliert: ohne Leichtathletik keine Finals. Nach der Sanierung verfügt das Steyer-Stadion dank variabler Tribünen über 15.000 Plätze. In Berlin kamen pro Tag zwar rund 30.000 ins Olympiastadion, das dann allerdings nicht mal zur Hälfte gefüllt war.
Welche Sportstätten kommen infrage?
„Wir möchten Meisterschaften mit kurzen Wegen ausrichten“, betont Ralf Gabriel. Der Leiter des städtischen Sportstättenbetriebes war am Wochenende in Berlin. „Bei uns sollen fast alle Orte fußläufig zu erreichen sein.“ Welche Hallen und Plätze konkret infrage kommen, „hängt davon ab, welche Sportarten bei den Finals 2025 überhaupt mitmachen werden. Das steht noch längst nicht fest, die Vorlaufzeit soll rund zwei Jahre betragen“, so Lames. Es zeichnet sich jedoch ab, dass neben der Leichtathletik weitere olympische Kernsportarten wie Schwimmen und Turnen zum festen Programm gehören sollen. Daneben könnten nach dem Erfolg der Premiere nun weitere Verbände ihr Interesse anmelden. Eine Aufblähung des Programms ist jedoch nicht geplant, vor allem, um die Kosten im Rahmen zu halten.

Welche Hallen bieten sich konkret an?
Mal angenommen, das Programm bleibt identisch mit dem von Berlin, dann könnten sich die Sportarten in Dresden nach einer SZ-Prognose wie folgt verteilen: Schwimmen in der Halle am Freiberger Platz, Turnen in der Messe oder der Eishalle, Boxen in der Ballsport-Arena, Bahnrad auf der Bahn in Heidenau, Kanu im Alberthafen, Triathlon mit Start am Stausee Cossebaude und Ziel am Königsufer, Bogenschießen und Trial im Sportpark Ostra, Moderner Fünfkampf im Landesgestüt Moritzburg, Schwimmhalle Freiberger Platz sowie im Sportpark Ostra. Infrage kämen auch noch die Margon-Arena, das Filmnächte-Areal am Elbufer und der Altmarkt.
Gibt es auch Sorgenkinder?
Ein großes Fragezeichen steht hinter Schwimmen. Die deutschen Titelkämpfe werden seit 16 Jahren ausschließlich in Berlin ausgetragen. Das ist bisher bundesweit der einzige Standort mit zwei 50-Meter-Becken in einem Hallenkomplex. Demnächst kommt Dresden hinzu. Allerdings passen hier lediglich 400 Zuschauer auf die Tribüne, bei den Wasserball-Länderspielen zwängten sich rund 800 in die Halle. In Berlin liegt die Kapazität dagegen bei maximal 4.000. Die Frage ist, ob der Deutsche Schwimmverband überhaupt einem Umzug aus Berlin zustimmen würde.
Wie hoch fallen die Kosten aus?
In Berlin lag der Etat bei 3,3 Millionen Euro. Zu konkreten Zahlen möchte sich Lames nicht äußern. Die Finals würden in den Doppelhaushalt 2025/26 fallen, der noch längst nicht beschlossen ist. „Die Idee der Finals ist es, mit der vorhandenen Infrastruktur auszukommen. Auch in Dresden würde nichts extra gebaut“, erklärt er und verweist auf die positiven Effekte einer umfangreichen TV-Übertragung. „Wir hätten so die Möglichkeit, unsere Stadt einem Millionenpublikum zu präsentieren und das mit der Botschaft zu verknüpfen, dass wir eine Sportstadt sind.“ ARD und ZDF hatten von den Finals in Berlin rund 20 Stunden im TV und über 40 Stunden in Internet-Livestreams berichtet.
Wird es ein Rahmenprogramm geben?
In Berlin wurde im Olympiapark ein Familienfest mit vielen Mitmachangeboten für Groß und Klein veranstaltet. „Das könnte in Dresden im Sportpark Ostra stattfinden. Der Ort ist dafür ideal“, sagt Gabriel.