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Jobcenter lässt Oldtimer restaurieren

Zwölf Jugendliche kümmern sich um den Aufbau eines Phänomen Granit von 1950 und machen sich so fit für den Arbeitsmarkt.

Von Matthias Klaus
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Die Firma Dussa holte am Donnerstag den Transporter aus Klein-Neundorf ab. In Holtendorf wird er aufgebaut.
Die Firma Dussa holte am Donnerstag den Transporter aus Klein-Neundorf ab. In Holtendorf wird er aufgebaut. ©  Nikolai Schmidt

Der Lack ist ab, im wahrsten Sinne des Wortes. Das Feuerwehr-Rot kann sich nicht mehr so recht halten an der Karosserie. Großflächig blättert es weg. Darunter ist die ursprüngliche Farbe zu sehen, ein bekanntes DDR-Armeegrün.

Kein Wunder, der Phänomen Granit 27, Baujahr 1950, wurde für die Kasernierte Volkspolizei gebaut, war als Funk- und Führungsfahrzeug im Einsatz. Das Fahrgestell kam aus Zittau, der Spezialaufsatz als Mannschaftswagen aus Halle.

Jahrzehntelang stand das Mobil in einer Scheune in Klein-Neundorf. Am Donnerstagvormittag hängt es die Firma Dussa an den Haken und transportiert es ab. Zur Beruhigung für alle Oldtimer-Freunde: Von Verschrottung ist keine Rede. Ganz im Gegenteil. Das Fahrzeug wird originalgetreu aufgebaut. Und dann rot oder grün? „Es wird wieder grün“, sagt Linda Döring. Sie ist Sachgebietsleiterin im Jobcenter des Landkreises, verantwortlich für die Wiedereingliederung von Arbeitslosen. Zwölf Jugendliche werden sich um die Aufarbeitung des historischen Autos kümmern, unter fach- und sachkundiger Anleitung natürlich. Dazu wird der Oldie am Donnerstag von Klein-Neundorf in eine Halle nach Holtendorf gebracht. Hier sollen die Arbeiten beginnen. Sie werden mindestens ein Jahr lang dauern, bis das Fahrzeug in einen vorzeigbaren Zustand versetzt ist.

„Wir wollten schon seit Längerem ein größeres Projekt machen“, sagt Linda Döring. Die beteiligten Jugendlichen werden in unterschiedlichen Bereichen tätig sein, von der Metallbearbeitung bis hin zur Dokumentation und Recherche. Mit dabei sind die Ausbildungs- und Beschäftigungsgesellschaft des Berufsfortbildungswerkes und der ABS Robur in Zittau. Dort haben sich die Jugendlichen bereits umgeschaut, ebenso im Feuerwehrmuseum in Zeithain.

Jobcenter und Oldtimerrestaurierung – wie passt das zusammen? Der Kontakt kam über das Görlitzer DRK zustande. Dort wusste man von dem Oldie-Schatz, der seit 30 Jahren sicher in der Scheune stand. „Es ist wirklich ein sehr seltenes Auto“, sagt Markus Kremser vom DRK-Görlitz. Der letzte Eintrag ins Fahrtenbuch stammt von 1987. Damals feierte Klein-Neundorf 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr. Ein entsprechendes Schild pappt immer noch an der Seitenwand des Transporters. Auch zehn Jahre später war der Phänomen zum nächsten Jubiläum unterwegs. Das Nummernschild zeigt immer noch als ersten Buchstaben das Y , neben dem R das Kennzeichen für den Bezirk Dresden. Das Auto hat eine bewegte Vergangenheit. Unter anderem war es in Schönau-Berzdorf im Einsatz. Hier wurde es vermutlich auch als Feuerwehrauto umlackiert. Es folgte Deutsch-Ossig als Einsatzort für Transporte von Feuerwehrleuten und schließlich Klein-Neundorf. Mit der Eingemeindung ging das Fahrzeug an die Stadt Görlitz.

Es wird für die jungen Leute viel zu tun geben und anstrengend sein, sagt Linda Döring. Neben der fachlichen Betreuung gibt es für die Jugendlichen eine sozialpädagogische. Die Beteiligten sind noch nicht reif für den regulären Arbeitsmarkt, sollen auf diese Art und Weise aber herangeführt werden, so die Sachgebietsleiterin.

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