SZ + Niesky
Merken

Corona: Kita-Regeln nerven Eltern

Für Unmut sorgt vor allem die tägliche Gesundheitsabfrage. In Niesky und Waldhufen wird darauf reagiert.

Von Frank-Uwe Michel
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Streng nach Gruppen geteilt ist das Spielgelände in der Nieskyer Kita "Samenkorn". Mit den Corona-Einschränkungen haben sich Erzieher, Eltern und Kinder arrangiert.
Streng nach Gruppen geteilt ist das Spielgelände in der Nieskyer Kita "Samenkorn". Mit den Corona-Einschränkungen haben sich Erzieher, Eltern und Kinder arrangiert. © André Schulze

Getrennte Bringe- und Abholzonen für Krippen- und Kindergartenkinder, Eltern ohne Zutritt. Wer in das Gelände will, darf das nur mit Mund-Nasen-Bedeckung und Mindestabstand. Dazu die täglich aktuell unterschriebene Bestätigung, dass die Kleinen ohne coronatypische Krankheitssymptome sind. 

"Es hat sich eingespielt", findet Juliane Weiß die Situation beim eingeschränkten Regelbetrieb, der seit 18. Mai gilt. Sie leitet die kommunale Kita "Brüderchen und Schwesterchen" in Kodersdorf. Ganz wichtig ist für sie die im Vorfeld jeder Woche durchgeführte Bedarfsabfrage. "Damit wissen wir, wie unsere Kollegen einzuteilen sind." Von 6 bis 17 Uhr hat die Kodersdorfer Kita geöffnet.

Da die Gruppen in stets gleicher Besetzung zusammenbleiben müssen, beginnt die jeweilige Erzieherin ihren Dienst zusammen mit dem ersten Kind und hat erst dann Feierabend, wenn das letzte abgeholt worden ist. "All das ist natürlich sehr personalintensiv. Jetzt packen wir das noch. Schwierig wird es in der Urlaubszeit", sagt Juliane Weiß. Doch die freien Wochen lassen nicht mehr lange auf sich warten.

Mit Schnupfen müssen Kinder zu Hause zu bleiben

Knapp über 80 der in normalen Zeiten 106 Kinder werden aktuell in der Kodersdorfer Kita betreut. Zuweilen werden sie schon mittags abgeholt oder bleiben mal einen Tag zu Hause. "Die Eltern sind sehr verständnisvoll", freut sich die Kita-Chefin. So hätten die Mamas und Papas auch akzeptiert, dass selbst ein banaler Schnupfen Grund dafür sein kann, das Kind nicht in den Kindergarten zu lassen. 

Auch in der von der Diakonissenanstalt Emmaus betriebenen Kita "Samenkorn" in Niesky gibt es ein speziell auf diese Einrichtung zugeschnittenes Sicherheits- und Hygienekonzept. "Wir haben ein großes Haus und unsere sechs Gruppen auf die drei Eingänge aufgeteilt", erklärt Leiterin Cornelia Ernst.

Damit könne die Abstandsregelung gut eingehalten werden. Auf dem Spielgelände unter den großen Bäumen flattern Wimpelketten - auf der einen Seite tummeln sich die Krippenkinder, auf der anderen die Größeren aus dem Kindergarten. "Wir tauschen das tageweise, sodass ein bisschen Abwechslung in die Sache kommt." Die tägliche Gesundheitsabfrage läuft hier inzwischen vereinfacht ab: Von den Kindern wird jeden Morgen ein Monatszettel   verlangt. Vorzeigen reicht, die Eltern müssen nicht mehr unterschreiben.

Verkürzte Öffnungszeiten helfen beim Personaleinsatz

Um mit dem Personal klarzukommen, wurden die Öffnungszeiten im "Samenkorn" verkürzt: Morgens wird die Kita statt um 6 jetzt um 7 Uhr aufgeschlossen. Am Nachmittag muss das letzte Kind 16 statt 16.30 Uhr abgeholt worden sein. "Die Eltern fragen natürlich, wann wir wieder zur normalen Öffnung zurückkehren. Aber das ist unter diesen Bedingungen mit der vorhandenen Belegschaft nicht zu machen", stellt Cornelia Ernst klar. 14 Erzieherinnen kümmern sich um die aktuell 75 der sonst üblichen 85 Kinder. 

Asylkinder fehlen in der Rothenburger Kita

Große Erleichterung spürt man im Rothenburger Kinderhaus Arche, bei dem die Diakonie St. Martin Träger ist. "Wir sind froh, dass der Betrieb - wenn auch eingeschränkt - wieder läuft. Zuvor gab es fast jeden Tag Anfragen", sagt Kristin Linde. Weil das Gebäude mehrstöckig ist, sieht das Hygienekonzept anders aus als in Flachbau-Kitas. "Wir arbeiten mit Hinweisschildern und setzen darauf, dass die Eltern ihre Maskenpflicht erfüllen", erklärt die Chefin. Desinfektion und Abstand halten natürlich inklusive. Auch hier wurde die Öffnungszeit um eine Stunde eingeschränkt. "Das Personal arbeitet oft bis zur Belastungsgrenze. Schwierig wird es in der Urlaubszeit oder wenn sich eine Kollegin krank meldet."

Dass momentan nur 48 der 58 hier angemeldeten Kinder betreut werden, hat einen ganz bestimmten Grund: "Wir haben einige Asylkinder bei uns. Die kommen jetzt nicht. Den Eltern ist das wohl zu gefährlich", begründet Kristin Linde. Wenn sie sich weitere Lockerungen wünschen dürfte, dann die Abschaffung der täglichen Gesundheitsabfrage. Warum? "Wir im Kreis haben doch kaum infizierte Menschen."

Kinderschloss entscheidet über Kindergesundheit

Ähnlich sieht das Monika Kynast vom Kinderschloss Waldhufen. "Viele Eltern schmunzeln über die Unterschriftenaktion, haben aber auch Verständnis." Allerdings geht das Kinderhaus differenzierter als andere Kitas mit der Gesundheitsregelung um. "Mit einem wässrigen Schnupfen nehmen wir die Kinder auf. Wo er eitrig ist, heißt es: Zu Hause bleiben." Die Entscheidung darüber setze viel Erfahrung und großes Fingerspitzengefühl voraus.

"Irgendwie sitzen wir da zwischen Baum und Borke." Deshalb hofft Monika Kynast, dass die Einschränkungen bald ein Ende haben. "In den folgenden Verfügungen sollte Sachsen zum Normalbetrieb zurückkehren und verstärkt die Eltern sensibilisieren, im Interesse aller auf die Gesundheit ihrer Kinder zu achten." Dieser Wunsch wird beim jüngsten Update der Regierung noch nicht erfüllt. Immerhin dürfen ab heute wieder größere Gruppen mit mehreren Erziehern gebildet werden.

Mehr Nachrichten aus Niesky lesen Sie hier.

Mehr Nachrichten aus Görlitz lesen Sie hier.