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Notfall Berggasthof: Warum dauert das so?

Das historische Gasthaus auf dem Oybin muss dringend saniert werden. Seit einem Jahr wird darüber geredet. Aber gebaut werden kann immer noch nicht. Warum?

Von Jana Ulbrich
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Von der neuen Aussichtsplattform an der sanierten Mauer des Kaiserhauses aus sind die Schäden an der Rückseite des Oybiner Berggasthofs deutlich zu erkennen.
Von der neuen Aussichtsplattform an der sanierten Mauer des Kaiserhauses aus sind die Schäden an der Rückseite des Oybiner Berggasthofs deutlich zu erkennen. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

In der glühenden Hitze des letzten Sommers haben Handwerker auf dem Oybin die Mauern des früheren Kaiserhauses saniert. Entstanden ist dabei auch eine neue Aussichtsplattform, die den Besuchern der Burg- und Klosteranlage ganz neue Blicke eröffnet: Einen ins Tal, der ist gigantisch. Aber auch einen Blick geradeaus - und der ist eher erschreckend. 

Es ist der Blick auf die Rückseite des Oybiner Berggasthofs, die bisher so nicht zu sehen war. Und der sagt alles: Das über 100 Jahre alte Gasthaus muss dringend saniert werden. Eine Erkenntnis, die längst nicht neu ist. Schon seit Jahren weiß man in Oybin um den Sanierungsbedarf: Nach jahrelangem Verfall zu DDR-Zeiten war der Gasthof nach der Wende zwar gastronomisch saniert worden und hatte eine heute längst nicht mehr zeitgemäße Nachtstromheizung bekommen, seitdem aber ist in das Gebäude nicht mehr investiert worden.

Mit jedem Jahr aber ist der Sanierungsbedarf gewachsen. Jetzt müssen auch die Wasserversorgung und die Abwasserentsorgung dringend erneuert und die feuchten Grundmauern trockengelegt werden. Im vergangenen Sommer hatte ein Student der Zittauer Hochschule in seiner Diplomarbeit den aktuellen Sanierungsbedarf ermittelt und auf bis zu drei Millionen Euro beziffert.

Wer soll das bezahlen?

Und genau das ist das Problem: "Mit einer Renovierung des Gebäudes ist es in diesem Fall nicht gemacht",  erklärt Oybins Bürgermeister Tobias Steiner (SPD). "Wenn wir das Projekt angehen, dann muss es eins im Ganzen sein, dann gehören der Baugrund, Wasser und Abwasser genauso dazu wie die Frage, ob wir einen richtigen Personenaufzug bauen. Alles andere bringt keinen Sinn." 

Bisher gibt es einen maroden Lastenaufzug, der vom Hausgrund aus direkt in das Gebäude mündet. Die Idee ist, einen Personenaufzug zu bauen, um den Zugang zum Berg auch älteren und behinderten Menschen besser zu ermöglichen. Geklärt werden müssten zudem Fragen des Brandschutzes. Beispielsweise, wie im Falle eines Brandes das Löschwasser auf den Oybin kommt, so der Bürgermeister.

Aber wer soll das alles bezahlen? Tobias Steiner zieht die Stirn in Falten: "Das ist in der Tat die entscheidende Frage." Der Gasthof gehört der Gemeinde Oybin in Erbpacht. Bis 2018 hatte die Gemeinde das Erbbaurecht an den bisherigen Wirt, Hans-Jürgen Brüx, übertragen. Im vergangenen Jahr wurde der Vertrag jedoch gelöst. Derzeit ist Brüx nur noch Mieter im Haus. Der Mietvertrag läuft  Ende dieses Jahres aus.

Die Gemeinde hätte also schon seit über einem Jahr wieder freie Hand auf dem Oybin. Aber ein Beginn der dringend notwendigen Sanierungsarbeiten steht immer noch in den Sternen. Aber wenigstens sind sie jetzt ein Stückchen näher zum Greifen.

Gemeinde lässt nun eine Machbarkeitsstudie erstellen

Auf ihrer Sitzung im März haben die Gemeinderäte jetzt zumindest mal einen Anfang gemacht: Bis Ende des Jahres soll unter Federführung der Zittauer Planungsgesellschaft Risch eine Machbarkeitsstudie erarbeitet werden, die - wie es der Name schon sagt - überhaupt erst einmal aufzeigen soll, was machbar ist und zu welchem Preis. So hat es der Gemeinderat beschlossen. Die Kosten für die Studie sollen zum größten Teil aus einem Förderprogramm des Landkreises kommen.

"Erst wenn die Studie fertig ist, werden wir sehen und entscheiden können, wie es weitergeht", sagt der Bürgermeister. Bis dahin aber werde auf jeden Fall noch einmal ein Jahr ins Land gehen. Und dann müsse man sehen, woher die Gelder für das Millionenprojekt kommen könnten und welche möglichen Fördertöpfe es gibt. 

Steiner hofft in dieser Frage auch auf die Unterstützung der Landesregierung. Immerhin sei der Oybin ja ein Denkmal von europäischem Rang. "Vielleicht könnten wir auch hier Geld aus dem ehemaligen SED-Vermögen bekommen", hofft der Bürgermeister. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) jedenfalls hätte zugesichert, sich dafür einsetzen zu wollen.

Doch selbst bei der alleroptimistischsten Prognose weiß Tobias Steiner: "Wenn wir 2022 bauen könnten, dann wären wir gut." Die Zeit bis dahin will der Bürgermeister aber auch noch nutzen, um gemeinsam mit der Dehoga ein tragfähiges Betreiberkonzept für den Berggasthof zu erarbeiten. "Das Haus hat ja sehr viel Potenzial, das bisher völlig ungenutzt ist", ist Steiner überzeugt. Er könnte sich Mittelalterveranstaltungen und Hochzeiten vorstellen, Fremdenzimmer und Wirtsleute, die vielleicht sogar wie früher auf dem Oybin wohnen. "Alles denkbar", sagt der Bürgermeister.

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