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Ein kleines Zeichen der Solidarität

Eine Zittauer Familie verzichtet auf Geld für eine abgesagte Premiere. Andere handeln ebenso, weil es Kultur und Sport nach Corona auch noch geben soll.

Von Holger Gutte
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Um ein Zeichen zu setzen, verzichtet eine Zittauer Familie auf die Rückzahlung des Geldes für ihre Premierenkarten.
Um ein Zeichen zu setzen, verzichtet eine Zittauer Familie auf die Rückzahlung des Geldes für ihre Premierenkarten. © privat

"Vielleicht hätten wir mehr Werbung darüber machen sollen. Dann würden vielleicht noch mehr Leute so handeln", sagt Regina Gellrich. Es war bei der Zittauerin eine Entscheidung aus dem Bauch heraus, dass sie auf ihr Geld für die Theaterkarten zur Premiere von Johann Wolfgang von Goethes Schauspiel "Iphigenie auf Tauris" verzichten.

Wenn auch nur ein ganz kleines solidarisches Zeichen der Unterstützung für unser Gerhart Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau in Corona-Zeiten: "Wir haben uns bewusst entschieden uns diese Eintrittskarten nicht erstatten zu lassen." Vielleicht gebe es ja Nachahmer, schreibt sie auf Facebook. Regina Gellrich handelt damit frei nach einem afrikanischem Sprichwort: "Wenn viele kleine Leute viele kleine Dinge tun, ..." 

Und das Theater hat sich auch schon bei Gellrichs bedankt und hofft, sie bald wieder im Theater in Zittau oder Görlitz begrüßen zu können. Regina Gellrich und ihr Mann Carsten werden das mit Sicherheit tun. 

"Jeder hat so seine Lieblingsorte"

Die beiden sind schon seit vielen Jahren Mitglied im Theaterverein. Daher spenden sie nicht das erste Mal für die Kultureinrichtung. "Jeder hat so seine Lieblingsorte. Für uns gehört schon immer das Theater mit dazu. Und wir möchten es auch nach Corona nicht missen", sagt die Zittauerin. Der Verein "Freunde des Zittauer Theaters" ruft inzwischen zur Solidarität mit dem Theater auf.

Regina und Carsten Gellrich gehören trotzdem zu den Ausnahmen, die so handeln. "Bisher haben bei uns nur ganz wenige Leute so gehandelt", sagt die Pressereferentin des Theaters, Maria Reich. Die große Mehrheit möchte das Geld für die abgesagten Aufführungen zurück oder einen Gutschein als Gegenwert.

Schöne Gesten für das Westpark-Center

Derartige Anfragen häufen sich gerade auch im Westpark-Center in Zittau. Geschäftsführer Heiko Wasser bittet die Kunden um Geduld. Eigentlich hätte es bei ihm am 3. und 4. April zwei Veranstaltungen mit Ostrock beziehungsweise der Rammstein-Coverband Feuerengel gegeben. "Die Leute wenden sich an uns, weil sie ihr Geld für die Karten zurückhaben wollen, aber ich kann es ihnen im Moment nicht auszahlen, weil ich nichts buchen darf", sagt er. 

Eine schöne Geste, über die er sich gefreut hat, haben unabhängig voneinander zwei Kunden bei ihm gezeigt. Sie verzichten auf das Geld von jeweils zwei Karten für beide Veranstaltungen. "Aber das ist die Ausnahme. Die Leute brauchen keine Angst haben, sie bekommen ihr Geld zurück", fügt er hinzu. 

Beim Hauptgeschäft des Westpark-Centers sieht es dagegen schon etwas anders aus. Mit täglich über 600 Besuchern ist die Sport- und Freizeitanlage stark frequentiert. Bei den Fitness-Verträgen für den Sportbereich hat Heiko Wasser den April-Beitrag ausgesetzt.

Über zehn Leute wandten sich danach an das Westpark-Center, weil sie den Beitrag trotzdem abgebucht haben möchten. "Wir wollen gern wiederkommen und mithelfen, dass es erhalten bleibt", haben einige mitgeteilt, schildert er Geschäftsführer. 

Veranstalter kämpft nach 49 Jahren ums Überleben

Auch die beliebte Live-Tour „Immer wieder sonntags … unterwegs“ mit Stefan Mross und anderen Künstlern im Messe- und Veranstaltungspark Löbau ist abgesagt. Die Veranstaltung soll im nächsten Jahr nachgeholt werden. Für den Rückkauf der Karten ist der Veranstalter zuständig - in dem Fall das Thomann-Management in Bamberg.

Auf ihrer Homepage wirbt das Unternehmen für Geduld und Verständnis für die Unterhaltungsbranche. "Es bedarf einiges an Zeit alle Absagen zu koordinieren und für jede eine individuelle Lösung zu finden. Wir bemühen uns um Konzert-Verlegungen. Doch auch wir mussten unser Büro-Team wegen Corona reduzieren und tun unser Möglichstes", heißt es dort. Nach 49 Jahren kämpfen sie nun sogar ums Überleben.

"Wir haben große Einbußen und hoffen auch ein wenig auf die Solidarität der Kunden", sagt Junior-Geschäftsführer Stephan Thomann. Deshalb appelliert Thomann-Management an die Ticketkäufer sich solidarisch mit Konzertveranstaltern zu zeigen und auf Rücknahme und Auszahlung der Ticketgelder zu verzichten, um so das Überleben der Kulturschaffenden zu ermöglichen. "Bei Ihnen geht es um ein oder zwei Konzertkarten mit einem Wert von 50 oder 100 Euro. Bei uns geht es in diesem Fall für die über 80 Konzertabsagen bis April um über 40.000 Tickets", berichtet das Management.

Für den Veranstalter bedeutet das beispielsweise einen Verlust für bereits geleistete Investitionen wie Werbung, Hotelkosten, Mieten von weit über 300.000 Euro. Die Personal- und Betriebskosten laufen weiter, während null Einnahmen zu verbuchen sind, heißt es.

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