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Diagnose: Brustkrebs

Die Löbauerin Birgit Waldstein hat das erlebt. Und dennoch nicht den Lebensmut verloren. Geholfen hat ihr auch ein Angebot im hiesigen Brustzentrum.

Von Romy Altmann-Kuehr
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Birgit Waldstein hatte Brustkrebs.
Birgit Waldstein hatte Brustkrebs. © Rafael Sampedro

Brustkrebs - das ist wohl eine der schlimmsten Diagnosen, die sich Frauen vorstellen können. 75.000 Frauen bekommen sie jährlich in Deutschland. Das heißt, jede Zehnte erkrankt im Laufe ihres Lebens. Auch Birgit Waldstein aus Löbau hat den Alptraum erlebt. Ihren Lebensmut hat die lebenslustige Frau dennoch nicht verloren. Sie möchte anderen Frauen Mut machen, sich von so einer Diagnose nicht unterkriegen zu lassen und erzählt, was ihr geholfen hat. 

Bei einer Routineuntersuchung beim Frauenarzt wurde der Tumor entdeckt. Im Herbst 2018 war das. Da war Birgit Waldstein gerade knapp über 50 Jahre alt, stand mitten im Leben. Sie arbeitete im Fachkrankenhaus Großschweidnitz als Pflegedienstleiterin in der Klinik für forensische Psychiatrie, also im geschlossenen Vollzug. Mit Drogen- oder Alkoholabhängigen hat sie es dort zu tun, die Patienten sind ausschließlich Männer. Ein harter Job, der ihr aber viel Spaß macht. Dass sie ihn schon ein Jahr nach der schlimmen Diagnose wieder antreten konnte, verdankt sie nicht nur ihrem ungebrochenen Lebenswillen und der Unterstützung von Familie und Freunden. 

Viel Unterstützung habe sie auch im Brustzentrum am Ebersbacher Krankenhaus erfahren, erzählt sie. Zusammen mit dem Sebnitzer Krankenhaus bildet das Klinikum Oberlausitzer Bergland das Brustzentrum Ostsachsen. Das Zentrum versteht sich als zentrale Anlaufstelle für betroffene Patientinnen. Von der Diagnostik über die Behandlung und psychologische Betreuung bis hin zur Nachsorge wird hier alles koordiniert. 

"So siehst du in ein paar Wochen auch aus"

Dabei geht's auch ums Wohlbefinden der betroffenen Frauen. Regelmäßig bieten alle drei Standorte Kosmetikseminare für Krebspatientinnen an. Denn damit umzugehen, dass Gesicht und Körper sich durch Chemo- und Strahlentherapie verändern, ist für die Frauen nicht leicht. Unterstützt werden die Kurse von der DKMS Life. Bundesweit bietet diese gemeinnützige Gesellschaft die Patientenprogramme zu den Themen Kosmetik, Gesichtspflege und Kopfbedeckung, um Krebspatientinnen neue Hoffnung und Lebensfreude zu schenken. Die DKMS Life stellt auch eine Kosmetikexpertin, die den Patientinnen zur Seite steht.

An so einem Kosmetikkurs hat Birgit Waldstein während ihrer Krankheit gleich dreimal teilgenommen. "Das ist auch für die Seele gut", sagt sie. Denn irgendwie sei man doch isoliert und mit der Krankheit auf sich gestellt. "Dort trifft man Frauen, die ebenfalls betroffen sind. Die verstehen dich, haben alle die gleichen Probleme." Ein bisschen schockiert war Birgit Waldstein trotzdem, als sie zum ersten Kurs ging. Das war schon kurz nach ihrer ersten Chemotherapie gewesen. Sie hatte den Aushang dafür bei ihrem ersten Termin im Brustzentrum gesehen und gleich beschlossen, hinzugehen. "Ich wollte alles mitnehmen, was mir irgendwie hilft." Im Kurs traf sie dann auf Frauen, die schon länger mit der Krankheit kämpften, keine Haare mehr hatten. "Da war ich schon erschrocken. Ich dachte: So siehst du in ein paar Wochen auch aus." 

Sie blieb trotzdem - und ist heute froh darüber. Sie erhielt nicht nur wertvolle Tipps, sondern konnte sich auch mit anderen Betroffenen austauschen. "Dieser Erfahrungsaustausch ist in so einer Situation enorm wichtig", sagt die 52-Jährige. Und schließlich tue es auch gerade in dieser Lage gut, etwas für sich und sein Äußeres zu tun. Die Frauen erhalten im Kurs kostenlos ein Kosmetiktäschchen mit allerhand Produkten rund um die Schönheit. Eine Kosmetikerin gibt Tipps, wie man das von der Krankheit gezeichnete Gesicht aufhübschen kann. "Ich habe zum Beispiel gelernt, dass es sogar Wimpern-Toupés gibt", erzählt Birgit Waldstein. 

Zu den Utensilien gehört auch ein Tuch, die Frauen bekommen gezeigt, wie man das um den Kopf wickeln kann, um die fehlenden Haare zu kaschieren. Birgit Waldstein hat es nur zum Schlafen benutzt. "Man friert tatsächlich am Kopf, wenn man keine Haare hat." Sie erzählt das ganz selbstverständlich, spricht sehr offen über ihre Erkrankung. 

Wimpern und Augenbrauen weg

"Natürlich hat man auch mir die Krankheit angesehen", sagt Birgit Waldstein rückblickend. Irgendwann waren auch die Wimpern und Augenbrauen weg. "Da sieht das Gesicht echt tot aus. Aber ich bin immer rausgegangen, habe mich nie versteckt." Selbst die Kollegen auf der Arbeit hat sie besucht, hat die fehlenden Haare mit einer Mütze verdeckt. "Meine schlimmste Zeit hatte ich ja zum Glück im Winterhalbjahr." - Wieder so ein Satz, der Birgit Waldsteins Lebensmut zeigt. Sie lässt sich einfach nicht unterkriegen und macht aus jeder Situation das Beste. "So blöd diese ganze Situation auch ist - ich habe so viel Gutes erfahren und Neues gelernt."   

Als ihr während der Krankheit zu Hause die Decke auf den Kopf fiel, meldete sie sich zu einem Pilates-Kurs an. "Klar ging es mir unter der Chemo oft nicht gut", erzählt sie. Aber zu Hause sitzen und sich gehenlassen, das ist einfach nicht ihr Ding. Bis heute geht sie zum Reha-Sport. 

Eine Panikattacke nach der Chemo

Lediglich nach der ersten Chemotherapie bekam sie kurzzeitig Panik. "Da ging ich noch arbeiten und dachte: Was machst du, wenn dir jetzt über Nacht die Haare ausfallen?" Der Chemotherapie folgte bei Birgit Waldstein eine OP, dann die Bestrahlung und eine dreiwöchige Reha-Kur. Im Oktober vorigen Jahres ist sie wieder in ihren Job am Fachkrankenhaus in Großschweidnitz eingestiegen, arbeitet wieder Vollzeit als Pflegedienstleiterin in der Psychiatrie.

Die Krankheit hat bei Birgit Waldstein aber nicht nur einen großen Lebenswillen hervorgerufen. Sie will nun auch andere in einer besonders schweren Zeit unterstützen: Birgit Waldstein macht derzeit eine Ausbildung zur Sterbebegleiterin beim ehrenamtlichen Hospizdienst. 

Die nächsten Kosmetikkurse für Krebspatientinnen sind am 6. Mai und am 14. Oktober in Zittau sowie am 27. Mai und 17. November am Standort Ebersbach. Anmelden können sich Interessentinnen unter: 03586 762 1012 oder per E-Mail: [email protected].

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