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Schüler brutal überfallen und gefilmt

Ein jugendlicher Schläger zertrümmert seinem Opfer in einer Löbauer Grünanlage den Kiefer. Jetzt beschäftigt sich das Innenministerium mit dem Fall.

Von Markus van Appeldorn
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Hier hinter der Turnhalle des Geschwister-Scholl-Gymnasiums geschah die brutale Attacke.
Hier hinter der Turnhalle des Geschwister-Scholl-Gymnasiums geschah die brutale Attacke. © Markus van Appeldorn

Die "Katholische Anlage" in Löbau ist ein bei Spaziergängern beliebter Grüngürtel. Hier verläuft hinter dem Geschwister-Scholl-Gymnasium und der Katholischen Kirche ein Fußweg, der die Maschinenhausstraße mit der August-Bebel-Straße verbindet. Auch Jugendliche halten sich gerne in Gruppen dort auf. Seit einigen Tagen nun kursiert in den Sozialen Netzwerken ein Video einer regelrechten Jugend-Gang, das diesem Ort die Unschuld nimmt, ihn gar zu einem Angstraum machen könnte. 

Das Video entstand nach SZ-Informationen am Nachmittag des vergangenen Montags, 6. Juli. Zu diesem Zeitpunkt hielt sich eine Gruppe Jugendlicher bei den Bänken hinter der Turnhalle des Gymnasiums auf. Augenscheinlich wurde es von einem Jugendlichen aus dieser Gruppe mit einem Smartphone aufgenommen. Und das Video macht den Eindruck, dass es ganz bewusst aufgenommen wurde, um die darin abgebildete Attacke zu dokumentieren. Der Film setzt nämlich genau in dem Moment ein, als ein Jugendlicher aus der Gruppe einen nicht zur Gruppe gehörenden Jugendlichen aufhält, der aus Richtung Maschinenhausstraße des Weges kommt.

Das Video zeigt, wie der Schläger seinem Gegenüber erst zweimal die Faust ins Gesicht rammt - das Opfer torkelt von der Wucht der Schläge. Ohne Gegenwehr zu leisten, versucht der getroffene Jugendliche weiterzugehen. Doch der Schläger setzt ihm nach, attackiert ihn weiter von hinten mit Fußtritten. Erst in diesem Augenblick greifen andere aus der Gruppe ein, trennen den Schläger von seinem Opfer. Humpelnd scheint dieser zunächst entkommen zu können. Der ganze Vorfall dauert etwa 30 Sekunden.

SZ verlinkt das Video, das der Redaktion vorliegt, bewusst nicht. SZ berichtet nicht in identifizierender Weise über jugendliche Tatverdächtige.

Gerüchte über den jugendlichen Schläger

Das Video kursiert mittlerweile in verschiedenen Gruppen in den Sozialen Medien. In einer davon äußert jemand dazu das Gerücht, dass der jugendliche Täter an seiner ehemaligen Schule, der Pestalozzi-Oberschule in Löbau, für Angst und Schrecken unter seinen Mitschülern gesorgt habe. Auch der vollständige Name und weitere Bilder des Täters werden dort gezeigt. Bekannt wurde das Video nach Informationen von SZ dadurch, weil der Täter oder der Filmer das Video auf ihren eigenen Internetauftritt hochgeladen haben - absichtlich oder versehentlich aber nicht als "privat", sondern für jedermann sichtbar.

Der scheidende Schulleiter der Pesta, Hans-Jürgen Gerk, kennt das Video und ist schockiert. Er betont gegenüber SZ, der Vorfall habe nichts mit der Schule zu tun. Der ehemalige Schüler habe das nun zu Ende gehende Schuljahr mit einem qualifizierten Hauptschulabschluss beendet. "Es gab mit dem Jungen keine Vorfälle an der Schule", begegnet er den Gerüchten im Netz. 

Doch obwohl der Vorfall mit der Schule nichts zu tun habe, sah sich das Kollegium nach Gerks Angaben bemüßigt, den Vorfall auf der schuleigenen Internetseite zu verurteilen. Und dann gibt es doch noch einen Bezug zur Schule. Mit seinem qualifizierten Abschluss könnte der jugendliche Täter im nächsten Schuljahr auch die 10. Klasse besuchen. "Eventuell weigern sich die Kollegen, den Jungen weiter zu unterrichten", so Gerk. Mit dem Vorgang seien nun sowohl das Innenministerium und das Schulamt, als auch das Gymnasium befasst. Denn bei dem Opfer handelt es sich dem Vernehmen nach um einen Schüler des Gymnasiums.

Verdacht auf weitere Straftaten aus der Gruppe

Das 17-jährige Opfer wurde durch die Attacke schwer verletzt. In einigen Gruppen heißt es, er habe einen doppelten Kieferbruch davongezogen und werde in Dresden behandelt. Eine Kontaktaufnahme zum Vater des Jungen zur Bestätigung dieser Angaben gelang SZ bislang nicht. Jedoch hat der Vater selber diese Angabe in einer Internet-Gruppe gemacht.

Die Polizei ermittelt nun wie SZ auf Anfrage erfuhr wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung gegen den 17-jährigen türkischen Jugendlichen, der zugeschlagen hat. "Darüber hinaus laufen zwei weitere Verfahren wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung. Sie stehen wahrscheinlich in einem örtlichen sowie zeitlichen Zusammenhang mit dem oben benannten Fall", heißt es dazu weiter von der Polizei. Denn der auf dem Video festgehaltene Angriff war offensichtlich nicht die einzige Straftat aus dieser Gruppe heraus. "Bei den Beschuldigten handelt es sich um eine 16-jährige und eine 14-jährige Deutsche. Zum einen stehen beide im Verdacht, eine 14-Jährige angegriffen zu haben. Zum anderen soll die 16-Jährige eine noch unbekannte Geschädigte attackiert haben", teilt die Polizei mit. 

SZ hat auch bei der Stadt Löbau um eine Stellungnahme zu dem brutalen Vorgang im öffentlichen Raum gebeten. Von dort heißt es: "Das Video ist uns bekannt, für solche Sachverhalte zuständige Stellen sind informiert worden. (Zuständigkeitsbereich der Landespolizei). Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unseres Vollzugsdienstes sind zur Wahrnehmung ihrer Aufgaben ständig im gesamten Stadtgebiet im Einsatz."

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