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Manpower für den Hochwasserschutz

Die Feuerwehr Riesa übt am Hafen erstmals den Aufbau der neuen Schutzwand – mit Erfolg.

Von Christian Kluge
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Die Feuerwehr baut hier die Hochwasserschutzwand an der Zufahrt zum Riesaer Hafen auf. Zwischen den massiven Metallpfosten werden Aluminiumplatten eingelassen.
Die Feuerwehr baut hier die Hochwasserschutzwand an der Zufahrt zum Riesaer Hafen auf. Zwischen den massiven Metallpfosten werden Aluminiumplatten eingelassen. © Sebastian Schultz

Riesa. Bei herrlichem Spätsommerwetter kamen die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Riesa am Sonnabend ordentlich ins Schwitzen. Die rund 30 Einsatzkräfte waren in voller Montur am Hafen angerückt, um den Aufbau der mobilen Hochwasserschutzmauer zu proben. „Die ist bisher nur einmal im Zuge der Abnahme im Jahr 2017 errichtet worden“, erklärt Olaf Fischer von der Landestalsperrenverwaltung, die unter anderem für die Sicherheit der Deiche und den Hochwasserschutz verantwortlich ist.

Gemeinsam mit seiner Kollegin Kornelia Hartung – übrigens die einzige Flussmeisterin in Sachsen – verfolgt Fischer aufmerksam, wie nach und nach das zwei Meter hohe und 40 Meter lange Bollwerk aus massiven Metallpfosten und Aluminiumplatten an der Zufahrt zum Hafen errichtet wird. Teilweise zumindest, denn die Ein- und Ausfahrt für die Lkws wurde bei laufenden Betrieb natürlich gewährleistet.

Peter Kunze (links) und sein Team am entscheidenden Schieber im Boden.
Peter Kunze (links) und sein Team am entscheidenden Schieber im Boden. © Sebastian Schultz

Zunächst musste das gesamte Material aber, bis acht Uhr früh erst einmal angeliefert werden, denn gelagert werden die Teile in Containern am Gröbaer Feuerwehrhaus. „Beim Transport hilft uns Feralpi, weil wir so ein Fahrzeug mit Kran nicht besitzen“, sagt Robert Gudat, der seit 1. Januar Chef der Riesaer Feuerwehr ist. Die Metallpfosten sind für den Transport auf Bodenplatten verschraubt worden und werden dann am Hafen mit großen Schrauben im Boden befestigt. „Das Fundament der Pfosten ist rund 40 Zentimeter tief im Boden verankert, damit die im Hochwasserfall dem Wasserdruck standhalten können“, sagt Olaf Fischer.

Nach zwei Stunden ist alles erledigt

Zwischen den Pfosten werden dann doppelwandige Aluminiumplatten von den Feuerwehrleuten eingelassen, die Gummilippen haben und abschließend noch mit zwei Schrauben von oben komprimiert werden. „Sicher tröpfelt da immer noch ein bisschen Wasser durch“, weiß Kornelia Hartung. Doch damit kommen die Einsatzkräfte dann problemlos zurecht – vorausgesetzt, sie haben eine wichtige Sache nicht vergessen.

„Dieser Schieber hier darunter“, erklärt Olaf Fischer und zeigt auf ein kleines rundes Loch im Boden, „der muss immer zugeschraubt werden. Sonst drückt das Wasser durch die Schachtanlagen und wir haben auf der anderen Seite der Mauer irgendwo einen artesischen Brunnen, wo durch den Druck alles heraussprudelt.“ Dann wäre der ganze Hochwasserschutz für die Katz.

Die letzten Schrauben erwiesen sich diesmal noch als echter Klemmer.
Die letzten Schrauben erwiesen sich diesmal noch als echter Klemmer. © Sebastian Schultz

Und was auch ganz wichtig ist, erklärt Wehrleiter Peter Kunze seinen jüngeren Kameraden: „Wenn die Aluteile eingesetzt sind, dann müssen sie oben mit zwei Schrauben noch komprimiert werden – und zwar gleichmäßig links und rechts, sonst verkanten sie und schließen nicht richtig ab.“ Und genau das passiert bei der Premiere, allerdings erst beim Abbau. Denn auch dabei muss gleichmäßig gelockert werden. „Noch Fragen“, sagt Kunze in die Runde. „Sonst gibt’s jetzt eine Raucherpause und dann können wir wieder alles abbauen.“

Da ist es gerade mal zehn Uhr. Die Feuerwehr war sehr schnell bei ihrer Aufbau-Premiere, aber: „Im Hochwasserfall sind hier nur sechs bis sieben Leute im Einsatz und nicht 30 wie jetzt“, weiß Olaf Fischer. Doch einer der Zuschauer wirft ein: „Da gibt es aber im Notfall auch viele freiwillige Helfer, die nur richtig angeleitet werden müssen.“ Und genau aus diesem Grund war die Feuerwehr mit so vielen Kräften bei der Übung dabei.

Übung soll jährlich wiederholt werden

Robert Gudat sagt dazu, während seine Kollegen jeweils zu zweit die schweren Metallpfosten abbauen: „Wir haben auf unserer Hauptstelle natürlich einen Plan vom Aufbau und uns vorher auch damit beschäftigt. Es geht um Learning by Doing, damit jeder weiß, wie es geht. Dabei ist dann Manpower wichtig. Und wir machen diese Übung ab jetzt jedes Jahr.“

Auch Kornelia Hartung kann am Ende zufrieden nach Hause gehen. Die studierte Ingenieurin für Wasserwirtschaft ist schon seit 1981 in Riesa dabei, früher bei der Wasserwirtschaftsdirektion, die seit 1994 Landestalsperrenverwaltung heißt. „Ich bin seit 2002 auch Flussmeisterin“, sagt die schlanke Frau, in deren Arbeitsbereich bei der Flussmeisterin Riesa noch viel mehr als die rund 80 Kilometer Hochwasserschutzdeiche und 1,7 Kilometer Hochwasserschutzwände fällt. Was genau, können Interessierte auf der Homepage des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft (Smul) nachlesen.

Die Wand ist rund 40 Meter lang und zwei Meter hoch. Im Hochwasserfall soll sie von nur sechs bis sieben Personen aufgebaut werden.
Die Wand ist rund 40 Meter lang und zwei Meter hoch. Im Hochwasserfall soll sie von nur sechs bis sieben Personen aufgebaut werden. © Sebastian Schultz