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Mehr Neubau als Abriss in Sachsen

Die Wohnungsgenossenschaften schaffen Platz für junge Familien. Doch sie planen jetzt vorsichtiger.

Von Georg Moeritz
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Viel Geld haben Sachsens Genossenschaften in den Neubau von Wohnungen investiert.
Viel Geld haben Sachsens Genossenschaften in den Neubau von Wohnungen investiert. © Christophe Gateau/dpa (Symbolbild)

Dresden. Obwohl immer mehr Zimmer auf dem Lande leer stehen, haben sächsische Wohnungsgenossenschaften im vergangenen Jahr rund 400 neue Wohnungen gebaut. Zugleich rissen sie etwa 250 alte Wohnungen ab, berichtete am Mittwoch in Dresden Mirjam Luserke. Die Juristin ist Nachfolgerin von Axel Viehweger im Vorstand des Verbands Sächsischer Wohnungsgenossenschaften. Sie will mit Landespolitikern über Zuschüsse für Abriss und Aufzüge verhandeln.

Zu den Neubauten gehört der Wohnpark Sonnenblick in Riesa mit 21 Wohnungen, darunter fünf Vier-Raum-Wohnungen. Solche Räume für junge Familien fehlten laut Luserke bisher im Bestand. Manche Genossenschaften ließen kleine Wohnungen zusammenlegen. Dennoch ging auch in Riesa der Abriss weiter, wie in Weißwasser, Zwickau, Delitzsch und Schwarzenberg. Von den Neubauten entstanden mehr als die Hälfte in den Großstädten.

Der Wohnpark Sonnenblick in Riesa
Der Wohnpark Sonnenblick in Riesa © Sebastian Schultz

Der Leerstand in den Genossenschaftswohnungen ist laut Verband voriges Jahr von 8,2 auf etwa 8,5 Prozent gestiegen. An der Neiße und um Zwickau steht in manchen Genossenschaften jede fünfte Wohnung leer, sodass der Abriss weitergeht. Doch gestiegen sind auch die Subventionen für den „Rückbau“: Aus der Städtebauförderung können jetzt 110 statt 70 Euro pro Quadratmeter beantragt werden. Laut Verbandsreferent Sven Winkler reicht das allerdings nicht für die Methode Teilabriss, bei der nur obere Etagen in Wohnblöcken ohne Aufzug abgetragen werden.

Mirjam Luserke, Vorstand des Verbandes Sächsischer Wohnungsgenossenschaften
Mirjam Luserke, Vorstand des Verbandes Sächsischer Wohnungsgenossenschaften © SZ/Georg Moeritz

Erstmals haben die 209 Genossenschaften des Verbandes innerhalb eines Jahres über 500 Millionen Euro investiert. Davon entfielen 400 Millionen auf Instandhaltung und Modernisierung. Manche Neubauten verzögerten sich, weil Handwerker schwer zu bekommen waren oder Preise stiegen. Laut Statistischem Landesamt wurde der Wohnungsneubau um 5,3 Prozent teurer. Winkler rechnet dennoch damit, dass sächsische Genossenschaften in den nächsten Jahren jeweils 300 bis 600 neue Wohnungen bauen. Geplant werde allerdings nur schrittweise.

Bei den Modernisierungen achten die Vermieter laut Luserke zunehmend darauf, für die älter werdenden Bewohner Schwellen zu entfernen und bodengleiche Duschen einzubauen. Ein barrierefreier Umbau koste rund 25.000 Euro pro Wohnung. Für einen typischen Aufzug sei mit etwa 150.000 Euro zu rechnen – und Folgekosten wie Wartung und Notdienst. Das Ziel Treibhausgasneutralität bis 2050 werde die sächsischen Genossenschaften pro Jahr bis zu 250 Millionen Euro kosten. Da die Mieten nicht stark steigen sollen, verlangt der Verband dafür neue Zuschüsse.

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