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Mit Bier gegen Vandalismus

Immer wieder gibt's in Schönbach Probleme mit Zerstörungen an der Lochbergaussicht. So halten ein paar Engagierte dagegen. 

Von Romy Altmann-Kuehr
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Beste Aussichten: Auf der Lochbergaussicht in Schönbach gibt's neue Bänke.
Beste Aussichten: Auf der Lochbergaussicht in Schönbach gibt's neue Bänke. © Rafael Sampedro

Dieser Blick! Wer noch nicht in die Oberlausitz verliebt ist mit ihren sanften grünen Bergen und den niedlichen Häusern, die sich zwischen die Hügel kuscheln - hier ist es bestimmt um jeden geschehen. Von der Lochbergaussicht in Schönbach kann man weit ins Land schauen, nebenan rauscht das Maisfeld, ein paar große Bäume spenden Schatten, zu Füßen liegt das Dorf. Viele Schönbacher kommen gern hierher, nach Feierabend oder zum Sonntagsspaziergang. 

Aber nicht alle Besucher genießen nur die Aussicht. Immer wieder wird randaliert, der Rastplatz zerstört. Sogar das Dach eines Unterstandes ist schon abgefackelt worden. Die aufwendig gestaltete Infotafel mit Erklärungen zu den Bergen ringsum musste auch schon mehrfach erneuert werden. Hier oben, etwas abseits vom Dorf, fühlen sich wohl immer wieder Einige unbeobachtet und lassen ihrer Zerstörungswut freien Lauf. Zu Himmelfahrt ist es immer besonders schlimm. Da gibt es auf der Lochbergaussicht regelmäßig Randale. 

Zwei Schönbacher ärgert das besonders. Uwe Wabnitz pflegt seit etwa zehn Jahren den Aussichtspunkt. Auf eigene Kappe in seiner Freizeit. Vor rund 20 Jahren hatte die Gemeinde den Aussichtspunkt angelegt mit Bänken zum Verweilen, Müllkörben und einer Infotafel. "Mein Vater hat das damals in einer ABM alles mit aufgebaut", erzählt Wabnitz. Ein paar Jahre sah es gut aus auf der Aussicht, dann verkam das Gelände immer mehr. Uwe Wabnitz wollte das nicht länger mit ansehen und kümmert sich um die Anlage. Er mäht den Rasen, leert die Papierkörbe, verschneidet Bäume. Und mittlerweile unternimmt er regelmäßig auch Kontrollgänge, damit die abendlichen Treffs hier nicht aus dem Ruder laufen. 

Daniel Neitsch ist ebenfalls Schönbacher - und das sehr gerne. In Schönbach sei immer was los, es gebe etliche Vereine, die auch untereinander gut zusammenarbeiten. "Aber ich arbeite in drei Schichten", sagt Neitsch. In einen Verein gehen könne er deshalb aus Zeitgründen nicht. "Ich will trotzdem etwas für meinen Ort tun", so der junge Schönbacher. Vor ein paar Jahren hatte er die Idee, eine Facebookseite für Schönbach zu erstellen. Dort postet er gemeinsam mit ein paar Mitstreitern Bilder, Neuigkeiten und Historisches aus Schönbach. Auch ihn ärgert die Zerstörungswut auf der Lochbergaussicht. Beide Männer taten sich zusammen. Sie wollen den Aussichtspunkt noch schöner machen - und vor allem für Ruhe und Ordnung sorgen. 

Damit Besucher die Ruhe hier genießen können, haben die Ehrenamtlichen jetzt neue Bänke beschafft. Die finanzierten sie mit einer pfiffigen Idee: Daniel Neitsch stellte für 2019 einen Fotokalender zusammen mit Motiven aus Schönbach. Mehrere Hobbyfotografen lieferten tolle Ortsansichten dafür. Sechs Monate hat die Vorbereitung gedauert, bis der Kalender gedruckt werden konnte. Schließlich ging der Kalender sprichwörtlich weg wie warme Semmeln. Die ursprünglich gedruckten 150 Stück reichten nicht aus. Insgesamt 360 Stück wurden letztlich hergestellt. Gekauft haben sie nicht nur Ortsansässige, erzählt Daniel Neitsch. Er und seine Unterstützer verschickten sie in großer Zahl auch an Weggezogene, die sich ein Stück Heimat nach Hause holen wollten. 

Mit dem Schönbach-Kalender hat eine Gruppe Schönbacher Geld eingenommen, um neue Bänke für die Lochbergaussicht anzuschaffen. 
Mit dem Schönbach-Kalender hat eine Gruppe Schönbacher Geld eingenommen, um neue Bänke für die Lochbergaussicht anzuschaffen.  © Rafael Sampoedro

Die drei vom Kalendergeld gefertigten Bänke stehen nun. "Sie sind sozusagen echte Schönbacher Arbeiten", sagt Uwe Wabnitz. Das Gestell baute ein Schmied aus dem Ort, die Latten bearbeitete ein Hobbytischler aus Schönbach. Ein anderer aus dem Dorf baute die Fundamente. Denn die Bänke wurden einbetoniert. "Zur Sicherheit", sagt Wabnitz. Zur öffentlichen Rundwanderung zum Tag der Oberlausitz sind die neuen Bänke offiziell eingeweiht worden.

Weil die Kalender-Idee so gut ankam, ist inzwischen schon ein Exemplar für 2020 in Arbeit, berichtet Daniel Neitsch. Was mit den Einnahmen aus dem Verkauf dann passieren soll, weiß er noch nicht. Er will eine Umfrage starten auf der Schönbacher Facebookseite, was sich die Schönbacher wünschen. "Auf jeden Fall soll das Geld eins zu eins dem Ort zugute kommen." 

Außerdem schauen Uwe Wabnitz und Daniel Neitsch weiterhin auf der Lochbergaussicht  nach dem Rechten. Erst vor wenigen Tagen fand Daniel Neitsch morgens wieder eine Menge zerschlagener Flaschen und anderen Unrat vor. "Das muss man gleich in Ordnung bringen. Je schlimmer es aussieht, desto geringer ist die Hemmschwelle", ist seine Erfahrung. Neitsch wohnt in Sichtweite zum Lochberg. Wenn er von seinem Haus aus sieht, dass sich eine Gruppe hier oben tummelt, kommt er rauf und sieht nach. Auch diese Präsenz helfe gegen die Zerstörungswut. Und zu Himmelfahrt, wenn es besonders heiß hergeht, haben die beiden Schönbacher und weitere Helfer eine besondere Strategie gegen den Vandalismus entwickelt. Sie verbringen den Tag selbst auf der Lochbergaussicht, bringen ein, zwei Kästen Bier mit, wie es eben am Männertag üblich ist. Gesellen sich andere Wanderer dazu, bekommen sie auch was ab. "So sind alle zufrieden - und wir haben unter Kontrolle, was hier passiert."

Aber warum betreiben die Männer diesen Aufwand in ihrer Freizeit? "Ich will mithelfen, dass Schönbach attraktiv zum Leben bleibt", so Daniel Neitsch. Dazu gehöre auch, dass man gemeinsam etwas schafft und sich engagiert. "Sonst ziehen ja immer mehr junge Leute weg." Aus seiner ehemaligen Schulklasse wohnt mindestens die Hälfte nicht mehr im Ort.

Das Gipfelbuch auf der Lochbergaussicht, das ein bisschen versteckt und wetterfest verpackt in einer Tupperdose aufbewahrt wird, ist voll von positiven Einträgen. Die Besucher schwärmen geradezu von der Aussicht, der Atmosphäre, der Landschaft, diesem idyllischen Ort. "Das ist für uns die beste Bestätigung für unsere Arbeit hier oben", sagen Uwe Wabnitz und Daniel Neitsch. 

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