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Wie funktioniert das Online-Lernen?

Die digitale Schule kam quasi über Nacht. Eine Meißner Familie erzählt, wie ihr Alltag zu Hause aussieht

Von Uta Büttner
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Seit einer Woche müssen die Schüler digital lernen. Die Online-Plattform "Lernsax" lässt Schülerin Lea manchmal verzweifeln.
Seit einer Woche müssen die Schüler digital lernen. Die Online-Plattform "Lernsax" lässt Schülerin Lea manchmal verzweifeln. © Claudia Hübschmann

Meißen. Aufregung und Ratlosigkeit. So kann man die ersten Tage nach Ankündigung der Schulpflichtaussetzung beschreiben. Online-Lernen heißt es seit einer Woche. Lehrer, Schüler und Eltern hatten keine Zeit, sich darauf vorzubereiten. 

Es ist Mittag 12 Uhr, zu Hause bei Familie Hübschmann in Meißen. Keine gute Zeit, sich Schulaufgaben online herunterzuladen. Die Server scheinen überlastet zu sein. Lea geht in die 7. Klasse am Franziskaneum, will sich bei der digitalen Lernplattform „Lernsax“ anmelden. Es erscheint eine Fehlermeldung. „Das passiert manchmal“, sagt die 13-jährige Schülerin. Und auch der frühe Abend ist eine ungünstige Zeit, meistens funktioniert es dann gar nicht. „Ich gucke früh rein“, sagt Lea. „Am ersten Tag ging überhaupt nichts. Ich dachte, ich drehe durch“, sagt Mutter Anne Hübschmann. „Jetzt wird es langsam besser.“ Geduld ist jedoch nach wie vor gefragt.

Bereits vor sieben Uhr früh arbeitet Lea heute schon, Matheaufgaben standen zuerst auf ihrem Plan. Sie ist ganz und gar nicht glücklich über das Online-Lernen. „Ich habe Angst, dass ich den Anschluss verliere.“ Damit meint sie vor allem Chemie. Sie versteht die Aufgabenstellung nicht. Dabei hat Lea noch Glück, ihre Eltern können ihr helfen. Aber es ist eine große Belastung, auch für sie. „Wenn diese Zeit vorbei ist, kann ich auch noch Lehramt studieren“, sagt Anne Hübschmann. Dabei habe sie noch Glück mit ihren Töchtern. Ihre beiden schulpflichtigen Mädchen sind sehr gewissenhaft und fleißig.

Nell ist sieben Jahre alt und besucht die 1. Klasse der Afra-Grundschule. Sie freut sich – ganz im Gegensatz zu ihrer Schwester – über die Schulschließung. „Das ist cool“, sagt sie lachend. Auch sie lernt bereits online. Mit der freien Lern-App Anton, geeignet für die Klassen eins bis zehn. Stolz berichtet Nell, dass sie schon ganz viele Aufgaben gelöst hat. Aufgaben in Papierform gab es aber auch jede Menge. „Ich war mit meiner Mama mit dem Fahrrad in der Schule“, erzählt sie. Am nächsten Tag haben sie dann mit dem Auto einen großen Papierstapel abgeholt. Mit dabei ist auch immer noch die Kleinste der Familie: Hedy, knapp drei Jahre alt.

Probleme mit der Technik

Nach einer Woche hat sich alles schon ein bisschen eingespielt. Auch wenn es immer noch nervig ist, dass einiges ziemlich umständlich ist. So gibt es neben der browserbasierten Lernsax-Software auch eine App für das Smartphone. Und die brauchen die Schüler aber auch, „manche Dateien finden wir nicht, wenn wir uns am Computer einloggen“, erzählt Lea. „Aber in der App stehen sie drin.“ 

Doch das nützt Lea nichts, weil ihr Smartphone ganz offensichtlich nicht kompatibel ist. „Es ist wahrscheinlich zu alt“, vermutet Mutter Anne. Also lädt sie selbst die Dateien mit ihrem Handy herunter, schickt sie per WhatsApp an ihre Tochter. Und sie kann sie dann am Rechner öffnen, um sich die Aufgabenstellungen auszudrucken. „In zwei Tagen haben wir 20 A4-Seiten ausgedruckt“, sagt Anne Hübschmann. „Auch das kostet alles Geld.“

Zum Erledigen der Aufgaben sitzen die Mädchen draußen im Garten. Es ist schönes Wetter, die Sonne scheint. Das dies so möglich ist, darüber ist die dreifache Mutter froh. Sie mag sich kaum vorstellen, was es für andere Familien bedeutet, die ganze Zeit in der Wohnung hocken zu müssen. Auch ist die Familie in der glücklichen Lage, einen ausreichenden Internetanschluss zu haben. Viele auf dem Land sind digital noch völlig abgehängt.

Sorgen macht sich die junge Mutter aber trotzdem. Wie soll der Unterrichtsstoff aufgeholt werden? Sich neue Dinge erarbeiten, die wenigsten Schüler können das. Und die Eltern, selbst wenn sie in der Lage sind, müssen selbst arbeiten. So wie Anne Hübschmann auch bald wieder. Derzeit hat sie noch frei, kann sich den ganzen Tag um ihre drei Töchter kümmern. Bald wird es wieder schwieriger. Wie für ganz viele Eltern.

Am glücklichsten in der Familie Hübschmann ist Hedy. Sie muss nicht in den Kindergarten. Und ganz nebenbei lernt sie nun mit ihren Schwestern mit. Die vier sitzen inzwischen am Mittagstisch. „Welche Farbe hat der Teller?“, fragt Lea ihre Schwester Hedy. „Green“, antwortet sie.

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