Darauf hatte sich Olga* schon seit Monaten gefreut. Ihrem Traumprinzen, wie sie ihren Lebensgefährten häufig bezeichnet, endlich das Ja-Wort geben zu können. Natürlich in einem passenden Rahmen. So sollte die Hochzeit an einem Ort stattfinden, der für ein solches Ereignis geradezu prädestiniert ist. In einem Schloss. Genauer gesagt: auf Schloss Hermsdorf. 

"Weil dort das ganze Ambiente zu einem solchen Ereignis bestens passt", so die 30-jährige Ottendorferin. Eine richtige Märchenhochzeit sollte es werden, eine mit über 100 Gästen. Doch dann kam Corona. Und die große Ungewissheit für Olga und ihren Freund: Sollte man in diesen Zeiten dennoch heiraten? Ohne Polterabend und Hochzeitsfeier, nur mit einer beschränkten Anzahl von Gästen beim Standesamt und obendrein noch mit Mundschutz und Mindestabstand? Für das Ottendorfer Paar stand schnell fest, dass das unter diesen coronalen Bedingungen keine romantische Märchenhochzeit werden würde. Also verschoben die beiden ihre Hochzeit aufs kommende Jahr.

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Eigentlich beginnt im Frühjahr die Hochzeitssaison. Aber wegen Corona wurden auch in Radeberg und im Umland etliche Trauungen abgesagt. In Radeberg, wo die Trauungen im Ratssaal oder auf Schloss Klippenstein durchgeführt werden, schließen alljährlich zwischen 90 bis 100 Paare den Bund fürs Leben. Wegen Corona, das erzählt Standesbeamtin Heike Voigt, sei bisher ein Drittel der geplanten Trauungen gecancelt worden. Dennoch gebe es Paare, die den vorgemerkten Trautermin einhalten, unbedingt heiraten wollen, ungeachtet der damit verbundenen Einschränkungen, so die Standesbeamtin. 

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Auch im Hermsdorfer Schloss finden in diesen Tagen Trauungen statt, wenn auch nicht so viele wie sonst. Wer sich jetzt dort das Ja-Wort gibt, wird vorab darüber informiert, dass nicht mehr als 15 Personen in den Barocksaal des historischen Gemäuers dürfen, dass Abstandsregeln natürlich auch hier zu beachten sind. Angelika Frenzel von der Interessengemeinschaft Hermsdorfer Schloss ist mittlerweile mit den neuen Gegebenheiten bei solchen Veranstaltungen vertraut. Wenn im Schloss eine Heirat ansteht, sorgt sie im Vorfeld für die entsprechenden Vorbereitungen. Dann dekoriert sie den Schlosssaal, in dem vor elf Jahren die erste Hochzeit stattfand. Nun, in diesen Tagen, muss sie auch immer die behördlichen Vorgaben im Blick haben. So müssen etwa Desinfektionsspender aufgestellt werden, bei Stühlen auf den Mindestabstand geachtet werden. 

Es ist nicht einfach für Hochzeitswillige in diesen Tagen. Das merken auch die Standesämter im Radeberger Umland. Absagen, verlegen oder unter Auflagen heiraten? Weil ihr Hochzeitstermin mitten in die Corona-Krise fällt, stehen derzeit viele Paare in Weixdorf, Ottendorf-Okrilla oder Radeberg vor dieser Entscheidung. Wollen sie an ihrem Termin festhalten, müssen sie die Einschränkungen des jeweiligen Standesamtes hinnehmen. 

Radebergs Standesbeamtin Voigt berichtet davon, dass die Trauungen in der Corona-Zeit atmosphärisch gesehen anders als sonst seien. Auch "wenn manche Paare das versuchen auszublenden". Die Trauringe überreiche sie jetzt nicht mehr, die müssten sich die Paare selber nehmen, mit Einweg-Stiften werden die Unterschriften geleistet. 

Müssen alle Mundschutz tragen? Nun, im Ratssaal verzichte man darauf nach Möglichkeit, so Heike Voigt, nicht zuletzt auch deshalb, weil so eine Trauung mittlerweile fast im Zeitraffer-Tempo abläuft. Mit anderen Worten, so die Standesbeamtin: "In sieben Minuten ist hier alles vorbei."
Olga und ihr Freund freuen sich jetzt aufs kommende Jahr, wenn Corona hoffentlich nur noch Geschichte sein wird und sie sich im Hermsdorfer Schloss endlich das Ja-Wort geben können. Um danach ausgelassen mit ihren Gästen feiern zu können.

*Richtiger Name der Redaktion bekannt.

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