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Diese Spuren führen in die Bronzezeit

Wissenschaftler graben derzeit am Umsiedlungsstandort Mühlrose. Das, was sie dort entdecken, bringt ein frühes Industriezentrum ans Licht.

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Ein außergewöhnlicher Fund wurde unlängst am Pfarrgemeindehaus der evangelischen Kirche in Schleife gemacht: Beim Spielplatzbau wurde ein alter Brunnen aus Feldsteinen entdeckt.
Ein außergewöhnlicher Fund wurde unlängst am Pfarrgemeindehaus der evangelischen Kirche in Schleife gemacht: Beim Spielplatzbau wurde ein alter Brunnen aus Feldsteinen entdeckt. © Archiv/Joachim Rehle

Wissenschaftler des Landesamtes für Archäologie Sachsen haben nördlich von Schleife Überreste menschlichen Lebens entdeckt, die bis in die Bronzezeit hinein reichen. Bereits seit Ende März graben die Archäologen dort mit Unterstützung der Lausitz Energie Bergbau AG (Leag). Denn auf diesem Gebiet befindet sich der zukünftige Ansiedlungsstandort für den Ort Mühlrose, der im Zusammenhang mit dem fortschreitenden Tagebau Nochten umgesiedelt wird.

Von den etwa 12 Hektar Gesamtfläche wurde der überwiegende Teil bereits auf Spuren aus der Vergangenheit geprüft. Neben einem einzelnen Urnengrab der Bronzezeit (um 1000 v. Chr.) wurde auf einer Teilfläche nahe dem heutigen Friedhof eine Siedlungsstelle entdeckt. Das teilt Leag-Pressesprecherin Kathi Gerstner mit.

Nachdem dort bereits über 4000 Quadratmeter aufgedeckt wurden, zeichnen sich über vierhundert Einzelbefunde ab, die unterschiedlichen Zeiten angehören. Zuerst hatte man am Ende der Bronzezeit (um 800 v. Chr.) hier gesiedelt, dann noch einmal in der Römischen Kaiserzeit um 200 n. Chr. Damals wurden mindestens sieben Grubenhäuser angelegt, dazu wohl auch längere Pfostenbauten.

Bemerkenswert sind laut den Archäologen jedoch auch die Überreste von nicht weniger als 100 Rennöfen, die auf Eisengewinnung in großem Stil in diesen Jahrhunderten n.Chr. hinweisen. Die Rennöfen dienten der Verhüttung von Raseneisenerz, das in der Region leicht erreichbar gewonnen werden kann. Achtzig von ihnen waren in einer regelrechten Batterie dicht an dicht angelegt worden, erläutert der örtliche Grabungsleiter Olaf Ullrich. Ein kleines Grubenhaus, in dem vermutlich die Weiterverarbeitung des gewonnenen Eisens stattfand, stand in sicherer Entfernung davon – ein früher Industriestandort in der Oberlausitz.

Voraussichtlich noch bis Anfang nächster Woche wollen die Wissenschaftler in Schleife weiterbuddeln. Dabei setzt das Landesamt für Archäologie Sachsen zwei Archäologen und sechs Arbeiter ein.

„Das Landesamt für Archäologie Sachsen führt bereits seit Beginn der 90er Jahre Untersuchungen im Bereich der Tagebaue Nochten und Reichwalde durch. Langfristig angelegte Vereinbarungen mit der der Lausitz Energie Bergbau AG gewährleisten, dass die archäologischen Zeugnisse nicht undokumentiert für die Nachwelt verloren gehen“, sagt Dr. Wolfgang Ender, stellvertretender Abteilungsleiter im Landesamt für Archäologie.

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