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Schwalben bekleckern Peter Sodanns Bücher

In dem Lager haben die Vögel schon mehrere Nester gebaut. Naturschützer wollen helfen und wagen einen Versuch.

Von Cathrin Reichelt
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Frank Gatsche vom Naturschutzbund Lößhügelland bringt im Bücherlager von Peter Sodann Nisthilfen für Schwalben an.
Frank Gatsche vom Naturschutzbund Lößhügelland bringt im Bücherlager von Peter Sodann Nisthilfen für Schwalben an. © Klaus-Dieter Brühl

Staucha. Es sei ja niedlich wenn die kleinen Köpfe der Schwalben aus den Nestern schauen, aber sie hinterlassen auch viel Schmutz, meint Cornelia Brenner-Sodann. Vor drei Jahren sei das erste Schwalben-Pärchen in der Scheune aufgetauscht, die Schauspieler Peter Sodann und seine Frau als Bücherlager und Antiquariat nutzen. 

Etwa tausend Quadratmeter ist die Halle groß. Auf zwei Etagen reiht sich Regal an Regal, Kiste an Kiste, Buch an Buch. Manches ist alphabetisch geordnet, vieles nach Themen und Autoren. Ein Spruch an der Wand verdeutlicht, was Peter Sodann da sammelt: In den Bananenkisten des Westens schlummert das Wissen des Ostens. Cornelia Brenner-Sodann schätzt die Sammlung auf rund 50 000 Bücher. Und nach wie vor kommen immer wieder welche dazu.

Sie zu schützen und zu erhalten ist Peter Sodann wichtig. Deshalb hat er sich an Oliver Leipacher, Vorsitzender des Naturschutzbundes (Nabu) Lößhügelland, gewandt. Denn im vergangenen Jahr waren bereits 14 Schwalben ständige Gäste in der Bücherscheune. Fünf Nester „kleben“ jetzt an Wänden und Balken. „Wir mussten sogar das WLAN verlegen, weil die Vögel ein Nest direkt auf der Leitung gebaut haben“, erzählt Cornelia Brenner-Sodann.

Elf Naturschützer des Nabu sowie der Natur- und Umweltschutzgruppe Mügeln suchen gemeinsam nach einer Lösung. „Wir haben es mit einem kulturhistorischen Schatz zu tun“, sagt Oliver Leipacher mit Blick auf die Bücher. „Der wird von den Schwalben mit genutzt, weil sie sich dort wohlfühlen. Wir wollen versuchen, Kultur und Natur miteinander zu verbinden.“ Und das passiert im Eingangsbereich der Scheune, denn die Schwalben sollen nicht ganz aus ihr verbannt, sondern an einer Stelle konzentriert werden. 

An den Holzbalken unter der Decke gibt es bereits zwei echte Nester. Frank Gatsche vom Nabu bringt an verschiedenen Stellen fünf weitere Nisthilfen an, die den echten Nestern sehr ähneln. Darunter werden große Bretter gesetzt. Auf diese kommt Pappe, verbunden mit der Hoffnung, dass die Hinterlassenschaften der Schwalben darauf landen. Sozusagen ein Donnerbalken für Vögel. Die Pappe kann in größeren Abständen ausgetauscht werden.

Es ist ein Versuch, der wohl in dieser Art noch nicht unternommen wurde. Die Naturschützer sind sich nicht sicher, ob die Schwalben die Nisthilfen annehmen. Wenn die Vögel aus dem Süden zurückkehren – 2018 war das bereits im April -, beziehen sie in der Regel ihre alten Nester oder bauen aus Heu, Stroh und anderen Halmen neue. Doch auch das werde für die Tiere immer schwieriger. Als Verbindungsmasse brauchen sie Schlamm. „Und es gibt kaum noch Schlammpfützen. Die Feldwege werden gebaut wie Autobahnen“, kritisiert ein Mügelner Helfer.

Auch ein anderes Problem ist noch nicht ganz gelöst: Wie sollen die Schwalben davon abgehalten werden, weiterhin durch die ganze Scheune zu fliegen und auch die übrigen Nester zu besetzen? Ein riesiger Vorhang könnte möglicherweise Abhilfe schaffen. Doch für eine solche Anschaffung fehlt dem Nabu das Geld, wie Peter Sodann auf Nachfrage erfährt. Auch die Art, wie der Stoff angebracht werden könnte, ist unklar. „Die Tiere sind geschickt und kommen durch jede Lücke“, so Leipacher.