Bautzen/Bischofswerda/Kamenz. Im Landkreis Bautzen beginnen am kommenden Montag insgesamt 2.609 Schülerinnen und Schüler der ersten Klasse mit ihrer Schullaufbahn. Dafür werden in den 70 Grundschulen 122 Klassen neu gebildet. Doch bevor es ans Lernen geht, darf an diesem Sonnabend noch einmal richtig ausgelassen gefeiert werden. Das ist vor allem im Osten Deutschlands schöne Tradition. Zuckertüte, neuer Schulranzen, Feierstunde, das alles in schicker Garderobe - der Schuleingang hat Stil. Doch wie umsetzen in Krisenzeiten?
Unterschiedliche Gästezahlen erlaubt
Corona wirbelt in dieser Hinsicht 2020 alles durcheinander. Strenge Hygieneauflagen und Schutzmaßnahmen gelten. Auch zur Schuleinführung. Das bereitet vielen Grundschulen Probleme - vor allem der Platzmangel in den einzelnen Häusern. Nicht alle haben eine große Turnhalle oder Aula. Wochenlang bangten viele Eltern der künftigen Erstklässler um die Feiern. Doch spätestens mit Veröffentlichung der Corona-Schutzverordnung, die noch bis 31. August gilt, gab es Hoffnung.
Aber weil jede Schule ihr eigenes Konzept entwickeln kann, sind Unterschiede in der Region vorprogrammiert. Während mancherorts nur die Eltern zur Feierstunde mitgebracht werden dürfen, sind anderswo bis zu sechs Gäste gestattet. Dies sorgt mitunter für Verstimmung und Unverständnis dort, wo die Plätze extrem beschränkt sind. Doch jede der 70 Grundschulen gibt sich Mühe, nach ihren Möglichkeiten zu agieren. Der Grundtenor lautet: "Alles für unsere Kinder!"
Abstandsregeln sind zu beachten
Das Landesamt für Schule und Bildung beobachtet das Geschehen aus der Ferne, gab aber klare Richtlinien im Vorfeld heraus. "Aus Respekt gegenüber den Kindern und Wertschätzung gegenüber der Institution Schule sollen feierliche Schuleinführungen mit Zuckertütenübergabe im Beisein naher Verwandter möglich sein", so Referent Vincent Richter. "In Verantwortung der Schulleitung soll die Schulaufnahme am 29. August allerdings entsprechend den Anforderungen des Infektionsschutzes verkürzt und gestaffelt im zukünftigen Klassenverband stattfinden."
Mund-Nasenschutz-Regelung, Hygienepläne an der Schule sowie Abstandsregelungen müssen beachtet werden. "Die Veranstaltung soll somit eher klein, aber fein gehalten werden. Ob Aula, Schulhof, Turnhalle, Klassenzimmer - dies legt die Schule selber fest", heißt es vom Landesamt.
Drei Feierstunden statt einer
Auch in der Kamenzer Grundschule am Forst hat man sich intensiv Gedanken gemacht, wie man den 72 ABC-Schützen eine schöne Feierstunde bereiten kann. Mit dieser Anzahl hat diese Schule die größte Herausforderung in der Lessingstadt zu stemmen. Die anderen beiden Grundschulen haben weniger Klassen.
Schulleiterin Gabriele Keltsch und ihr Team zelebrieren diesen Tag schon immer als einen ganz besonderen. "Das ist uns ein Herzensbedürfnis, und in diesem Corona-Jahr wird das nicht anders gehandhabt", verspricht die Chefin. Auch wenn das alles einen enormen Kraft- und Zeitaufwand bedeutet. Denn was sonst in einer gemeinsamen Schuleinführung mit allen drei Klassen mündete, wird nun dreimal hintereinander absolviert.
"Wir haben trotz unserer großen Sporthalle keine andere Chance", sagt Gabriele Keltsch. "Und für uns stand von Anfang an fest: Die Großeltern der Kinder gehören definitiv mit dazu. Wir wollten den Familien also ermöglichen, sechs Gäste mitzubringen. Die Rollen von Oma und Opa sind für die Kinder in dem Alter extrem wichtig. Wir möchten hier niemanden ausschließen", so die Schulleiterin. "Anderswo bleiben die Großeltern außen vor, dürfen nur hinter dem Zaun stehend zuschauen", weiß sie. Das will man den Familien ersparen.
In kleinen Schulen gibt es nicht viel Spielraum
In der Grundschule am Forst gibt es deswegen drei Durchgänge um 11, 12.30 und 14 Uhr. Das bedeutet dreimal die Rede halten, dreimal lüften zwischendurch, dreimal Programm. "Singen dürfen die Kinder leider diesmal nicht, aber wir haben etwas Schönes einstudiert", heißt es. Es gibt Desinfektionsspender am Einlass und einen extra Ausgang. Die Hausmeister haben in der Sporthalle jeweils Sechser-Stuhlgruppen auf Abstand gestellt für jede Familie. Alles ist gut durchdacht. Und die Kollegen stehen im Team hinter diesem besonderen Tag.
Auch in der Kreisstadt Bautzen wird natürlich Schuleingang gefeiert. An der Dr.-Gregor-Mättig-Grundschule ist man zum Beispiel gut vorbereitet. "Es wird natürlich ein völlig anderer Schuleingang als sonst, das ist unter den Corona-Schutzmaßnahmen ja gar nicht anders machbar. Aber wir müssen und werden alle Auflagen wie die Abstandsregelungen und das Hygienekonzept konsequent umsetzen. Auch wenn das bedeutet, dass bei uns nur die Eltern als Gäste mit dabei sein können", bedauert Schulleiterin Martina Lentz.
Die Aula ist nicht sehr groß, deswegen gibt es für die beiden neuen Klassen auch jeweils eine extra Feierstunde. "Wir tun dennoch alles, damit der Tag feierlich begangen werden kann. Die ABC-Schützen haben es sich verdient."
Eltern überreichen die Zuckertüten selbst
An der Grundschule Kirchstraße in Bischofswerda fiebert man auch dem Schulstart entgegen. "Wir ermöglichen den Eltern durch ein ausgeklügeltes Konzept, dass sie beim Schuleingang dabei sein können", so Schulleiterin Gabriela Willkommen. Die neuen ersten Klassen werden in drei Durchgängen begrüßt. "Es wird ein musikalisches Programm geben, das die Musiklehrer vorbereiten. Neben Begrüßungsworten werden auch die Klassenlehrer etwas sagen. Da man aber die Zuckertüten nicht persönlich übergeben darf, räumen wir den Eltern einen festlichen Moment mit Musik ein, in welchem sie diese ihrem Kind selbst überreichen", sagt Gabriele Willkommen.
Mama, Papa und ABC-Schütze sitzen hier übrigens im Dreierverbund an jeweils einer Schulbank, wo erste Materialien für die Kinder liegen, die sie mit nach Hause nehmen können. "Es wird eine festliche Angelegenheit werden", ist sich die Schulleiterin sicher. Sogar Klassenfotos sind im Nachgang möglich.
Die Kamenzer Schulleiterin Gabriele Keltsch sieht dem Schulanfang mit Freude entgegen. "Wenn wir Montag ins neue Schuljahr starten, haben wir ein Ziel: Alles soll so normal wie möglich für die Kinder ablaufen. Sie können nichts für die Umstände. Wir müssen auch mit Corona zur Tagesordnung zurückkehren, manche kleine Änderung ist im Nachgang ja sogar positiv. Man sollte immer nach guten Lösungen suchen, dann findet man sie auch!"
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