Dresden. Sie waren Schulfreundinnen auf dem Dresdner St. Benno-Gymnasium, jetzt gründen sie in Leipzig ein Unternehmen: Die Pädagoginnen Anna Kirchberg und Franziska Weser haben Ideen, wie das schnelle Mobilfunknetz der fünften Generation (5G) den Schulunterricht verbessern kann. Zwar gebe es in manchen Schulen noch nicht einmal W-Lan, sagt Kirchberg, die nach dem Studium in Freiburg nun Grundschullehrerin in Berlin ist. Doch bei einer 5G-Zukunftswerkstatt an der Technischen Universität Dresden zeigte sie am Donnerstag, wie Kinder „Lernabenteuer“ in der Arktis oder im Regenwald mit Hilfe der jüngsten Technologie erleben können.
Kirchberg und Weser finden, dass Kinder häufiger „im Team“ Aufgaben lösen sollten. Das bereite sie besser auf eine Welt mit Krisen vor. Für die Gruppenarbeit will ihr Leipziger Unternehmen Heartucate virtuelle Umgebungen bereitstellen: Die Kinder können auf Bildschirmen oder mit Technikbrille in Gruppen digitale Schnitzeljagden zum Beispiel mit einem Eisbären unternehmen und dabei gemeinsam Umweltprobleme lösen. Weil für diese Technik schnell viele Daten zu übertragen sind, werde dafür 5G-Tempo benötigt.
Die beiden Sächsinnen gehören mit ihrem Geschäftsplan zu den drei Siegern eines Wettbewerbs des Samsung-Konzerns, der ihnen 7.000 Euro und ein halbes Jahr Expertenrat einbrachte. Kirchberg war begeistert von den Beratungen zu Firmengründung und Design – auch wenn wegen Corona vorwiegend Videokonferenzen zwischen Homeoffices daraus wurden. Doch von Leipziger Bekannten bekamen sie auch schon Hilfe beim Programmieren der dreidimensionalen Landschaften. Nun wollen sie bis Ende des Jahres einen Businessplan fertigstellen, im Januar die Prototypenentwicklung mit Geld der Mitteldeutschen Medienförderung beginnen und dann ihren Themenplan bis 2025 abarbeiten. Millionen-Fördergeld vom Bund ist beantragt. „Nächstes Jahr haben wir hoffentlich ein Büro“, sagt Weser, die in Merseburg studiert und Bekanntschaften in der Leipziger Medienszene geschlossen hat.
"Weniger schädlich als ein Notebook auf dem Schoß"
Die Pläne der beiden Pädagoginnen passen zum Vorhaben des Dresdner 5G-Experten Professor Frank Fitzek: Junge Leute sollen Anwendungen für die neue Technologie finden. Bei den bisherigen Mobilfunkgenerationen habe auch nicht von Anfang an festgestanden, für welche Dienste sie einmal genutzt würden. Von Landwirtschaft bis Industrie, von Verkehr bis Energieversorgung gebe es Bedarf. Rico Radeke, Geschäftsführer der Initiative 5G Lab Germany in Dresden, erfuhr auch schon von Elftklässlern des Tschirnhaus-Gymnasiums gute Ideen und will häufiger mit Schülern zusammenarbeiten.
Im Hof der Dresdner Uni-Forscher stand am Donnerstag auch ein transportabler Container, der Server, Batterie und Antenne für 5G-Technik zum Anwender bringen kann. Forscher Sebastian Itting sagte, damit lasse sich beispielsweise vom Feldrand aus eine Gruppe von Landwirtschaftsmaschinen dirigieren. Der Container müsse aber unauffällig aussehen, weil 5G-Gegner sonst die Technik beschädigen könnten. Dabei sei die Funkstation „weniger schädlich als ein Notebook auf dem Schoß“.