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So startet Dresdens neuer Unverpackt-Laden

In Löbtau hat jetzt das vierte Unverpacktgeschäft in der Stadt eröffnet. So funktioniert der Einkauf ohne Plastiktüten.

Von Nora Domschke
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Thomas Felsch (l.) und Kevin Brüser wagen mit ihrem neuen Laden "2Gut" in Löbtau den Schritt in die Selbstständigkeit. Hier kommt nix in die Plastiktüte.
Thomas Felsch (l.) und Kevin Brüser wagen mit ihrem neuen Laden "2Gut" in Löbtau den Schritt in die Selbstständigkeit. Hier kommt nix in die Plastiktüte. © Marion Doering

Dresden. Das Herzstück sind die großen Glasbehälter. 75 haben Kevin Brüser und Thomas Felsch für ihren neuen Laden geordert, inzwischen hängen sie an der Wand, gut gefüllt mit Getreide, Nudeln und Kaffeebohnen. Trotz Corona-Krise wurden die Abfüllgläser rechtzeitig geliefert - so wie auch alle bestellten Lebensmittel, Kosmetika und was man eben sonst noch im Haushalt so brauchen kann. Am vergangenen Sonnabend haben die beiden Dresdner ihren Unverpacktladen "2Gut" eröffnet. Im großen Eckgeschäft in der Schillingstraße 9 im Stadtteil Löbtau verkaufen sie alle Waren ohne Plastikverpackung.

Trockenfrüchte wie Bananen- und Apfelscheiben werden direkt in die Papptüte, das Glas oder den mitgebrachten Behälter abgefüllt.
Trockenfrüchte wie Bananen- und Apfelscheiben werden direkt in die Papptüte, das Glas oder den mitgebrachten Behälter abgefüllt. © Marion Doering

Wer hier einkauft, sollte seine eigenen Behälter mitbringen, kann sich im Laden aber auch Gläser und Papptüten kaufen. Später, nach der Corona-Krise, wollen Felsch und Brüser die Gläser auch über ein Pfandsystem verleihen. Zurzeit ist das nicht möglich, weil sich über benutzte Behälter das Coronavirus ausbreiten könnte. Deshalb ist auch die kleine Sitzecke mit Tischen, Stühlen und Spielmöglichkeiten für die Kleinen gesperrt. 

Die Kunden im neuen Unverpackt-Laden stört das allerdings nicht, die Resonanz sei sehr gut bis jetzt. Auch an diesem Donnerstagvormittag sind einige Kunden im Geschäft unterwegs, erkunden das Angebot, lassen sich beraten. "Viele sind schon Profis, sie wissen genau, wie in so einem Laden alles funktioniert", sagt Thomas Felsch. Wer es nicht weiß, dem wird mit Aufstellern geholfen. Die Schilder erklären, wie die Nussmusmaschine befüllt werden muss oder die Getreidemühle funktioniert. "Der Pistazienmus kommt gut an."

Zungenbrecher, aber bei den Kunden sehr beliebt: die Nussmusmaschine. Nüsse oben reinfüllen, Mus unten ins Gläschen abfüllen. Pistazien kommen besonders gut an.
Zungenbrecher, aber bei den Kunden sehr beliebt: die Nussmusmaschine. Nüsse oben reinfüllen, Mus unten ins Gläschen abfüllen. Pistazien kommen besonders gut an. © Marion Doering

Ansonsten setzen die zwei Jungunternehmer auf regionale Bio-Waren. Das Gemüse liefert der Biohof Bockwitz aus Torgau, Bienenwachstücher - als Ersatz für Alufolie - und festes Shampoo - sieht aus wie ein Seifenstück - kommen von der Dresdner Firma Apinima, die sich auf die Fahnen geschrieben hat, plastikfrei und in Handarbeit zu produzieren. 

Die Bienenwachstücher etwa können immer wieder verwendet werden, mit ihnen bleiben Lebensmittel frisch und es fällt kein Müll an - sie sind ab acht Euro zu haben.

Wer auf Alufolie verzichten will, findet in den Bienenwachstüchern eine nachhaltige Alternative. Sie kommen vom Dresdner Unternehmen Apinima und können immer wieder verwendet werden.
Wer auf Alufolie verzichten will, findet in den Bienenwachstüchern eine nachhaltige Alternative. Sie kommen vom Dresdner Unternehmen Apinima und können immer wieder verwendet werden. © Marion Doering

Mit dem vierten Unverpackt-Laden übernimmt die sächsische Landeshauptstadt nun die Spitzenstellung bei der Anzahl von Läden. Schon seit 2015 am Start ist das "Lose" auf der Böhmischen Straße in der Neustadt. Gleich zwei sind im vergangenen Jahr dazugekommen: das "Binnes unverpackt" in der Dornblüthstraße in Striesen und das "Quäntchen Dresden" in der Oschatzer Straße in Pieschen. Mit dem "2Gut"  gibt es so ein Angebot nun auch im Dresdner Westen.

Dabei war die Neueröffnung in Zeiten von Corona eine Herausforderung für Thomas Felsch und Kevin Brüser. Zunächst wollten Lieferanten keine weiteren Kunden mehr aufnehmen, dann musste schnell ein Hygienekonzept für den Laden her. Wie in anderen Geschäften auch ist eine Mund-Nasen-Bedeckung Pflicht und es darf nur eine begrenzte Anzahl von Kunden rein. "Am ersten Tag war der Andrang so groß, dass sich eine lange Schlange gebildet hat", erzählt Kevin Brüser. Die halbstündige Wartezeit wurde mit Sekt und Saft überbrückt, alles verlief entspannt. 

Nun wollen die "2Gut"-Chefs vor allem jene Dresdner von ihrem Konzept des plastikfreien Einkaufs überzeugen, die es noch gar nicht kennen. Vor allem Senioren aus dem Stadtteil seien neugierig, erkundigen sich im Laden, was es gibt und wie alles funktioniert. Und jene, die sich mit dem Konzept auskennen, bringen ihre Wünsche ein. "Wir werden einfach sehen, was gut läuft, was fehlt, wir tasten uns ran und entwickeln uns weiter." 

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