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Start für das „Haus am Wege“

In Niesky hat das neue Hospiz eröffnet. Die Nachfrage ist groß. In den nächsten Tagen ziehen die ersten Gäste ein.

Von Frank-Uwe Michel
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Das Band zur Eröffnung des neuen Hospiz wird durchschnitten. Neben Oberin Sonja Rönsch sind auch Pflegedienstleiter Matthias Küttner, Hausleiterin Friederike Salewski, Andreas Müller vom sächsischen Hospizverband, Nieskys OB Beate Hoffmann und Bauleiter H
Das Band zur Eröffnung des neuen Hospiz wird durchschnitten. Neben Oberin Sonja Rönsch sind auch Pflegedienstleiter Matthias Küttner, Hausleiterin Friederike Salewski, Andreas Müller vom sächsischen Hospizverband, Nieskys OB Beate Hoffmann und Bauleiter H © André Schulze

Monatelang hat Matthias Küttner darauf hingearbeitet. Gestern war es soweit: Das Hospiz in der Nieskyer Plittstraße wurde offiziell eröffnet. Seinen Betrieb nimmt es am Montag auf. Im Laufe der Woche sollen bereits die ersten beiden Gäste einziehen. Gäste – das sind hier Menschen, denen auf ihrem letzten Lebensabschnitt die bestmögliche Betreuung zuteilwerden soll. Diese Aufgabe zu erfüllen, hat sich der Pflegedienstleiter auf die Fahnen geschrieben.

Für ihn ist das eine neue Etappe auf dem Weg, den er schon seit seiner Jugend beschreitet und der ihn nun in seine Heimatstadt zurückgeführt hat. „Ich stamme aus Niesky, habe mich nach der Schule in Dresden zum Krankenpfleger ausbilden lassen und dort dann auch sieben Jahre gearbeitet. Dabei hatte ich mit Knochenmarkstammzelltransplantierten genauso wie mit Leukämiekranken zu tun. Menschliches Leid – und auch der Tod – waren für mich keine Unbekannten.“ Auch in Niesky wird es Küttner mit dieser besonderen Gemengelage zu tun bekommen. „Ich habe mich ganz bewusst dafür entschieden, wollte nach acht Jahren als Stationsleiter am Krankenhaus Bautzen eine neue Herausforderung und mehr Zeit, mich auf die Bedürfnisse der Menschen einzulassen.“ Die bekommt der 41-Jährige hier, der mit den Kassen verhandelte Stellenschlüssel lässt das zu.

18 Pflegekräfte stehen zur Verfügung

Seit ihn Emmaus-Oberin Sonja Rönsch Ende März als Chef des Pflegedienstes mit ins Boot nahm für das neue Hospiz, hat das Berufsleben des Nieskyers an Fahrt enorm zugelegt. „Mir war klar, dass jede Menge Arbeit auf mich zukommen würde. Und ich bin dankbar, dass ich bisher so viele Erfahrungen machen durfte.“ Allerdings hat Küttner sein eigenes Wissen ebenso in die Gestaltung der Einrichtung eingebracht, Hospize in Berlin, Oederan, Radebeul und Leisnig besucht und von dort manche Anregung mitgebracht. Auch in die Inneneinrichtung, Möbelauswahl und Bewerbergespräche wurde er mit einbezogen. 

Deshalb sagt er: „Wir gehen gut vorbereitet an den Start.“ Das Wichtigste ist für ihn die Nähe zum Gast. Um die zu garantieren, stehen im Hospiz 18 Pflegekräfte zur Verfügung. Die wurden in den vergangenen Wochen fit gemacht für ihre neue Aufgabe. „Im August hatten wir einen Kennenlerntag, im Oktober haben wir uns als Team zusammengefunden. Unser Ziel ist es, mit dem höchstmöglichen Niveau zu beginnen und Erfahrungen, die jeder Einzelne bisher im Palliativbereich, im Pflegeheim oder in der ambulanten Pflege gesammelt hat, mit einzubringen.“ Das bedeutet auch, tief in das Thema einzudringen und Zusatzqualifikationen zu absolvieren.

Mehr als zehn Interessenten

Seitdem bekannt wurde, dass in Niesky nach Herrnhut das zweite Hospiz in der Oberlausitz entsteht, gab und gibt es immer wieder Anfragen von Betroffenen und Angehörigen. Im Laufe der Zeit sind so mehr als zehn Interessenten zusammengekommen, die nun abgefragt werden, ob der Bedarf noch besteht. „Wir wollen das Objekt Schritt für Schritt belegen, weil es für uns alle Neuland ist und sich die Abläufe erst einspielen müssen“, beschreibt Matthias Küttner die Strategie im „Haus am Wege“. Nach zwei bis drei Wochen sollen sechs Zimmer und damit die Hälfte der verfügbaren Kapazität vergeben sein.

Sonja Rönsch ist froh, dass sich nach einer kleinen Verzögerung zeitlich nun doch alles zum Guten gefügt hat und die Anstrengungen der letzten Tage mit der Eröffnung des Hospiz nun einen würdigen Abschluss gefunden haben. Und sie ist erleichtert, dass die Ärzteschaft der Region schon am Mittwoch so zahlreich Kenntnis von dem neuen Angebot für Schwerstkranke genommen hat.

Für einen Platz im Hospiz brauchen Betroffene übrigens nichts zu bezahlen. 95 Prozent der Kosten werden von den Krankenkassen finanziert, die restlichen fünf Prozent bringt die Diakonissenanstalt Emmaus auf. Dazu wird ein Freundeskreis gegründet, der sich um Mitstreiter und Förderer der Einrichtung bemüht.

Deshalb ist das Hospiz eine besondere Einrichtung

Holger Kliemt, Chef des gleichnamigen Ingenieurbüros: "Für mich und die Baufirmen ist das ein ganz besonderes Gebäude. Man hat in jedem Moment gespürt, dass alle der gemeinsame Wille eint, ein gutes Werk zu schaffen. Wir haben jedes Bauteil so eingepasst, dass der Aufenthalt der Gäste so angenehm wie möglich wird."
Holger Kliemt, Chef des gleichnamigen Ingenieurbüros: "Für mich und die Baufirmen ist das ein ganz besonderes Gebäude. Man hat in jedem Moment gespürt, dass alle der gemeinsame Wille eint, ein gutes Werk zu schaffen. Wir haben jedes Bauteil so eingepasst, dass der Aufenthalt der Gäste so angenehm wie möglich wird." © André Schulze
Martina Weber, Sozialdezernentin: "Mit Niesky haben wir jetzt das zweite Hospiz im Kreis. In den Krankenhäusern gibt es zwar Palliativbetten. Das „Haus am Wege“ ergänzt aber dieses Angebot. Es passt in die soziale Infrastruktur unseres Landkreises und ist von den Menschen im Nordkreis gut zu erreichen."
Martina Weber, Sozialdezernentin: "Mit Niesky haben wir jetzt das zweite Hospiz im Kreis. In den Krankenhäusern gibt es zwar Palliativbetten. Das „Haus am Wege“ ergänzt aber dieses Angebot. Es passt in die soziale Infrastruktur unseres Landkreises und ist von den Menschen im Nordkreis gut zu erreichen." © André Schulze
Christiane Bättermann, Pfarrerin: "Loslassen zu müssen, ist der emotionalste Moment im Leben. Menschen, für die das Sterben zur Gewissheit geworden ist, brauchen Begleitung. Die bekommen sie hier im Hospiz. Ich selbst werde mich um die Seelsorge kümmern. Das ist ein Angebot, auch für Angehörige."
Christiane Bättermann, Pfarrerin: "Loslassen zu müssen, ist der emotionalste Moment im Leben. Menschen, für die das Sterben zur Gewissheit geworden ist, brauchen Begleitung. Die bekommen sie hier im Hospiz. Ich selbst werde mich um die Seelsorge kümmern. Das ist ein Angebot, auch für Angehörige." © André Schulze

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