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Roßweins streitbarer Stadtrat wird 80

Seinen runden Geburtstag feiert Uwe Hachmann aus Rowßein auswärts – aus gutem Grund. Der dürfte nicht jedem gefallen.

Von Heike Heisig
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Uwe Hachmann ist den meisten Roßweinern als Stadtrat und als Sportler beziehungsweise Übungsleiter bekannt. An diesem Mittwoch wird er 80 Jahre alt.
Uwe Hachmann ist den meisten Roßweinern als Stadtrat und als Sportler beziehungsweise Übungsleiter bekannt. An diesem Mittwoch wird er 80 Jahre alt. © Dietmar Thomas (Archiv)

Roßwein. Familie kann man sich nicht aussuchen. Das sagt der Volksmund. Ähnlich sieht es mit Gratulanten aus. Es wäre sicher der eine oder andere gekommen, dem er hätte nicht unbedingt die Hand schütteln wollen, nimmt SPD-Stadtrat Uwe Hachmann kein Blatt vor den Mund. Deshalb haben er und seine Lebensgefährtin kurzen Prozess gemacht und sind verreist. Am heutigen Mittwoch wird Hachmann 80 Jahre alt.

Anzusehen sind ihm diese Jahrzehnte nicht immer. Sicher, mitunter quälen auch ihn gesundheitliche Probleme, längere Zeit hatte er auch mit den Folgen eines Autounfalls zu kämpfen. Doch im Großen und Ganzen könnte er es noch mit manch Jüngerem aufnehmen. Kein Wunder, Sport ist seit Kindesbeinen Hachmanns Metier. Seine Leidenschaft hat der spätere Diplom-Sportlehrer schließlich zu seinem Beruf gemacht. Insbesondere für den Fußball schlägt sein Herz, selbst wenn er nicht mehr auf dem Rasen aufläuft.

Die täglichen Gymnastikübungen am offenen Fenster lässt sich Uwe Hachmann selten nehmen. Die auf der Straße vorbeilaufenden Kinder, die sein Turnen ab und an mit einem Feixen zur Kenntnis nehmen, spricht er später durchaus an und erklärt, wie auch sie sich mit Sport fit halten könnten. Genau diese Erläuterungen über Abläufe im Körper und wo welcher Muskel wirkt, das schätzen Mitglieder seiner Sportgruppen. „Das ist richtig klasse“, findet Egon Lange.

Der 76-Jährige nimmt seit sechs Jahren das Angebot wahr, sich unter Uwe Hachmanns fachlicher Anleitung beweglich zu halten. Das sei mitunter anstrengend. Trotzdem wolle Egon Lange diese Betätigung, die Herausforderung und die Plauderrunden unter den Sportfreunden ab und an nicht missen. „Wir haben unseren Plan, aber auch ganz viel Spaß“, sagt der Roßweiner.

Von einem ähnlichen Konzept mit sportlichem Drill und außergewöhnlichen Freiräumen berichten Teilnehmer der Ferienlager, die Hachmann für das frühere Roßweiner Schmiedewerk als Betreuer, teils sogar als Lagerleiter, gestaltet hat. „Ich war streng“, schätzte er rückblickend einmal ein. „Ich habe auf Esskultur geachtet und auf gemäßigt gefüllte Teller am Büffettag. Mir war wichtig, dass sich die Kinder mit Respekt begegnen und Achtung vor der Leistung ihrer Eltern hatten.“ 

Im Gegenzug erlaubte er den Kindern das eigentlich verbotene Pilze sammeln im Wald und schaffte, dass das geschlossene Freibad Sayda mit seiner Tochter als Rettungsschwimmerin für die Roßweiner und die Einheimischen für ein paar Tage öffnen konnte.

Kerstin Bauer weiß Uwe Hachmann als zuverlässiges Mitglied des Roßweiner Behindertenbeirates zu schätzen. „Er ist schon von Anfang an dabei und für uns als SPD-Stadtrat neben Peter Krause von der Linkspartei ein wichtiger Mittler zwischen Beirat und Stadtrat“, sagt Kerstin Bauer.

So hat sich Hachmann zum Beispiel der Kritiken zum Fußwegproblem an der Döbelner Straße angenommen und im SPD-Ortsverein so lange darüber geklagt, bis der damalige Vorsitzende Henning Homann die Sorgen der Roßweiner in Dresden angesprochen hat. „Er sagt, wo Schwachstellen sind, und benennt diese klar – auch wenn das nicht jedem gefällt“, so Kerstin Bauer. Sie und die weiteren Vorstandsmitglieder hofften, dass dies noch lang so bleibt.

Einigen unbequemen Fragen von Uwe Hachmann musste sich auch Bürgermeister Veit Lindner (parteilos) schon stellen. Trotzdem schätze Lindner Hachmann für sein vielfältiges ehrenamtliches Engagement als Stadtrat, Übungsleiter und Mitdenker im Zukunftsforum.

Dass Roßwein eine Zukunft hat, liegt dem 80-Jährigen am Herzen. Dabei ist er in einer anderen Muldestadt aufgewachsen: in Leisnig. Dahin hat er weiter Kontakt. Nicht nur, weil seine Schwester, die langjährige Oberschulleiterin Sigga Dobosch, noch in Leisnig zuhause ist. Auch zu Jahrgangstreffen findet er sich stets ein. Und letztlich hat er mit einer von Heinz Goth gemalten Stadtansicht noch immer ein Stück Heimat überm Küchentisch hängen.

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