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Teichwirte beatmen ihre Fische

In den Gewässern fehlt der Sauerstoff. Und der Zulauf aus der Talsperre Quitzdorf. Das hat Folgen für die Zukunft der Betriebe.

Von Frank-Uwe Michel
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Tobias Kiffner, Leiter der Satzfischanlage Sproitz sorgt sich um die Fische im Teich.
Tobias Kiffner, Leiter der Satzfischanlage Sproitz sorgt sich um die Fische im Teich. © André Schulze

Den Fischen in den Gewässern der Teichwirte zwischen Sproitz, Kreba, Klitten und Rietschen geht die Luft aus. Die Bedingungen sind derzeit so ungünstig, dass jeder unnötig verursachte Stress zu lebensbedrohlichen Situationen führen kann.

Hauptsächlich dafür verantwortlich ist das immer weniger werdende Wasser. Sogenannte Himmelsteiche, die nur durch Regen und Grundwasser gespeist werden, haben schon seit Langem schlechte Karten. Denn auch die Gräben, in denen das Niederschlagswasser zu den Teichen geleitet wird, sind verlandet. Nur länger anhaltende Starkniederschläge, die nicht versickern, sondern sich auf der Oberfläche ihren Weg suchen, könnten Besserung bringen. Doch darauf zu hoffen, haben die Teichwirte längst aufgegeben.

Talsperre fährt Abgabe von Wasser auf Minimum zurück

Ähnlich schlecht ist die Situation in jenen Teichen, die normalerweise von fließenden Gewässern wie dem Schwarzen und dem Weißen Schöps oder der Raklitza gespeist werden. Das Fließen hat sich inzwischen fast erledigt. Aus der Talsperre Quitzdorf werden laut Katrin Schöne, Sprecherin der Landestalsperrenverwaltung Sachsen, aktuell 300 Liter je Sekunde in den Schwarzen Schöps abgegeben. Der Zufluss beträgt jedoch nur 260 Liter. "Damit kann ein gewisser Notbetrieb der unterhalb der Talsperre befindlichen Fischereibetriebe aufrecht erhalten werden." Außerdem würden die Feuchtgebiete im Biosphärenreservat einigermaßen über die Trockenheit gerettet. Für Rüdiger Richter ist das jedoch wenig tröstlich. "Nimmt das Wasserangebot noch weiter ab, wird es kritisch  für uns", sagt der Geschäftsführer der Teichwirtschaft Kreba, die hier Fische in 59 Teichen hält. 

Auch die Fischzucht Rietschen GmbH ist mit ihrer 36 Hektar großen Teichgruppe Reichwalde abhängig vom Zulauf aus der Talsperre. Geschäftsführer Karsten Tusche ist allerdings froh, dass "das wenige Wasser, das bis zu uns durchkommt, noch ausreicht." Damit sind die Teiche rund um Reichwalde so etwas wie die Notfallreserve des Unternehmens. Denn: "Am Weißen Schöps und der Raklitza sieht es noch viel brenzliger aus." Tusche sieht gleich drei Probleme, mit denen die Teichwirte zurechtkommen müssen. "Wir haben keine Puffer, können nicht hältern, weil es für die Hälteranlagen einfach kein Wasser gibt." Genauso ergehe es jedoch den Kunden. Und schließlich seien die Fische bei den derzeit hohen Temperaturen sehr anfällig, das Sterberisiko enorm hoch. 

Aufwendiger Technikeinsatz in manchen Teichen sorgt dafür, dass die Fische dort überleben können. Walzen und Kreisel wirbeln das Wasser auf und erhöhen den Sauerstoffgehalt.
Aufwendiger Technikeinsatz in manchen Teichen sorgt dafür, dass die Fische dort überleben können. Walzen und Kreisel wirbeln das Wasser auf und erhöhen den Sauerstoffgehalt. © André Schulze

Extrem zu merken ist das vom Stausee Quitzdorf ausgehende Wasserdefizit auch in der Satzfischanlage Sproitz, die von der Kreba Fisch GmbH betrieben wird. Geschäftsführer Dietmar Mühle hat jedoch reagiert und lässt Sauerstoff in die Teiche pumpen. Zudem gibt es sogenannte Oberflächenbelüfter, die das Wasser mithilfe von Walzen und Kreiseln aufwirbeln und damit den Fischen das Überleben erleichtern. Vor allem Stör, Wels und Schleie kämen damit einigermaßen gut zurecht. Allerdings sei unter diesen Bedingungen nur eine begrenzte Fütterung möglich, der Gewichtszuwachs deshalb stark eingeschränkt. Dies ist für Mühle aber nur ein gravierender Nachteil in der diesjährigen Saison. "Punkt zwei sind die steigenden Betriebskosten, Punkt drei der höhere Energieverbrauch."

Sollten sich die Witterungsbedingungen auch in den nächsten Jahren so fortsetzen, was im Rahmen des Klimawandels durchaus wahrscheinlich ist, sieht Dietmar Mühle die Teichwirtschaften in der Oberlausitz vor einem großen Umbruch. "Es wird erhebliche Veränderungen in der Flächengröße und der Bewirtschaftung der Teiche geben", ist der Krebaer Fachmann überzeugt, der - wie auch Rüdiger Richter - seit 1976 in der Branche beschäftigt ist und schon viele Entwicklungen mitgemacht hat. "Kleinteiche werden für die Fischerei in Zukunft nur noch begrenzt nutzbar sein." Mit dem geringen Wasserstand, den hohen Temperaturen, dem daraus resultierenden hohen Verdunstungsgrad sowie dem enormen Pflanzenwachstum kämen gleich mehrere Negativfaktoren zusammen. Weil der Aufwand, diesem Phänomen entgegenzuwirken, beträchtlich sei, müsse darauf das Augenmerk der nächsten Förderperiode liegen.

Große Teiche sind nur noch schwer zu füllen

Aber auch große Teiche werden laut Dietmar Mühle künftig nicht unbedingt das Maß aller Dinge sein. Denn: "Jedes Jahr abfischen wird nicht mehr gehen. Das Wasser ist einfach zu knapp, um diese Riesenteiche nach dem Ablassen wieder voll zu kriegen." Dies wiederum werde sich auf die Produktion auswirken. Sie sinke. "Die regionale Vermarktung wird künftig deshalb eine viel größere Rolle spielen. Denn die Teichwirte werden nur noch das produzieren können, was im näheren Umfeld absetzbar ist." Die Karpfenlieferungen an den Großhandel zum Verkauf im gesamten Bundesgebiet werden - so vermutet der Chef der Kreba Fisch GmbH - perspektivisch an Bedeutung verlieren. Auch die Betriebsgrößen würden schrumpfen. "Der Trend geht sicherlich zum Familienbetrieb mit zwei bis drei Leuten."

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