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So innovativ und erfolgreich sind Dresdens Musikfestspiele

Kunst auf Spitzenniveau und neue Rekorde an den Kassen prägen den 42. Jahrgang, der am Montagabend mit einem Konzert von Eric Clapton endete.

Von Bernd Klempnow
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50 Solisten und Ensembles spielten in zehn  verschiedenen Räumen und auf Plätzen bei der eintrittsfreien Veranstaltung "Klingende Stadt" am Sonnabend im Dresdner Stadtzentrum.
50 Solisten und Ensembles spielten in zehn verschiedenen Räumen und auf Plätzen bei der eintrittsfreien Veranstaltung "Klingende Stadt" am Sonnabend im Dresdner Stadtzentrum. © Oliver Killig

Noch eine Premiere zum Abschluss. Mit einem Konzert von Gitarrenlegende Eric Clapton vor 4 000 Besuchern am Montagabend in der Messe gingen die 42. Dresdner Musikfestspiele zu Ende. Damit erweiterte das 1978 gegründete Klassikfestivals sein Spektrum erstmals um das Genre der Rock- und Bluesmusik. Auf ausdrücklichen Wunsch von Clapton stimmte auch Cellist und Festspiel-Intendant Jan Vogler einige Songs mit an. Vogler versichert, dass das kein Einzelfall bleibt: „Ich möchte das Spektrum der Festspiele noch weiter ausdehnen. Es geht mir allein um gute Musik.“ Die Sächsische Zeitung wird am Mittwoch von dem Konzert, einem der wenigen, die Clapton gibt, berichten.

Nicht nur das Abschlusskonzert war fulminant. Der ganze Jahrgang war so vielgestaltig wie erfolgreich. Mit einem facettenreichen Programm aus 56 Konzerten unterschiedlicher Genres von Klassik, Jazz, Weltmusik bis hin zu Blues-Rock zeigte das Festival in den vergangenen dreieinhalb Wochen einmal mehr, dass es zur Spitze der europäischen Festivallandschaft gehört. Etwa 58 000 Besucher kamen, ließen sich von rund 1 500 Künstlern an 22 Spielstätten in und um Dresden begeistern. Bei einer Auslastung von 93 Prozent wuchsen die Ticketeinnahmen erstmals auf zwei Millionen Euro an. Das entspricht einer Steigerung von 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Dicht war wieder das Angebot an Spitzenkultur: Höhepunkte waren Gastspiele der Staatskapelle Berlin unter der Leitung von Daniel Barenboim, der Wiener Philharmoniker unter Tugan Sokhiev sowie des Orchesters des Mariinsky-Theaters unter Valery Gergiev. Nicht minder leidenschaftlich geriet der Auftritt des amerikanischen Geigers Joshua Bell und der Camerata Salzburg in der Frauenkirche, wo Bell mit dem 16. „Glashütte Original Musik FestspielPreis“ geehrt wurde. Ovationen gab es für die Geigerin Anne-Sophie Mutter und den Cellisten Yo-Yo Ma im Kulturpalast. Es gab keine wirkliche Enttäuschung – und fast immer ein diszipliniertes Publikum.

Intendant Vogler bilanzierte am Montag: „Die Festspielstadt Dresden ist erwachsen geworden. Ein begeistertes Publikum in der glücklichen Gemeinschaft von einheimischen Besuchern und angereisten Klassikfans feierte Dresden als eine Kulturhauptstadt Europas.“

Cellist und Intendant Jan Vogler bei der Uraufführung des Cello-Konzertes "Drei Kontinente" im Kulturpalast. 
Cellist und Intendant Jan Vogler bei der Uraufführung des Cello-Konzertes "Drei Kontinente" im Kulturpalast.  © Oliver Killig

Die Musikfestspiele sind wohl auch deshalb so erfolgreich, weil sie ihren Ruf als kreatives und innovatives Festival immer wieder unter Beweis stellen. Jedes Jahr gibt es inhaltliche, stilistische oder Veranstaltungsneuerungen. Sei es die neue, eintrittsfreie Massenveranstaltung „Klingende Stadt“. Sei es die interdisziplinär agierende Künstlergruppe „Bohème 2020“. Sei es die Suche nach neuen, inspirierenden Themen. Das Motto „Visionen“ in diesem Jahr schlug einen Bogen zum Jubiläum 100 Jahre Bauhaus. „Das Bauhaus als Labor für ein besseres Leben war Ideenschule und Experimentierfeld nicht nur für das moderne Design, sondern auch für das Zusammenleben in der Gesellschaft“, so Vogler, der sich dadurch ermuntert fühlte, noch mehr über den Tellerrand hinauszuschauen.

Eine Novität und doch schon etabliert ist das 2012 gegründete Dresdner Festspielorchester. Das Ensemble mit renommierten Musikern für Alte Musik aus ganz Europa prägt mittlerweile das Programm stark – in diesem Jahr zündete es ein Feuerwerk des Originalklangs der französischen Romantik – und ist Botschafter. Unlängst gastierte es in Kolumbien.

Wichtig: Vogler und sein Team bieten jedes Jahr Werke, die man so wenig oder nicht kennt. Diesmal initiierten sie die Uraufführung des Cellokonzertes „Drei Kontinente“ von drei Komponisten aus Amerika, China und Deutschland: Erstaunlich harmonisch fügten sich die Klangfarben aus drei Kulturkreisen zu einem Ganzen.

Und es bleibt originell, vielgestaltig und starbesetzt, verspricht der Festival-Leiter. Mitte September stellt er das Programm der nächsten Festspiele vor, die vom 12. Mai bis 12. Juni 2020 stattfinden.