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Vier Schafe auf einen Streich

Eine Sensation gab es kürzlich in Reichenbach. Deswegen musste eine Frau um zwei Uhr aufstehen.

Von Constanze Junghanß
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Die Lämmer sind nun dank Zufütterung aus dem Gröbsten raus. Dass die Vierlinge überlebten, verdanken sie ihrer Pflegemutter Gerlinde Hausdorf und Helfern.
Die Lämmer sind nun dank Zufütterung aus dem Gröbsten raus. Dass die Vierlinge überlebten, verdanken sie ihrer Pflegemutter Gerlinde Hausdorf und Helfern. © Constanze Junghanß

Seit zehn Jahren pflegen Schafe bei Familie Hausdorf die große Wiese und halten durch das Abfressen das Gras kurz. Einen elektrische Rasenmäher brauchen die Reichenbacher deshalb nicht. Die Schafe bekommen in der Regel vor Ostern ihren Nachwuchs. 

Anfang März und mitten in der Nacht brachte eins der Mutterschafe nun erstmals Vierlinge zur Welt. „Das ist schon eine kleine Sensation“, sagt Otfried Hausdorf. Gerechnet haben er und seine Frau Gerlinde damit nicht.

Der Vierkirchener Tierarzt Frank Ender bestätigt, dass Vierlinge bei Schafen tatsächlich äußerst selten sind. „Im Laufe von 35 Jahren habe ich erst zwei- bis dreimal erlebt, dass Schafe Vierlinge bekommen“, sagt er. Zwillinge dagegen seien keine Seltenheit. Drillinge – wie kürzlich bei einem Schafshalter in Sohland am Rotstein geboren – gebe es auch nicht so oft, weiß der Tierarzt. „Vierlinge bei Schafen dann auch noch durchzubringen, ist mit sehr viel Arbeit und Geschick verbunden.“

Das haben die Reichenbacher Schafshalter nun selbst erlebt. Hausdorfs Frau Gerlinde übernahm die Rolle der Ersatzmutter. Denn für vier Schafskinder reichte die Muttermilch nicht aus. Schafe haben keine vier, sondern zwei Euterhälften mit je einer Zitze.

Mit der Nuckelflasche mussten die Schäfchen deshalb zusätzlich gefüttert werden. Für Frau Hausdorf bedeutete das, selbst in der Nacht um zwei Uhr aufzustehen, um die Kleinen im Vier-Stunden-Rhythmus zu versorgen. Spezielles Milchpulver wurde dafür angerührt. Denn Schafen kann keine Kuhmilch verfüttert werden. Das vertragen die Tiere nicht.

„Familienmitglieder halfen während meiner Arbeitszeit außerdem bei der Aufzucht“, sagt Gerlinde Hausdorf. Sie und ihr Mann sind froh, das besondere „Kleeblatt“ durchbekommen zu haben. Selbst das Kleinste, welches anfangs vor sich hin mickerte, hat es offensichtlich geschafft. Die Lämmer sind jetzt einen Monat alt geworden.

Mittlerweile dürfen die Jungtiere mit ihrer Schafsmutter unter Begleitung in der Natur die ersten Sonnenstrahlen genießen. Auf der Wiese hinter dem Haus tollen die Kleinen herum. Zum „Abendbrot“ geht es dann wieder in den Stall zurück. „Wir schlachten die Tiere nicht, können aber nicht jedes Lamm behalten“, sagt Otfried Hausdorf.

Einige Lämmchen sollen deshalb abgegeben werden. Zumal auch die beiden anderen Mutterschafe Nachwuchs bekommen haben – allerdings nicht vier auf einen Streich.

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