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Von Görlitz aus in die Welt

Doreen Göhler ist eine Weltenbummlerin. In ihre Heimatstadt kommt sie gern zu Besuch – und stellt jedes Mal Veränderungen fest.

Von Gabriela Lachnit
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Doreen Göhler ist gebürtige Görlitzerin. Ihre Arbeitsplätze hat sie in aller Welt.
Doreen Göhler ist gebürtige Görlitzerin. Ihre Arbeitsplätze hat sie in aller Welt. © Gabriela Lachnit

Lampenfieber hat Doreen Göhler nicht. Jeden Abend steht sie auf der Bühne eines Kreuzfahrtschiffes und präsentiert ihre eigene Show „Doreens Primetime“. Redegewandt, mit sicherer Stimme und gut vorbereitet führt die gebürtige Görlitzerin durch die Show. Am Dialekt ist nicht zu erkennen, woher sie kommt. Aber es macht sie jedes Mal ein wenig stolz, wenn sie bei der Begrüßung der vorwiegend deutschen Passagiere zu Reisebeginn als Entertainment-Managerin aus der „schönen Stadt Görlitz“ vorgestellt wird.

Seit sechs Wochen fährt die 32-Jährige auf dem Kreuzfahrtschiff, das die norwegischen Fjorde ansteuert. Neben dem Kapitän und dem Hoteldirektor gehört Doreen Göhler zu den Führungspersönlichkeiten auf dem Schiff, das etwa 2 500 Urlaubern ein Stück von der Welt nahe bringt und damit in der Flotte des Unternehmens zu den mittelgroßen Schiffen gehört. Doreen Göhler ist Chefin für 65 Mitarbeiter in mehreren Teams, die für die tägliche Unterhaltung der Passagiere sorgen – mit Shows, Vorträgen, Kunstauktionen, Kapitänsfragestunden, Veranstaltungen in Bars und vielem mehr. Auch die Bordzeitung fällt in ihr Ressort. Das Blatt wird täglich am Abend an die Kabinentür gesteckt und informiert zum Hafen, der am nächsten Tag angesteuert wird, zu Ausflugszielen an Land und zu Veranstaltungen an Bord. „In meiner Crew sind tolle Mitarbeiter, die sich alle gut verstehen, obwohl wir auf engstem Raum, also auf dem Schiff, zusammen leben“, betont die Managerin. Ihre Crew ist international, deshalb wird englisch gesprochen. „Das funktioniert ganz prima“, sagt sie.

Nach dem Abitur – erst am Gymnasium Königshufen und nach dessen Schließung am Joliot-Curie-Gymnasium – ging Doreen Göhler nach Freital auf eine private Tourismusschule. Mit dem Abschluss als staatlich anerkannte internationale Tourismusassistentin zog es sie schon bald in die Welt hinaus. Nur einmal hat sie in Görlitz gearbeitet, im Romantik Hotel Tuchmacher. Es folgten verschiedene Jobs im Ausland, unter anderem in Dubai und bei Reedereien, wo sie auch bei Flusskreuzfahrten gearbeitet hat. Seekrank ist sie dabei noch nie geworden. „Das kenne ich nicht, auch hier auf dem viel größeren Schiff nicht“, sagt sie und hat gleich einen Tipp parat für Menschen, denen ein schaukelndes Schiff nicht so gut bekommt: Reisetabletten geben lassen, etwas Leichtes essen und trinken und viel Ablenkung suchen. Dann sei es bald vorbei mit der Seekrankheit, erklärt sie.

Mittlerweile hat Doreen Göhler viel gesehen von der Welt. Gerne ist sie in der Karibik unterwegs, Antigua ist ihre Lieblingsinsel. Obwohl die gebürtige Görlitzerin jetzt in Hamburg eine Wohnung hat, kommt sie gern in ihre Heimatstadt zu Besuch. „Wenn immer es klappt, bin ich beim Altstadtfest dabei“, erklärt sie. Dann trifft sie sich mit Freunden und Bekannten. Und natürlich mit der Familie. Für das Altstadtfest selbst wünscht sie sich ein wenig mehr Abwechslung. „Fast immer gibt es die gleichen Angebote und die auch noch am gleichen Standort. Es könnte mal anders aufgebaut werden“, erläutert die 32-Jährige.

Immer wenn sie nach Görlitz kommt, nimmt sie Veränderungen wahr. „Die Stadt wird immer schöner“, hat sie festgestellt. Gespannt ist sie auf das neue Kaufhaus, wenn es einmal fertig sein wird. Aber die Menschen hätten sich sehr verändert, würden zunehmend egoistischer. Doreen Göhler benennt ein Beispiel. „Als ich mit einem Stadtbus fuhr, stürzte eine Frau mit Stock beim Einsteigen. Aber niemand sprang auf und half der Frau. Dieses Verhalten finde ich nicht gut“, betont sie. „Ich war geschockt und habe gedacht ‚Was ist los mit euch? Warum helft ihr nicht?‘“erzählt sie weiter. Dass sie selbst der Frau half, soll nicht unerwähnt bleiben.

Spätestens nach zwei, drei Wochen Görlitz zieht es Doreen Göhler wieder nach Hamburg oder zur Arbeit in aller Welt. Die Weltenbummlerin mag die Metropolen, fühlt sich wohl in anderen Kulturkreisen. Ihre Weltoffenheit stammt aus ihrer Erziehung. „Von meiner Familie habe ich viele Werte mit auf den Lebensweg bekommen“, erklärt sie. „Wir waren schon immer offen für andere Kulturen und neugierig auf die unterschiedlichsten Menschen“, betont Frau Göhler. Die daraus gewonnene Menschenkenntnis kommt ihr jetzt zum Beispiel bei ihren Shows entgegen – kein Wunder, dass Lampenfieber für sie ein Fremdwort ist.

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