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Pulsnitzerin hilft bei Problemzonen

Kerstin Frommberger betreibt ein traditionsreiches Geschäft am Marktplatz der Stadt - mit besonderem Gespür für Größen und den Geschmack der Kunden.

Von Reiner Hanke
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Kerstin Frommberger führt den Wäscheladen auf dem Pulsnitzer Markt jetzt schon seit zehn Jahren. Der hat eine lange Tradition.
Kerstin Frommberger führt den Wäscheladen auf dem Pulsnitzer Markt jetzt schon seit zehn Jahren. Der hat eine lange Tradition. © Matthias Schumann

Pulsnitz. Vor 100 Jahren schloss Emil Kaiser Morgen für Morgen die Ladentür am Markt 8 in Pulsnitz auf. Wäsche hatte er schon damals im Angebot und Futterstoffe für wärmende Kleidung. Heute ist es Urenkelin Kerstin Frommberger, die im Geschäft steht. Seit zehn Jahren handelt sie mit Nachtmode, Unterwäsche aller Art, zarten Strümpfen, Spitzenhöschen und Boxershorts.

Schon als Kind habe sie bei Opa Willy zwischen den Regalen gespielt, erzählt Kerstin Frommberger. Dann gingen das Traditionsgeschäft und sie erst einmal getrennte Wege. Die  DDR-Handelsorganisation HO übernahm das Geschäft 1966. Neben Miederwaren zog Kindermode mit ein. Vor ein paar Jahren auch mal Jeansmode als Intermezzo. 

Kerstin Frommberger stieg aber als gelernte Fachverkäuferin bei der DDR-Konkurrenz, dem Konsum, in der Nachbarschaft ein und verkaufte Jahrzehnte ebenfalls Textilwaren, später Schuhe. Bis der letzte Pulsnitzer Schuhladen 2009 schloss.

Damals lief es auch im Miederwarenladen im Erdgeschoss ihres Elternhauses nicht mehr gut. Da stieg die versierte Fachverkäuferin selbst ein, avancierte von der Angestellten zur eigenen Chefin und übernahm schließlich den Laden des Urgroßvaters, ganz in der Tradition der Familie. Mit Wäschemode zurück zu den Wurzeln. „Es braucht schon Erfahrung für den Geschmack der Kunden, den Blick für die Größe und dafür, was sich kombinieren lässt, und wie man die Leute zu nehmen hat.“ Und für jede Problemzone eine Idee. 

Männer lassen einkaufen

Mit diesem Konzept feiert die Pulsnitzerin  jetzt ihr Zehnjähriges als Geschäftsfrau mit Wäsche. Die drängt sich in allen Facetten in den Regalen. Längst stehen nicht mehr die dunkelbraunen Holz-Schränke des Großvaters im Laden. An der Stirnseite lächeln dralle Damen mit Oberweite ins Geschäft. Für die Expertin ist keine Figur zu üppig oder zu schlank, darauf ist die Geschäftsfrau eingestellt. Bei Herren ebenso. Die kämen aber selten ins Geschäft. Sie lassen einkaufen oder kommen in Begleitung.

Mütter kommen mit ihren Töchtern für den ersten BH, wenn der Abi- oder Tanzstundenball ansteht, erzählt Kerstin Frommberger. Es solle ja alles genau aufeinander abgestimmt sein, bei der Jugend eher farbig. Die weiße Wäsche werde irgendwann interessanter, wenn der Arztbesuch wichtiger werde als der verführerische Eindruck beim Gatten. Denn beim Doktor müsse es für viele schon Weiß sein. Ginge es nach der Fachfrau, dann dürfte der Mediziner ruhig auch mal Farbe sehen.

Durststrecke für den Innenstadthandel

Bis zur Rente in gut sechs Jahren will die Urenkelin des Firmengründers den Laden am Pulsnitzer Markt noch schmeißen: „Der Verkauf macht mir Spaß wie eh und je.“ Was in ein paar Jahren wird: „Das weiß ich noch nicht“, sagt Kerstin Frommberger. Sie werde darüber nachdenken, wenn der Tag näher rückt. „Es müssen ja auch noch ein paar Läden bleiben.“ Denn eines stehe fest. Es wäre nicht schön, wenn wieder ein Geschäft zur Wohnung umfunktioniert würde. Beispiele gebe es leider schon zu viele.

Unterdessen  lässt sich eine Kundin in Sachen Nachthemden beraten. Gleich türmt sich ein Stapel auf der Theke. Sie sei auch froh, dass es noch ein paar Läden am Markt gibt. Kerstin Frommberger: „Wir reden seit Jahren mit der Stadt darüber, dass das Zentrum zum Bummeln attraktiver werden muss.“ Die nächste Durststrecke für den Pulsnitzer Innenstadthandel steht dagegen schon an, wenn die Ortsdurchfahrt wegen des Brückenbaus auf der Staatsstraße für Monate gesperrt wird. Kerstin Frommberger hofft deshalb, dass der berühmte Pfefferkuchenmarkt Anfang November stattfindet. Denn der sei wirklich wichtig für den Pulsnitzer Handel.        

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