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Warum klöppeln ganz einfach ist

Helga Radtke ist von Anfang an bei den „Klöppelfröschen“ dabei. Als Vorlage wird ein Brief verwendet.

Von Frank Korn
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Helga Radtke hat vor sechs Jahren die Leitung der Harthaer „Klöppelfrösche“ übernommen. An der Entstehung der Interessengemeinschaft hat sie keinen geringen Anteil.
Helga Radtke hat vor sechs Jahren die Leitung der Harthaer „Klöppelfrösche“ übernommen. An der Entstehung der Interessengemeinschaft hat sie keinen geringen Anteil. © Lars Halbauer

Hartha. Als der Fotograf das obligatorische Foto zum Beitrag schießen will, bittet Helga Radtke um etwas Geduld. Sie muss erst ihren Klöppelständer holen und ihn für das Fotoshooting vorbereiten. „Im Sommer machen wir nicht so viel, das geht erst im September wieder richtig los“, sagt Helga Radtke, die seit sechs Jahren die Interessengemeinschaft der Harthaer „Klöppelfrösche“ leitet.

Ihrem Hobby geht die 79-Jährige seit 1983 nach. Sie war damals in den Harthaer Hausschuhwerken Vorsitzende der Betriebsgewerkschaftsleitung (BGL). „Es hieß, dass mehr für die Volkskunst getan werden muss. Wir haben Christa Schuricht überredet, die Leitung einer Klöppelgruppe zu übernehmen. Sie stammt aus dem Erzgebirge und hat das schon als Kind gelernt“, erinnert sich Helga Radtke. 

Christa Schuricht habe die Gruppe dann auch bis vor sechs Jahren geleitet. Und ihr selbst sei die Bildung der Gruppe sehr gelegen gekommen. „Ich habe mich schon immer für Handarbeit interessiert. Das Klöppeln hat da noch gefehlt“, so die Harthaerin.

Mit zehn Frauen aus verschiedenen Harthaer Betrieben sei man damals im sogenannten Intra-Zirkel gestartet. „Als wir nach der Wende zum ersten Mal mit Leuten aus der Partnerstadt Fröndenberg zusammengekommen sind, hieß es, ihr braucht einen Namen“, so Helga Radtke. 

Also habe sich die Gruppe „Klöppelfrösche“ genannt, in Anlehnung an die Bezeichnung „Frosch-Hartha“ für ihre Stadt. „Dafür sind wir zunächst belächelt worden, doch mittlerweile haben sich die Leute daran gewöhnt.“

Die Gruppe, der 13 Mitglieder angehören, trifft sich alle zwei Wochen für drei Stunden in der Bibliothek. „Dort haben wir auch unsere Utensilien unterstellen können, sodass wir sie nicht ständig mitschleppen müssen.“ 

Die Klöppelfrösche sind regelmäßig auf dem Harthaer Weihnachtsmarkt vertreten, zeigen ihre Kunst aber auch bei der Kreativausstellung in Fröndenberg oder bei Märkten im Kloster Buch. Diese Ausstellungen sind ebenso wichtig, wie die jährlichen Abschlussfahrten.

Wie viele Interessengruppen und Vereine haben die Klöppelfrösche ein Nachwuchsproblem. „Wir sind alle schon älter. Vielleicht müsste man in der Schule das Hobby mal vorstellen, aber das kostet auch etwas Überwindung“, gibt die Seniorin unumwunden zu.

Klöppeln ist ganz einfach, wenn man es kann, sagt Helga Radtke. Die Klöppel werden immer wieder gedreht und gekreuzt, erklärt sie. Wichtig ist der Klöppelbrief, wie die Vorlage genannt wird. Diese Muster gibt es in Fachgeschäften zu kaufen. „Man muss eine bestimmte Fingerfertigkeit und Interesse daran haben. 

Und Zeit, denn die braucht es bei diesem Hobby.“ Schmuckgegenstände für Weihnachten und Ostern sowie Fensterbilder stehen derzeit hoch im Kurs. Dagegen sind Deckchen, die früher begehrt waren, aus der Mode gekommen. Für den Schmuck – Ketten, Anhänger, Ohrringe oder Armreifen – werden Metallfäden verwendet.

In ihrer Familie sei ihr Hobby unterschiedlich aufgenommen worden. Für ihren Mann ist das Klöppeln ein gutes Schlafmittel. „Das Geräusch wirkt beruhigend“, sagt Günter Radtke. Bei den drei Kindern Mareike, Udo und Jan stieß das Hobby der Mutter jedoch nicht immer auf Gegenliebe. Besonders wenn der Fernseher lief, hieß es schon mal: „Mutter, höre auf mit klöppeln, das stört.“ 

Helga Radtke hat sich jedoch davon nie abhalten lassen. Ihr macht es nichts aus, gleichzeitig fern zu sehen und zu klöppeln. Zumindest bei einfachen Mustern. „Und wenn es spannend wird, dann hört man auf mit klöppeln.“