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Tausend Ideen für Südstadt-Markt: Keine wurde wahr

Die Liste ist lang: Fantasy-Shop, Katastrophenschutz, Wochenmarkt. Was aus dem alten Edeka in der Südstadt schon hätte werden können.

Von Susanne Sodan
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© André Schulze

Vor reichlich fünf Jahren hat der Edeka-Markt auf der Jauernicker Straße seine Türen geschlossen. Die letzte Betreiberin war in den Ruhestand gegangen. Der Südstadt fehle solch ein Treffpunkt, sagt Daniel Breutmann vom Bürgerrat Südstadt. Immer wieder habe er seither von Nutzungsvorschlägen erfahren. Die aber nie Realität wurden. 

Der Komplex an der Jauernicker Straße 53 bis 56 besteht aus zwei Teilen, zum einen aus dem Vorderhaus, zum anderen aus der Markthalle dahinter. Der Kunnerwitzer Stefan Bittner würde im vorderen Teil gerne einen Fantasy-Shop mit einer kleine Lounge und einer Bühne eröffnen. Für die ehemalige Markthalle hinten stellt er sich eine Lasertag-Halle vor, eine Art Actionspiel-Parcours. Allerdings, beim Besitzer des Gebäudekomplexes kam er bisher nicht weiter. Ein Kauf, auch eine Anmietung seien derzeit nicht möglich, so der aktuelle Stand.

Stefan Bittner ist selbst riesiger Harry-Potter-Fan. Auf der Jauernicker Straße will er einen Nerd-Shop eröffnen mit allem, was die Herzen der Fans von Fantasy-Literatur, Comics, Filmen und Serien höher schlagen lässt. 
Stefan Bittner ist selbst riesiger Harry-Potter-Fan. Auf der Jauernicker Straße will er einen Nerd-Shop eröffnen mit allem, was die Herzen der Fans von Fantasy-Literatur, Comics, Filmen und Serien höher schlagen lässt.  © André Schulze

In einem Facebook-Kommentar zu einem Artikel über Bittners Vorhaben hatte der Bürgerrat Südstadt bereits anklingen lassen, dass er damit nicht allein ist. Alle Ideen, die es in den vergangenen Jahren für den alten Edeka-Markt gab, kennt Breutmann zwar wahrscheinlich nicht, "aber bei den Interessenten, die ihre Vorhaben auch an uns herangetragen hatten, hieß es wohl vonseiten des Besitzers immer, aktuell bestehe kein Interesse."

Auch der Bürgerrat wollte rein

Auch der Bürgerrat selbst gehörte schon zu den Interessenten. Den Komplex hätte er zumindest teils gerne genutzt, um einen Wochenmarkt zu etablieren. Ein hiesiger Konzertveranstalter hatte schon mal ein Auge auf den Edeka-Markt geworfen. "Es ging darum, ob man die Halle hinten als Musikbühne nutzen könnte", erzählt Daniel Breutmann.

Die Görlitzer Wirtschaftsförderung hatte sich für ein Callcenter, das Interesse angemeldet hatte, nach dem Gebäudekomplex erkundigt. "Ein Oldtimer-Verein wollte die Markthalle als Garage nutzen", zählt Breutmann weiter auf. Die Lager-Idee war mehrfach dabei. Eine Hilfsorganisation dagegen hätte das Gebäude gerne als Standort für ihren Katastrophenschutz genutzt. 

Parkplätze für die Südstadt

Der Görlitzer Vermieter GWG, der Wohnhäuser in der Nähe hat, war zwar weniger an dem Gebäudekomplex  interessiert, aber an den zugehörigen Parkplätzen. Die Genossenschaft hätte gerne ein Teilgrundstück gekauft, um die Parksituation für die Mieter in der Südstadt etwas zu entspannen, bestätigt Vorstandsmitglied Heike Froneberg. Der letzte Stand, der ihr bekannt ist: Die GWG brauche sich nicht länger zu bemühen, das Grundstück sei verkauft. 

Stefan Bittners Idee findet Breutmann an sich nicht schlecht. Gerade den zweiten Part mit der Lasertag-Halle. Ob der vordere Teil mit Fantasy-Shop, Lounge und Bühne allein funktioniert, da ist er sich nicht sicher. "Im Vorderhaus ist derart viel Raum." Früher, erzählt er, waren dort auch andere Gewerbe neben dem Supermarkt, darunter ein Friseur.

Für den Komplex fände Breutmann auch jetzt mehrere Mieter gut – um den ehemaligen Markt wieder mehr zu einem Ort öffentlichen Lebens zu machen. Ein Stadtteilcafé könnte er sich vorstellen oder eine kleine Möglichkeit zur Nahversorgung. "Das wird bei uns in der Südstadt immer weniger." 

Verkauf ist derzeit nicht geplant

Wie neben dem Erdgeschoss mit dem Fantasy-Shop, Lounge und Bühne auch die weiteren Stockwerke des Vorderhauses zu füllen sein könnten, dafür hätte Stefan Bittner schon Ideen, von Gaming-Mobiliar bis hin zu thematischen Zimmern zum Übernachten in der Südstadt. Aber: Ein Verkauf sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt tatsächlich nicht geplant, teilt das Immobilienunternehmen GCP auch auf SZ-Anfrage mit. 

Seine Hauptniederlassung hat das Unternehmen auf Zypern, den Firmensitz der Zweigniederlassung Deutschland in Berlin. Auch in Görlitz ist GCP mit Mietwohnungen in Königshufen nicht unbekannt. Und auch der einstige Gewerbekomplex an der Jauernicker Straße gehört GCP, das Vorderhaus, die Markthalle wie auch der Parkplatz, bestätigt das Unternehmen. Derzeit würden durch die Fachabteilungen verschiedene Entwicklungsmöglichkeiten geprüft.

Wie lange es das Objekt bereits besitzt, dazu macht das Unternehmen keine Angaben. Grundsätzlich wolle GCP immer eine nachhaltige, langfristige und bedarfsgerechte Entwicklung seiner Objekte. Warum genau die bisherigen Interessenten kein Glück hatten, lässt GCP auf Nachfrage offen.

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