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Was wird aus dem Karl-May-Museum?

Tiefer geht es kaum noch: Führungskrise, Corona mit Besucherschwund und immer weniger Geld. Im Museumsbeirat werden Modelle entwickelt.

Von Peter Redlich
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Das Karl-Museum ist ein Touristenmagnet in Radebeul. Es könnte wesentlich mehr werden – und braucht Hilfe.
Das Karl-Museum ist ein Touristenmagnet in Radebeul. Es könnte wesentlich mehr werden – und braucht Hilfe. © Arvid Müller

Eine Krise ist immer auch eine Chance, sagen Optimisten. Thomas Bürger, bis 2018 Generaldirektor der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) –, gehört zum Beirat des Karl-May-Museums. Im Kulturausschuss des Radebeuler Stadtrats agiert er als fachkundiger Bürger. Der Radebeuler ist Optimist, und als Fachmann liegt ihm das Museum am Herzen. Zitat von ihm: „Das Haus in Radebeul soll das wieder werden, wo wir mit unseren Enkeln noch lange gerne hingehen wollen.“

In den letzten Wochen haben sich Bürger und weitere Mitstreiter aus dem Museumsbeirat Gedanken gemacht und – wie er sagt – Impulse aufgeschrieben, wie das Museum neu aufgestellt werden könnte. Am Sonnabend findet im Radebeuler Rathaus die große Krisensitzung der Karl-May-Stiftung und des Kuratoriums der Stiftung statt. 

Dort wollen Thomas Bürger und der Museumsbeirat vorstellen, wie es mit dem Museum künftig weitergehen könnte. Noch ist von dem PowerPoint-Vortrag noch nichts nach außen gedrungen. Bürger sagt nur so viel: „Das Museum braucht auf lange Sicht eine Partnerschaft. Karl May, sein Werk, sein Nachlass und die völkerkundliche Sammlung ist eine nationale Angelegenheit, an der sich Bund und Länder beteiligen sollten.“Welche Szenarien das sein könnten.

Variante 1: Die Stiftung, Stadt Radebeul und Land Sachsen als Träger

Jetzt ist das Museum eine 100-prozentige Tochter der Karl-May-Stiftung. Nur recht und schlecht wurde in den letzten Jahren die schwarze Null im Budget gehalten. Mit Corona, Besuchermangel und derzeit fehlender Führung geht es nur weiter abwärts. 

Das Museum braucht Partner, mit denen auch die Möglichkeit besteht, Fördermittel für die künftigen Pläne Neubau an der Meißner Straße, Sanierung der Villa Bärenfett und generelle inhaltliche Neuausrichtung einzuwerben. Dies könnten Partner wie die Stadt Radebeul und das Land Sachsen sein. Die Stiftung gibt von ihren 100-prozentigen Anteilen Teile ab. 

Dafür spricht: Mehr finanzielle Sicherheit, auch für die Planung. Dagegen: Die Stadt Radebeul wird sich kaum Museumsanteile ans Bein binden. Im Land gibt es derzeit größere Probleme, als das Karl-May-Museum zu retten.

Variante 2: Das Museum wird eine reine GmbH und Erlebnispark

Jetzt ist, von der Stiftung getragen, das Karl-May-Museum eine gemeinnützige GmbH. Als reine GmbH, auch Tochter der Stiftung, müsste sie alle finanziellen Mittel selbst erwirtschaften. Etwa indem aus dem Museum ein Erlebnispark wird – mit weit mehr als jetzt Spurensuche und kleiner Gastronomie. Im Areal könnte es kleine Theateraufführungen geben. Themenrestaurants oder Imbisse müsste es geben. Museumsverkauf müsste wesentlich größer aufgezogen werden.

Im großen Stil setzt dies allerdings auch Investitionen voraus, wie den Neubau an der Meißner Straße oder Ähnliches, bisher errechnete Kosten rund zehn Millionen Euro. Kredite müssten aufgenommen werden. Wer bürgt dafür? Die Eintrittspreise müssten völlig neu kalkuliert werden.

Dafür spricht: Es wäre eine Chance, mehr Geld einzunehmen. Dagegen spricht: Es braucht auch vorher Geld, das nicht da ist. Spaß und Erlebnis für die Besucher könnten Wertvolles aus der Sammlung an den Rand drücken.

Variante 3: Das Museum bleibt gGmbH mit einem passenden neuen Partner

Ein wesentlicher Teil der Sammlung des Karl-May-Museums ist – neben den wertvollen Teilen des Karl-May-Nachlasses in der Villa Shatterhand – der völkerkundliche Anteil in der Villa Bärenfett. Unter Direktor Christian Wacker hat die Mannschaft des Museums wissenschaftlich begründet neue Ideen in Ansätzen umgesetzt – das Leben der Indianer in USA heute, die Neubewertung der Werke des Malers Elk Eber (Schlacht am Little Big Horn), Ansätze zur Klärung, wie mit menschlichen Nachlässen wie Skalpen umgegangen werden sollte. Der große Teil der Sammlung befindet sich im Archiv und kann nicht gezeigt werden.

Dafür einen Partner aus dem Bereich Völkerkunde zu finden, der Anteile am Museum übernimmt, wäre sinnvoll. An den Objekten könnte geforscht, mehr als bisher könnte gezeigt werden.

Ob diese oder ähnliche Vorschläge am Sonnabend aus dem Museumsbeirat kommen, ist offen. Thomas Bürger sagt, dass er froh sei, dass die Mannschaft im Museum alles am Laufen halte. Und er sagt auch, dass Christian Wacker über strukturelle Probleme hätte informieren sollen, nicht erst mit dem Weggang. Sein Fazit: „Die Nerven behalten. Karl May wird nicht sterben. Schon gar nicht in Radebeul.“