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Karl-May-Museum öffnet für nur zwei Tage

In den zwei Häusern in Radebeul gibt es einiges Neues für die Besucher zu entdecken. 25 hatten sich am Dienstag bisher angemeldet.

Von Peter Redlich
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Der neugestaltete Raum mit der legendären Schlacht am Little Big Horn und der Figur von Sitting Bull ist sehenswert im Radebeuler Karl-May-Museum. Die ersten Besucher haben sich bereits angemeldet für einen Rundgang in der Villa Shatterhand und dem Bloc
Der neugestaltete Raum mit der legendären Schlacht am Little Big Horn und der Figur von Sitting Bull ist sehenswert im Radebeuler Karl-May-Museum. Die ersten Besucher haben sich bereits angemeldet für einen Rundgang in der Villa Shatterhand und dem Bloc © Norbert Millauer

Radebeul. Anders geht es derzeit nicht, damit überhaupt was geht: Wer ins Karl-May-Museum Radebeul möchte, muss sich zuerst anmelden und dann an der Pforte klingeln. Da wird er von einer Mitarbeiterin abgeholt und in den Museumsshop in der Villa Shatterhand begleitet. Dort kann er sein Ticket lösen und das Museum besuchen.

Um 13 Uhr am Dienstagmittag hat der erste Museumsbesucher, nach Wochen der angeordneten Schließzeit, geklingelt. Ein junger Mann auf Kurzbesuch in Radebeul. Zwei Anmeldungen gab es bis zum Mittag für den Dienstag; 25 sind es insgesamt bisher bis zum 2. April, sagt Robin Leipold, der wissenschaftliche Leiter des Hauses in der Karl-May-Straße in Radebeul-Ost.

Mit ganz kleiner Mannschaft sind die Mitarbeiter in der noch begrenzten Öffnungszeit von 10 bis 16 Uhr jetzt da. Kurzarbeit ist immer noch angesagt. Was aber die Frauen und Männer um ihren Leiter in den letzten Wochen nicht davon abgehalten hat, vor allem in der Villa Bärenfett, dem Blockhaus im Museumsgarten, einiges neu zu gestalten.

Schlachtenmaler Elk Eber kritisch eingeordnet

Leipold: „Es lohnt sich zu kommen.“ Der Custer-Raum, wie die Museumsleute den Raum nennen, in dem das große und berühmte Gemälde von der Schlacht am Little Big Horn der Mittelpunkt ist, wurde komplett neu arrangiert. Wer also die Villa Bärenfett besucht und den Hauptraum der Ausstellung mit den Indianerfiguren, dem Waldläufer und der Riech- und Streichelstrecke für Kinder durchschritten hat, steht an einer Stelle, wo auf das Leben der Indianer in Nordamerika von heute aufmerksam gemacht wird.

Es ist der Auftakt für den neuen Custer-Raum, wo in einer Multi-Media-Schau zu sehen ist, wie sich der Lebensraum der Ureinwohner der USA verändert hat. Gleich daneben zeigt das Schlachtgemälde, wie die vereinigten Indianerstämme sich ein letztes Mal mit blutigem Kampf erfolgreich gegen die Verdrängung aus ihren Lebensräumen wehren konnten. Die Truppen ihrer Gegner führte der US-General George Armstrong Custer (1839 bis 1876) an. Der Indianerführer war der legendäre Häuptling Sitting Bull (1831 bis 1890).

Neu in dem Raum sind auch die Grafiken und Erläuterungen. So wird das weltweit einmalige Gemälde, wie es einige Kritiker forderten, nicht abgenommen, weil Emil Elk Eber auch Soldaten der Wehrmacht einst in verherrlichenden Posen malte, sondern die Biografie Ebers wird mit einem Text kritisch eingeordnet. Die bisher altarartig angeordnete Schlachtschau konzentriert sich jetzt nur noch auf das Hauptgemälde.

Der Raum mit der Darstellung der Schlacht am Little Big Horn befindet sich im Blockhaus Villa Bärenfett.
Der Raum mit der Darstellung der Schlacht am Little Big Horn befindet sich im Blockhaus Villa Bärenfett. © Norbert Millauer

Gleich gegenüber steht in Lebensgröße Häuptling Sitting Bull. Robin Leipold: „Wir hatten den Kopf dieser Figur und haben dazu ein Gestell für den Körper und die Kleidung anfertigen lassen. Indianerfreunde haben die Kleidung nach einem historischen Foto für die Figur geschneidert.“

Der Gründer des Karl-May-Museums, Patty Frank, hat vieles zur Schlacht am Little Big Horn zusammengetragen. Er ist im gleichen Jahr 1876 geboren. Einige der gesammelten Schriftstücke sind jetzt hier ausgestellt. Und auch hier wieder spielt die Einordnung, der Blick von heute auf die beiderseits in den USA glorifizierten Personen - Sitting Bull und General Custer - eine Rolle. Auf einem T-Shirt aus diesen Tagen ist stilisiert zu sehen, wie grinsende Indianergesichter auf Custer von oben schauen. Der General war in der Schlacht gefallen.

Ganz und gar ins Heute kehrt der Besucher zum Abschluss des neu gestalteten Raumes zurück. Ein Traumfänger, wie er heute als Souvenir angeboten wird, ist dort zu sehen, aber auch ein weiterer Indianerheld - Jim Thorbe, der erste Indianer, der bei einer Olympiade (1912) eine Goldmedaille gewann, im Zehnkampf.

Vitrinen selbst gebaut und Geld gespart

Eine mittlere vierstellige Summe hat der neue Custer-Raum gekostet, von dem es auch ein Youtube-Video auf der Museumsseite (siehe unten) gibt. Wenig Geld für diese aufwendige und gelungene Arbeit. Vor allem deshalb, weil die Mitarbeiter zusammen mit Leipold selbst ordentlich mit Hand angelegt haben. „Wir sind inzwischen in der Lage, Vitrinen selbst zu bauen. Den Fußboden haben wir selbst verlegt und vom Hygienemuseum haben wir günstig sonst sehr teure Museumslampen bekommen, die dort ausrangiert worden sind.“

Es lohne sich also, wieder mal ins Karl-May-Museum zu gehen. Und weil die Stadt derzeit kaum Touristen habe, so Leipold, würde er sich auf Besucher aus dem Elbland freuen. Selbst wenn es vorerst nur drei Tage der Öffnung sein könnten, weil die Ansteckungswerte ab Donnerstag schon wieder die Schließung fordern.