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Weniger Wartezeit in der Bautzener Notaufnahme

Eine neue Beobachtungsstation im Krankenhaus soll Entlastung bringen. Und im nächsten Jahr wird noch mehr getan.

Von Theresa Hellwig
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Sechs Patienten finden auf den Liegen in der neuen Beobachtungsstation im Bautzener Krankenhaus Platz. Mit der Umstrukturierung kam auch ein neuer Arzt: Dr. med. Christoph Reichelt ist der neue Leiter der Zentralen Notaufnahme.
Sechs Patienten finden auf den Liegen in der neuen Beobachtungsstation im Bautzener Krankenhaus Platz. Mit der Umstrukturierung kam auch ein neuer Arzt: Dr. med. Christoph Reichelt ist der neue Leiter der Zentralen Notaufnahme. © Steffen Unger

Bautzen. Sechs rote Krankenhausliegen stehen nebeneinander. Einige sind mit einem Schoner bezogen, neben anderen steht ein fahrbarer Tisch. „Short Care Unit“ prangt in großen Lettern über der Tür zu dem Raum, in dem gerade alles verdächtig ruhig ist. Patienten? Fehlanzeige. „Wir wollen die Station noch in diesem Monat in Betrieb nehmen“, erklärt Dr. med. Christoph Reichelt. Er ist der neue Leiter der Zentralen Notaufnahme im Bautzener Krankenhaus – und der Raum, den der 35-Jährige da gerade zeigt, ist die neue Beobachtungsstation darin. „Die Zentrale Notaufnahme ist jetzt eine eigenständige Einheit“, erklärt Dr. Wilma Aron, Chefärztin der Inneren Klinik in Bischofswerda, die für das Projekt verantwortlich ist.

Seit einem Monat ist Christoph Reichelt nun am Bautzener Krankenhaus. Zuvor hat er in Pirna als Internist gearbeitet und dort seine Facharztausbildung zum Kardiologen absolviert. Herzinfarkte, Herz-Rhythmus-Störungen, Schlaganfälle und Magenblutungen standen dort auf seinem Tagesplan – Fälle, mit denen er es wohl auch in der Bautzener Notaufnahme zutun bekommen wird. „Vorher gehörte die Notaufnahme einer Fachabteilung an, nun ist sie interdisziplinär ausgerichtet“, erklärt Christoph Reichelt. „Kommt ein Notfallpatient, gibt es jetzt definitiv nur eine Anlaufstelle: die Zentrale Notaufnahme.“

Und dort hat sich der Ablauf durch die neue Beobachtungsstation etwas verändert. Für die Patienten soll sich dadurch die Wartezeit verkürzen, die übervolle Notaufnahme soll entschlackt werden. Denn fast 18.000 Notfallpatienten kamen vergangenes Jahr in die Klinik, das sind im Durchschnitt 50 pro Tag. Besonders schlimm ist es zu Weihnachten und an Brückentagen, erzählt Wilma Aron.

Wartezeit hängt von Dringlichkeit ab

Wie also läuft es jetzt ab? – Kommt ein Notfallpatient im Bautzener Krankenhaus an, wird nach einem fünfstufigen Triage-System entschieden, wie schnell ein Patient beim Arzt landen muss. Das heißt: Je nachdem, wie dringlich die Lage ist, muss ein Patient unterschiedlich lange warten. „Besteht der Verdacht auf einen Herzinfarkt“, sagt Wilma Aron, „kommt dieser Patient natürlich sofort an die Reihe.“ Kommt jemand mit einem Zeckenbiss in die Notaufnahme, sieht das schon anders aus.

War ein Patient beim Arzt, entscheidet dieser, wie es weitergeht. Ist alles wieder gut? – Ab nach Hause. Ist die Lage schlimm, ist selbstverständlich: Der Patient wird auf die entsprechende Station aufgenommen. Was neu ist, ist die Regelung für all diejenigen, bei denen unklar ist, was los ist. Das sind diejenigen, die vorher im Zweifel die Betten auf der Notaufnahme belegten. Nun geht es für diese Leute auf die neue Beobachtungsstation, die „Short Care Unit“. Gemeint sind Fälle wie Brustschmerzen, die nicht auf einen Herzinfarkt zurückzuführen sein scheinen. Auch Bauchschmerzen oder allergische Reaktionen nach Insektenstichen können Fälle für die neue Station sein. Sechs Betten gibt es dort, abgeschirmt durch Faltwände. Die Patienten bekommen Essen und an jedem Bett gibt es eine Klingel, mit der sie Hilfe rufen können. Auch ein Monitor gehört zu jedem Platz, über den Puls, Blutdruck und Sauerstoffgehalt im Blut überwacht werden können.

Bis zu 24 Stunden bleiben die Patienten auf dieser Station. Ist die Ursache für die Symptome abgeklärt und unproblematisch, können die Leute dann direkt nach Hause gehen – oder eben doch auf der Station aufgenommen werden, wenn sich die Symptome verschlechtern.

Testphase bis Jahresende

Grund für die Umstrukturierung der Notaufnahme ist eine Neuregelung des Gemeinsamen Bundesausschusses vom April letzten Jahres. Kliniken werden nun nach einem System in drei Stufen eingeteilt; je nachdem, welche Stufe ein Krankenhaus erfüllt, erhält es unterschiedlich hohe Vergütungen. Weil das Krankenhaus in Bautzen mehrere Fachabteilungen hat – zum Beispiel für Augenheilkunde, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und Kardiologie – erfüllt es mit der Zentralen Notaufnahme mit Beobachtungsstation nun die Ansprüche für die zweite Stufe.

Bis Ende des Jahres soll die neue Beobachtungsstation nun eine Art Testphase durchlaufen, Anfang des neuen Jahres herrscht hier dann Hochbetrieb. Am Ziel angekommen ist das Krankenhaus damit aber noch nicht, erklärt Reiner Rogowski: Der Oberlausitz-Kliniken-Geschäftsführer hat bereits neue Pläne. Eine Portalpraxis soll Anfang April eingerichtet werden. Dafür mietet die Kassenärztliche Vereinigung Räume in dem Krankenhaus an. Dort wird dann der kassenärztliche Bereitschaftsdienst sitzen. Das bedeutet: Kommen Patienten ins Krankenhaus, die eigentlich eher ein Fall für den Hausarzt wären, können die direkt zum Bereitschaftsarzt weiterziehen. In der Notfallambulanz soll es dadurch noch schneller gehen – vor allem an Tagen, an denen viele Leute nur deshalb kommen, weil sie nicht wissen, wo sie sonst hingehen können. Zu Weihnachten zum Beispiel.

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