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Wie dieser Biohof zum Mitmachen einlädt

Fenja und Marcus Ender vermehren in Tetta ukrainischen Knoblauch, bauen Bataten und rund 40 weitere Gemüsesorten an – alles ohne Chemie.

Von Constanze Junghanß
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Fenja und Marcus Ender bewirtschaften den Gemüseacker biologisch. Sohn Pepe ist gern mit dabei, wenn seine Eltern in der Erde buddeln.
Fenja und Marcus Ender bewirtschaften den Gemüseacker biologisch. Sohn Pepe ist gern mit dabei, wenn seine Eltern in der Erde buddeln. © Constanze Junghanß

Konventionelle Landwirtschaft, chemische Unkrautbekämpfung oder synthetische Düngemittel? Für Fenja und Marcus Ender käme das keinesfalls infrage. Das frisch verheiratete Paar setzt auf Ökologie und Nachhaltigkeit. Im kleinen Vierkirchener Ortsteil Tetta betreiben die beiden einen Biohof. Statt chemischer Keule gegen unerwünschte Insekten kommen Schutznetze zum Einsatz.

Vlies sorgt für die Verfrühung der Jungpflanzen. Gedüngt wird mit natürlich anfallendem Kompost und Mist. Anschließen möchte sich das Paar an den Gäa-Verband, der ökologisch hergestellte Rohstoffe und Lebensmittel zertifiziert. Nach Verbands-Angaben sind bereits Hunderte Bauern in Deutschland mit dabei. Es geht dabei unter anderem um den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit und die Bewahrung von Pflanzenarten und Tierrassen.

Zusammen mit Sohn Pepe, der bald ein Geschwisterchen bekommt, leben Fenja und Marcus zusammen mit Eltern und Großeltern auf dem Enderhof. „Den Hof gibt es bereits in der achten Generation“, erzählt der 31-Jährige.

Selbst asiatische Süßkartoffeln sind dabei

Auf 0,7 Hektar Land werden aktuell 40 verschiedene Gemüsesorten angebaut. Mangold wächst beispielsweise auf den Beeten, ebenso Schwarzwurzeln, Wirsingkohl, Zucchini. In den Gewächshäusern gedeihen Melonen. Und selbst Bataten – Süßkartoffeln, die ursprünglich aus dem asiatischen Raum stammen und vor allem in Afrika für die Bevölkerungsernährung angebaut werden – sind auf dem Feld zu entdecken. Ein Steckenpferd ist die Knoblauch-Vermehrung der ukrainischen Sorte „Lubascha“.

Mit konventionellen Bauern haben Enders kein Problem. „Wir wollen das aber nicht unterstützen und haben uns bewusst dafür entschieden, dass bei uns Naturschutz und Landwirtschaft Hand in Hand gehen“, erklärt der Familienvater. Eine kleinbäuerliche ökologische Landwirtschaft mit in sich geschlossenen Betriebskreisläufen und handwerklicher Weiterverarbeitung soll wachsen. Ziel sei außerdem, Leben aufs Dorf zu bringen. „Eine solidarische Gemeinschaft, die vom Austausch lebt und bei der jeder mitmachen kann“, erklärt Marcus Ender. Helfende Hände sind gern gesehen.

Eheleute erfüllten sich einen Lebenstraum

Vor genau einem Jahr begann in Tetta die Umstellung auf ökologische Landwirtschaft. Einen Lebenstraum erfüllen sich die Eheleute damit. „Wir wollen Verantwortung übernehmen, die Region stärken und solidarisch handeln“, begründet Marcus Ender, der in Kassel ökologischen Landbau studierte. Geblieben ist er im Westen der Republik nicht. Der Vierkirchener hat sich bewusst für die Rückkehr in die Heimat entschieden.

Die Jungpflanzen werden durch Vliese vor Insekten geschützt.
Die Jungpflanzen werden durch Vliese vor Insekten geschützt. © Constanze Junghanß
Ein Hochbeet hält Schnecken von Petersilie und Teepflanzen fern.
Ein Hochbeet hält Schnecken von Petersilie und Teepflanzen fern. © Constanze Junghanß
Die 60 Vorwerkhühner leben unter freiem Himmel und nicht im engen Stall. Sie liefern die frischen Eier.
Die 60 Vorwerkhühner leben unter freiem Himmel und nicht im engen Stall. Sie liefern die frischen Eier. © Constanze Junghanß

Seine Frau und er nehmen sich viel vor für den Aufbau ihres Betriebs: Schafe sollen die Wiesen beweiden, später ein Offenstall für Mutterkühe gebaut werden. Die ersten Tiere hielten auf dem Hof bereits Einzug: 60 Vorwerkhühner scharren im Gras unter freiem Himmel, Enten schnattern. Und Bienen gibt es auch. Der Jungbauer betreut 15 Bienenvölker, die Honig und Wachs produzieren. Ein kleiner Ab-Hof-Verkauf mit Kasse des Vertrauens wird eingerichtet. Dazu wollen Enders einen alten Leiterwagen als Verkaufsstand umbauen.

Idee kommt aus Dänemark

Eine Idee, die unter anderem in Dänemark bestens klappt. Da stehen an den Straßenrändern der Dörfer solche Stände mit Obst, Gemüse und Eiern, weiß der Landwirt. Das Geld wird in eine Kassette eingeworfen. Warum sollte das nicht auch im beschaulichen Tetta funktionieren? Seit Mai dieses Jahres findet die Vermarktung über Gemüsekisten statt. 22 werden so bereits an Abonnenten verteilt.

Die Nachfrage sei allerdings größer, sodass später eine Aufstockung angedacht ist. Bioprodukte vom Enderhof gibt es ebenfalls bereits bei den Marktschwärmern in Görlitz und beim Verein „Sohland lebt“ in Sohland am Rotstein. Beide Initiativen bringen regionale Vermarkter und Käufer zusammen. Bestellt wird die Ware zuvor über das Internet und zu festgelegten Terminen vor Ort abgeholt.

Heimisches frisches Obst wird es auch geben. Und Saft – frisch gepresst mit einer mobilen Saftpresse. Marcus Ender pflegt und bewirtschaftet als zertifizierter Obstbaumpfleger Streuobstbestände in Vierkirchen und Weißenberg. 200 Bäume sind das etwa, die teils beerntet werden sollen.

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