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Wie hoch ist die Radon-Gefahr für Schüler?

An mehreren Schulen in Sachsen wurde eine erhöhte Strahlenbelastung gemessen. Was das bedeutet, welche Einrichtungen betroffen sind, und wie reagiert wird.

Von Jana Ulbrich
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Im Fall des Zittauer Christian-Weise-Gymnasiums hat der Landkreis reagiert. Eine zweite Messung läuft gerade.
Im Fall des Zittauer Christian-Weise-Gymnasiums hat der Landkreis reagiert. Eine zweite Messung läuft gerade. © Matthias Weber

Auch im Zittauer Christian-Weise-Gymnasium haben vor einiger Zeit diese kleinen, unscheinbaren Geräte in den Klassenzimmern gehangen: Sogenannte Exposimeter, mit denen die Strahlenbelastung in der Raumluft gemessen wird.

Solche Geräte haben im Löbauer und im Seifhennersdorfer Gymnasium gehangen, in der Kreismusikschule, der Volkshochschule und in 40 weiteren Schulen im ganzen Kreis Görlitz. Das Umweltministerium hatte die Messungen allen Schulträgern kostenlos angeboten. Das Ergebnis: In 84 der bisher landesweit überprüften 224 Schulen wurden die von der EU empfohlenen Grenzwerte für die Radon-Konzentration zum Teil deutlich überschritten, im Kreis Görlitz an sieben von 23 gemessenen Schulen. Wir sagen, was das jetzt bedeutet:

Was ist Radon und woher kommt es?

Radon ist ein Edelgas, das beim radioaktiven Zerfall von Uran in Böden und Gesteinen entsteht, erklärt Karin Bernhardt vom Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. Radon ist unsichtbar, geruch- und geschmacklos - und es ist überall. Über Poren im Erdboden gelangt das Edelgas in die Atmosphäre. Die Konzentration ist regional aber sehr unterschiedlich. Die höchsten Werte werden in den ehemaligen Bergbauregionen des Erzgebirges und im Raum Dresden gemessen. Im Kreis Görlitz ist der Süden zwischen Seifhennersdorf und Zittau am stärksten belastet.

©  SZ-Grafik: Gernot Grunwald

Was ist an Radon gefährlich?

Es gibt Studien, nach denen Radon in hoher Konzentration Krebs verursachen kann. Sie legen vor allem einen Zusammenhang mit Lungenkrebs nahe. Laut der Studien ist Radon nach dem Rauchen die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs - noch weit vor Asbest und Dieselruß.

Wie gelangt das Edelgas in Schulgebäude?

Radon kann nicht nur in Schulen, sondern in alle Gebäude gelangen. Es zieht aus dem Boden durch das Mauerwerk und kann sich vor allem in schlecht belüfteten Räumen ansammeln. Weil das Edelgas schwerer als Luft ist, ist die Konzentration in Kellerräumen und im Erdgeschoss am höchsten.

In welchen Schulen wird die Radon-Konzentration gemessen?

Sachsens Umweltministerium hat das landesweite Messprogramm „Radon in Schulen“ initiiert. Alle Schulträger können sich daran beteiligen, die Teilnahme ist freiwillig. "Damit sind wir in Sachsen Vorreiter", sagt Karin Bernhardt. Kein anderes Bundesland habe bisher ähnliches praktiziert. Die Sprecherin betont aber, dass es sich um eine rein vorbeugende Maßnahme handelt. Im Landkreis Görlitz haben sich bisher 45 Schulen an dem Messprogramm beteiligt. Für 23 Schulen sind die Messungen abgeschlossen. In 16 Fällen wurde eine Radon-Konzentration unter dem von der EU empfohlenen Grenzwert festgestellt, in sieben Schulen wird der Grenzwert überschritten, in vier Fällen sogar deutlich.

Welche Schulen im Kreis sind betroffen?

Der EU-Schwellenwert für die Radioaktivität wird mit 300 Bequerel pro Kubikmeter Luft angegeben. Geringfügige Überschreitungen wurden am Beruflichen Schulzentrum und an der Friedrich-Froboeß-Grundschule in Weißwasser sowie am Oberland-Gymnasium in Seifhennersdorf gemessen, deutlich überschritten wurde der Grenzwert in einzelnen Räumen der Kreismusikschule in Löbau, der Volkshochschulen in Löbau und Ebersbach und am Zittauer Christian-Weise-Gymnasium.

Was ist in diesem Fällen zu tun?

Oft reicht es schon, die Räume regelmäßig gut zu lüften, erklärt Karin Bernhardt. Wenn die Radon-Konzentration bei über 600 Bequerel pro Kubikmeter liegt, empfiehlt das Umweltministerium, bauliche Maßnahmen zu prüfen. Möglich wären zum Beispiel eine gasdichte Abdichtung von Kellerwänden und Bodenplatten, eine zusätzliche Absaugung der Bodenluft unter dem Gebäude oder der Einbau eines Lüftungssystems. Im Zittauer Christian-Weise-Gymnasium wurden die betroffenen Räume über den Sommer saniert. Schulleiter Bernd Ebert geht davon aus, dass das Problem damit aus der Welt geschafft ist. In den betroffenen Kellerräumen wird nicht mehr unterrichtet. Eine zweite Messreihe läuft gerade.

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