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Wie geht es dem "Gesicht der DVB" heute?

Einst machte Joana Garcia in Dresden Werbung für Verkehrsbetriebe und Filmnächte. Jetzt redet sie über Erfolg – und will weg aus der Stadt. 

Von Henry Berndt
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Das Gesicht kenn
ich doch! Vor fünf Jahren lächelte
Joana Garcia von
einem Straßenbahnwagen in Dresden. Zuvor hatte sie
einen Wettbewerb
gewonnen.
Das Gesicht kenn ich doch! Vor fünf Jahren lächelte Joana Garcia von einem Straßenbahnwagen in Dresden. Zuvor hatte sie einen Wettbewerb gewonnen. © DVB

Heidi Klum hätte sie vermutlich mit irgendeinem unangebrachten Spruch aus der Show geschmissen. Aber Joana Garcia ist ja realistisch: „Ich hatte noch nie die klassischen Modelmaße“, sagt die 30-Jährige. „Das sind eben meine kubanischen Hüften.“ Geboren wurde Joana in Dresden. Die Frage nach ihrer Herkunft begleitet sie aber schon ihr ganzes Leben. Ihr Vater ist Kubaner, ihre Mutter Deutsche.

Mit 14 wurde Joana auf der Straße fürs Modeln entdeckt, lief bei Centermodenschauen, machte Shootings. 2012 zierte ihr Gesicht die Werbeplakate der Dresdner Filmnächte. Zwei Jahre später gewann sie den Wettbewerb „Gesicht der DVB“ und lächelte anschließend verträumt von einem Straßenbahnwagen.

Immer mal wieder hörte oder las sie in dieser Zeit Kommentare, ob man da nicht auch eine echte Dresdnerin hätte nehmen können. Damals wurde so etwas noch hinter vorgehaltener Hand getuschelt. Inzwischen gehören solche Äußerungen in gewissen Kreisen zum guten Ton. Grund genug für Joana, bald ihre Koffer zu packen. „Ich werde weggehen“, sagt sie. „Irgendwo hin, wo Weltoffenheit nicht nur eine hohle Phrase ist.“ Vielleicht nach Leipzig oder gleich nach Berlin. Sie ist sich da noch nicht so sicher. 

„Dresden wird immer meine Heimat bleiben und der Ort, der mich zu dem Menschen gemacht hat, der ich heute bin“, sagt sie, „aber ich möchte jetzt irgendwo leben, wo die Leute nicht erschrecken, wenn ich sie anlächele.“

Model, Vertrieblerin, Verkaufstrainerin und nun Motivationscoach: Joana Garcia entdeckt sich immer wieder neu. 
Model, Vertrieblerin, Verkaufstrainerin und nun Motivationscoach: Joana Garcia entdeckt sich immer wieder neu.  © Marion Doering

Nein, an Selbstbewusstsein mangelt es dieser Joana Garcia nicht. Als langjährige Turniertänzerin konnte man sie früher häufiger bei Auftritten mit ausgefeilten Choreografien bewundern.

Statt nur zu posen, überzeugt sie inzwischen gern auch mit Worten. Erst vor zwei Wochen gewann sie in Stuttgart einen internationalen Rednerwettbewerb namens „Silent Speaker Battle“. Immerhin 165 Teilnehmer aus über 15 Nationen traten dort an. Die Zuhörer sahen die Kandidaten auf der Bühne und konnten über ihre Kopfhörer selbst entscheiden, wem sie zuhören wollten. Wer die meisten Hörer überzeugte, machte das Rennen. Und das war Joana. Mit Abstand. Die Leute seien aufgestanden und hätten getobt, heißt es. Ihrem Vortrag hatte Joana den Titel „Sei ein Anziehungsmagnet – Mit Präsenz zu mehr Erfolg“ gegeben. Das klingt nach einem dieser schlauen Lebensratgeber aus dem Bücherladen und irgendwie ist es das auch, nur dass diese Dosis Lebensweisheit direkt ins Blut geht, sobald sie aus Joanas Mund kommt. „Wir verkaufen uns jeden Tag selbst, egal ob im Alltag, wenn man jemanden um einen Gefallen bitten möchte, oder beruflich, weil man vielleicht einen Kunden für sich gewinnen möchte“, sagt sie. „Die richtige Ausstrahlung verhilft uns dabei, unsere Ziele und Wünsche schneller zu erreichen.“ Joana zu unterbrechen, ist ungefähr genauso schwer, wie ihr zu widersprechen. Der Begriff „einnehmendes Wesen“ scheint für diese Frau erfunden worden zu sein.

„Ich war schon immer ein sehr extrovertierter und lauter Typ“, sagt sie. Kein Wunder, dass sie nach ihrer kurzen Modelkarriere auch als Vertrieblerin erfolgreich war. Finanzdienstleistungen, Logistik. Einzelhandel. Sie nahm alles mit. Für ihre Ausbildung zur Verkaufstrainerin brach sie dann vor 13 Jahren sogar ihr Abi ab – sehr zum Leidwesen ihrer Mutter, einer Lehrerin. Doch ihre Tochter ging auch so ihren beruflichen Weg und könnte, mit ihrem Talent, auch heute noch vielen Firmen gute Dienste im Vertrieb leisten – wenn sie nicht gerade schon wieder einen anderen Abzweig genommen hätte.

Wie so oft im Leben hätten ihr Freunde den entscheidenden Impuls gegeben: „Mit deiner Energie gehörst du auf die Bühne“, hätten sie gesagt. Und Joana antwortete: „Liebe Leute, ihr habt recht. Das wäre ja sonst fast unterlassene Hilfeleistung.“ Durch ihren Sieg beim Rednerwettstreit in Stuttgart hat sie sich für einen „Internationalen Speaker Wettbewerb“ in New York qualifiziert. Nicht zuletzt dieser Erfolg hat sie darin bestärkt, sich nun als Motivationsrednerin selbstständig zu machen.

Joanas Ex-Ehemann und heutiger „bester Freund“ soll künftig ihre GmbH als Geschäftsführer leiten und sie im ganzen deutschsprachigen Raum groß rausbringen. Gerade planen sie eine große Tour durch Österreich und Deutschland mit vierstündigen Seminaren.

Wo sie ihren neuen Platz finden wird? Um diese Joana Garcia muss einem nicht bange sein. „Der Rednermarkt ist extrem männerlastig und braucht dringend Frauen“, sagt sie. „Mit meiner ganz eigenen Art und meinem hohen Wiedererkennungswert werde ich die Leute mitreißen.“

Ganz nach der altbewährten Motivationsformel: 7 Prozent Inhalt, 35 Prozent Stimme – und der Rest Präsenz.

www.joana-garcia.com