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Wie Görlitz leere Häuser mit Leben füllen will

Kommwohnen verkauft Gebäude an private Investoren. Die CDU hat noch eine andere Idee, um junge Familien hierzuhalten.

Von Ingo Kramer
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Die Gebäude Leipziger Straße 32 bis 35 und das angrenzende Haus Krölstraße 42 stehen zum Verkauf. Die vier Häuser sind unsaniert und stehen leer.
Die Gebäude Leipziger Straße 32 bis 35 und das angrenzende Haus Krölstraße 42 stehen zum Verkauf. Die vier Häuser sind unsaniert und stehen leer. © Nikolai Schmidt

Es ist ein ungewöhnlicher Häuserkomplex, den die städtische Tochtergesellschaft Kommwohnen in der Innenstadt West zum Verkauf ausgeschrieben hat. Die Leipziger Straße 32 bis 35 und das angrenzende Haus Krölstraße 42 haben eine Wohnfläche von insgesamt gut 2.000 Quadratmetern in 35 Wohnungen mit Bad und Ofenheizung. Die Gebäude stehen komplett leer und sind nun für 250.000 Euro zu haben.

„Wir haben keine gute Idee für den Komplex“, sagt Kommwohnen-Chef Arne Myckert. Die unterschiedlichen Geschosshöhen und die Einfahrt zwischen den Häusern sorgen dafür, dass keine durchgehende Seniorenwohnanlage mit gemeinsamem Aufzug oder dergleichen infrage kommt. Doch das ist nur eines von vielen Beispielen, wo Kommwohnen derzeit Häuser verkauft. Auch Weberstraße 14, Melanchthonstraße 12/Ecke Lutherstraße 19 und Dresdener Straße 2 sind zu haben, einige andere, etwa in der Lunitz und der Melanchthonstraße, frisch verkauft.

Gestiegene Baukosten machen sich bemerkbar

Hat Kommwohnen den Glauben in manche Stadtviertel verloren? „Nein, definitiv nicht“, sagt Myckert. Sein Unternehmen verkaufe schon seit vielen Jahren immer wieder einzelne Gebäude, für die es aktuell keine Verwendung hat – und zwar in unterschiedlichen Vierteln. Hintergrund: Das Unternehmen hat nicht die Kraft, alle unsanierten Häuser aus dem eigenen Bestand gleichzeitig anzupacken.

„In den vergangenen beiden Jahren haben wir jeweils mehr als zehn Millionen Euro investiert“, sagt Myckert: „Mehr ist nicht machbar.“ Auch die stark gestiegenen Baukosten machen sich bemerkbar: „Früher konnte man mit zehn Millionen Euro mehr Häuser sanieren.“ Also schaut Kommwohnen immer wieder, wo ein Verkauf infrage kommt. Wenn ein anderer die Häuser saniere, werte das schließlich ganze Straßenzüge auf: „Davon profitieren letztlich alle.“

CDU will junge Leute an die Stadt binden

In eine ähnliche Richtung gehen die Ideen der CDU-Fraktion: Junge Familien sollen leer stehende Mehrfamilienhäuser erwerben und sanieren – und die Stadt sowie deren Tochter Kommwohnen sollen das unterstützen. Eine Beschlussvorlage mit diesem Ziel brachte die CDU am Donnerstag in den Stadtrat ein. Am Ende mit Erfolg: Abgesehen von den drei Räten der Linkspartei stimmten alle dafür, dass OB Octavian Ursu bis September prüft, wie Görlitzer Familien beim Erwerb und der Sanierung von Wohneigentum in Görlitz gefördert und begleitet werden können.

„Es gibt viele Häuser, die verfallen“, schildert CDU-Stadtrat Gerd Weise den Ansatz: „Wir wollen junge Familien durch Wohneigentum an die Stadt binden.“ Eigentum könne zudem die soziale Struktur des Viertels verbessern: „Eigentümer kümmern sich auch um ihr Wohnumfeld.“ Weise wollte das eigentlich nur für die Innenstadt West umgesetzt haben, doch die anderen Fraktionen drängten darauf, die Prüfung auf die ganze Stadt auszuweiten. Als sich eine Mehrheit für die große Variante abzeichnete, stimmte auch Weise zu.

Kommwohnen soll Familien beraten

Ein bisschen unklar ist aber noch, was genau die Stadt und Kommwohnen jetzt tun sollen. „Die Stadt könnte auf die Suche nach potenziellen Häusern gehen und Kommwohnen könnte die Sanierung und deren Kosten prüfen“, sagt Weise. Bürgermeister Michael Wieler dringt darauf, den Prüfauftrag zu konkretisieren: „Wir können nicht einschätzen, wie aufwendig das für die Verwaltung und für Kommwohnen ist.“ Weise setzt nicht ausschließlich auf finanzielle Förderung: „Kommwohnen kann auch beratend tätig werden.“

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