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Bischofswerda: Das passiert im Industriegebiet

Auf dem Areal an der Bautzener Straße baut eine Firma eine neue Lagerhalle. Und es gibt weitere Pläne.

Von Ingolf Reinsch
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Zufahrt zum Gewerbe- und Industriegebiet Bischofswerda Nord 2: Die Stadt will hier weitere zehn Hektar erschließen.
Zufahrt zum Gewerbe- und Industriegebiet Bischofswerda Nord 2: Die Stadt will hier weitere zehn Hektar erschließen. © SZ/Uwe Soeder

Bischofswerda. Neben dem Gebäude des früheren Solarzellen-Herstellers  Arise in Bischofswerda dreht sich ein Baukran. Das Handelsunternehmen B & W, das die Immobilie des insolvent gegangenen Unternehmens im Jahr 2014 kaufte, errichtet eine neue Lagerhalle. Denn der auf Elektronikzubehör spezialisierte Versandhändler platzt aus allen Nähten. 

Als B & W vor sechs Jahren mit seinem Lager- und Logistikzentrum von Kamenz nach Bischofswerda umzog, nutzte die Firma etwa ein Drittel der ehemaligen Solarfabrik. Inzwischen sind die 9.000 Quadratmeter auf den beiden Etagen des früheren Produktionsgebäudes komplett belegt, sagt Geschäftsführer Ulrich Buder. Von Bischofswerda aus werden Kunden europaweit beliefert. 

Online-Händler vergrößert sich

Die Fläche, auf der jetzt gebaut wird, hatte die B & W Handelsgesellschaft bereits mit dem Kauf des Gebäudes erworben. Seitdem investierte das Unternehmen nach eigenen Angaben  1,8 Millionen Euro am Standort Bischofswerda, zuletzt in die Ausstattung des Lagers, die Optimierung von IT-Abläufen und die Gebäude-Temperierung. 

Der Jahresumsatz wuchs auf 250 Prozent gegenüber 2014. Die Zahl der Arbeitskräfte stieg im gleichen Maß. Vor sechs Jahren beschäftigte der Online-Händler an seinen Standorten Dresden und Bischofswerda 40 Mitarbeiter, jetzt sind es rund 100, davon gut die Hälfte in Bischofswerda.  Zu Beginn  dieses Jahres wurden neue Mitarbeiter eingestellt. Im Team Verkauf könne es in diesem Jahr noch zu ein bis zwei Neueinstellungen kommen, stellt Ulrich Buder in Aussicht.

Während er baut, lässt die Stadt weitere zehn Hektar in der unmittelbaren Nachbarschaft überplanen. Denn das Gewerbe- und Industriegebiet Nord 2 an der Bautzener Straße soll weiter wachsen, und zwar stadteinwärts in Richtung Carl-Maria-von-Weber-Straße. Der Stadtrat beauftragte Ende vergangenen Jahres das Dresdner Büro IPROconsult mit der Planung.  Rund 333.000 Euro sind laut Stadtratsbeschluss dafür vorgesehen. 

Insgesamt rechnet die Stadt mit Erschließungskosten in Höhe von 4,5 Millionen Euro. Bis zu 85 Prozent der Investitionen können gefördert werden, heißt es im Rathaus. Firmen, die Land kaufen, sollen an den Erschließungskosten beteiligt werden. 

Bekommt Bischofswerda ein Krematorium?

Oberbürgermeister Holm Große (parteilos) stellte in Aussicht, dass bis Jahresende 2021 auf dem Areal rund 300 neue Arbeitsplätze entstehen könnten. Verträge mit Investoren wurden bisher allerdings noch nicht unterschrieben. 

Doch nach Angaben der Stadtverwaltung gibt es mehrere Interessenten für  Gewerbeflächen. Wirtschaftsförderer Manuel Saring sagte kürzlich vor den Stadträten, der Stadtverwaltung lägen "zwei Absichtserklärungen" von Unternehmen vor, in Bischofswerda zu bauen. Hinzu kämen "vier weitere potenzielle Investoren in den Bereichen Logistik, Handel, Kunststofftechnik und Krematorium". Darüber hinaus habe es fünf Anfragen der Wirtschaftsförderung Sachsen gegeben. 

Im  Gewerbegebiet am Ortsausgang in Richtung Bautzen gibt es noch jede Menge Platz. Außer dem Onlinehändler sind bisher eine weitere Firma und eine Einrichtung des Landkreises Bautzen in diesem Gebiet ansässig: der Ausstellungs- und Messebau Wemme sowie die Straßenmeisterei. 

Ruhe um Pläne für ein Elektrodenwerk

Still geworden ist es um die Ende 2017 verkündeten Pläne des bayerischen Unternehmers Max Aicher, im Industrie- und Gewerbegebiet Nord 2 ein Elektrodenwerk für die Stahlproduktion mit 140 Arbeitsplätzen zu errichten. Die dafür erforderlichen Flächen hat Max Aicher, der in Bischofswerda schon eine Firma besitzt, bereits von der Stadt und der B & W Handelsgesellschaft erworben.

Mit diesen Grundstücken fiel ihm auch aus baugeschichtlicher Sicht ein Filetstück zu: das nach den Plänen des sächsischen Hofbaumeisters Gottlob Friedrich Thormeyer errichtete Gebäude "Goldener Löwe". Einst war es ein beliebtes Ausflugslokal der Bischofswerdaer, in den Jahren der DDR als Teil der hier stationierten sowjetischen Garnison ein Offizierscasino. Das Haus wurde in den vergangenen Jahren gesichert, es ist zurzeit aber ungenutzt.

Was daraus einmal werden soll, ist ungewiss. Doch es gibt den interessanten Vorschlag von Mathias Hüsni aus Burkau, im "Löwen" Sachsens erstes Friedensmuseum einzurichten. Nicht nur die von 1984 bis 1988 in der Region stationierten Atomraketen würden aus seiner Sicht dafür sprechen, sondern auch die Bischofswerdaer Stadtgeschichte, darunter der verheerende Stadtbrand während des Krieges 1813. Bislang ist das eine Vision, die es aber nicht auf Dauer bleiben muss. 

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