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Witschas: "Ja, ich möchte Landrat werden"

Bautzens Vize-Landrat steht wegen seiner Personalpolitik in der Kritik. Was er dazu sagt, und wie er seine politische Zukunft sieht.

Von Tilo Berger
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Udo Witschas ist Erster Beigeordneter im Bautzener Landratsamt und Stellvertreter des Landrates Michael Harig. Dessen Nachfolge möchte der frühere Bürgermeister von Lohsa 2022 gern antreten.
Udo Witschas ist Erster Beigeordneter im Bautzener Landratsamt und Stellvertreter des Landrates Michael Harig. Dessen Nachfolge möchte der frühere Bürgermeister von Lohsa 2022 gern antreten. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. In den vergangenen Wochen ist viel über ihn, aber nicht mit ihm gesprochen worden. Doch auch im Urlaub bekam Udo Witschas mit, welche Diskussionen im Umfeld der jüngsten Kreistagssitzung liefen. Ende Juli sollten die Kreisräte einen neuen Leiter für das Kreis-Schulamt wählen. Doch der einzige Kandidat, Gerald Svarovsky aus Bischofswerda, bekam nicht die nötigen Stimmen.

Gleichzeitig kursierte im Kreistag ein anonymer Brief, der sowohl Landrat Michael Harig als auch seinen Stellvertreter Udo Witschas (beide CDU) schwer belastete. Es hieß darin, Schlüsselstellen im Landratsamt würden Harig und Witschas nur an ihnen gewogene Mitglieder ihrer Partei vergeben. Dieser Vorwurf entbehre jeglicher Grundlage, erklärte daraufhin der Landrat.

Welche Rolle spielt Parteizugehörigkeit?

Witschas erfuhr von der Kreistagssitzung und dem anonymen Brief im Urlaub. "Das geht an einem nicht einfach so vorbei", sagt er bei seiner Rückkehr ins Büro. Aber er ist sich keiner Schuld bewusst. Freie Stellen gingen an die Leute, die sich im Bewerbungsverfahren als geeignetste erweisen.

Das sei auch bei Svarovsky so gewesen, erklärt Witschas, zu dessen Zuständigkeit das Schulamt gehört. Auf die Stellenausschreibung hätten sich fünf Interessenten beworben. Vier erfüllten die formalen Voraussetzungen und wurden zu Vorstellungsgesprächen eingeladen. Dort habe sich dann herauskristallisiert, dass allein Svarovsky die fachliche Eignung für die Leitung des Schulamtes mitbringt.

"Ich bin Kommunalpolitiker, kein Parteipolitiker", sagt Witschas. Natürlich freue er sich, wenn sich Mitarbeiter aus seinem Amtsbereich in demokratischen Parteien oder Vereinen engagieren, "davon lebt ja unsere Demokratie". Aber ob jemand in einer Partei oder einem Verein Mitglied sei, "danach dürfte ich nicht mal fragen".

Dieser Frage hätte es an Gerald Svarovsky auch gar nicht bedurft. Der Chef einer privaten Weiterbildungsgesellschaft war jahrelang Kreissprecher der CDU. Aktuell gehören beide dem Kreisvorstand der Partei an, Witschas als stellvertretender Vorsitzender, Svarovsky als Mitglied. "Aber das", versichert Witschas, "hat bei der Bewerbung für das Schulamt keinerlei Rolle gespielt."

Ausschreibung auf eine Person zugeschnitten?

Das sehen einige Kreisräte etwas anders. So spricht zum Beispiel SPD-Fraktionschef Gerhard Lemm von Hinweisen, "nach denen Personalentscheidungen mehr nach CDU-Nähe als nach fachlicher Eignung erfolgen" sollen. Heike Lotze und Frank Hannawald von der AfD-Fraktion werfen dem Landrat "Postengeschacher" vor. Und Dirk Nasdala, Fraktionschef der Freien Wähler, hat den Eindruck, die Stellenausschreibung für das Schulamt sei auf Svarovsky "passgenau zugeschnitten" gewesen.

Witschas bleibt dabei: "Stellen werden nicht nach Parteizugehörigkeit vergeben." Ein Beispiel dafür findet sich direkt in der Chefriege des Landratsamtes: Die zweite Harig-Stellvertreterin Birgit Weber ist parteilos.

Natürlich habe der Kreistag das Recht, Kandidaten für bestimmte Ämter abzulehnen, betont Witschas. "Aber es macht mir Angst, wenn jemand praktisch Berufsverbot erhält, nur weil er in der CDU ist. Ich habe den Eindruck, dass es manchen gar nicht so sehr um die Sache geht, sondern um parteipolitische Spielchen."

"Um die Sache" - damit meint der Vize-Landrat das Schulamt, das vor gewaltigen Herausforderungen steht. Schulen müssen saniert oder neu gebaut werden. Gleichzeitig beginnt in diesem Jahr die Digitalisierung aller Schulen. Summa summarum kommen da schnell um die 100 Millionen Euro zusammen. Da will Witschas einen starken Schulamtsleiter in seinem Bereich wissen. Im Moment leitet das Amt sein früherer Referent Matthias Knaak, der das aber nur kommissarisch machen möchte.

Auf der Referentenstelle sitzt jetzt der langjährige CDU-Kreisgeschäftsführer Thomas Israel. Auch er, versichert Witschas, habe sich im Bewerbungsverfahren durchsetzen müssen. Von 20 Bewerbern seien drei zu Vorstellungsgesprächen eingeladen worden. Am Ende hätte Israel 80 Punkte gehabt, die beiden anderen Kandidaten 68 und 66 Punkte.

Bekommt Harig seinen Wunschnachfolger?

Um Zahlen, genauer um Wählerstimmen und Prozente, wird es auch im Frühjahr 2022 gehen. Dann wird im Landkreis ein neuer Landrat gewählt. Amtsinhaber Michael Harig macht kein Geheimnis daraus, dass er gern Udo Witschas als Nachfolger auf seinem Stuhl sähe. Ob der frühere Bürgermeister von Lohsa für die CDU antreten darf, muss ein Kreisparteitag entscheiden. Kreisräte anderer Fraktionen wollen nicht zitiert werden mit ihrer Vermutung hinter vorgehaltener Hand, dass sich die CDU wohl einen neuen Kandidaten suchen müsse - Witschas sei zu sehr angeschlagen.

Das sieht der Vize-Landrat ganz anders. Die Arbeit als Erster Beigeordneter sei spannend und mache ihm Spaß. Aber wenn die Partei will, stünde er als Kandidat bereit. "Ich würde es mir wünschen, und es würde mich verdammt stolz machen", sagt Witschas erstmals in dieser Deutlichkeit. "Ja, ich möchte Landrat werden." Das letzte Wort, fügt er hinzu, hätten die Wähler. "Und sie bilden sich selbst eine Meinung und durchschauen auch politische Spielchen."

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