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Ein Hoch auf die Zuckertüte!

Rund 6.000 Kinder haben am Wochenende ihre Einschulung gefeiert - auf dem Konzertplatz, im Großen Garten, in Lokalen und viele im engen Kreis daheim.

Von Nadja Laske
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Ein großer Tag mit wenig Einschränkung: Julius feiert mit seiner kleinen Schwester Ella, Mama und Papa sein Schulanfangsfest ganz in Familie.
Ein großer Tag mit wenig Einschränkung: Julius feiert mit seiner kleinen Schwester Ella, Mama und Papa sein Schulanfangsfest ganz in Familie. ©  Christian Juppe

Dresden. Die Kleinen haben Glück. Ihr Fest dürfen sie feiern, anders als die großen Abiturienten in diesem Sommer. Die konnten nicht auf ihren Bällen tanzen, das Highligt zum Ende ihrer Schulzeit ging unwiederbringlich verloren. Trotzdem müssen sich die Familien der Mädchen und Jungen, die ab Montag die ersten Klassen der Dresdner Schulen besuchen, mit Einschränkungen anfreunden. Zum Schutz vor Corona begrenzten viele Schulleitungen die Zahl der Gäste, die ihre ABC-Schützen zur feierlichen Begrüßung in die Aulen, Speisesäle und Turnhallen begleiten dürfen, mehr als in früheren Jahren.

Als Julius nach einem kleinen Schulrundgang zusammen mit seinen künftigen Mitschülern in den Hof der 44. Grundschule in Tolkewitz kommt, warten dort Mama und Papa und seine kleine Schwester Ella mit der ersehnten Zuckertüte: Außen ein stattlicher Dinosaurier, innen ein nicht weniger gefräßiges Kuscheltier. Orange-weiß gestreift lugt zwischen Trinkflasche und Süßigkeiten ein Sorgenfresser hervor. Wo Dinos spitze Zähne haben, hat er einen Reißverschluss. Damit verschlingt er kleine Zettel, auf die Kinder malen oder schreiben, was sie ärgert.

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Doch von Kummer soll keine Rede sein. Julius gibt zwar zu: "Dass ich meine Kindergartenfreunde jetzt nicht mehr jeden Tag treffe, tut mir schon leid." Trotzdem freut sich der Siebenjährige auf die Schule. Unter den 23 Kindern der Klasse 1a werden neue Freunde sein. Wirklich Sorgen machen sich Julius Eltern Ina und Thomas auch nicht. Die Schule ihres Sohnes folgt den Hygienevorschriften. Schon in der Kita hat Julius gelernt, wie er sich und andere vor einer Ansteckung schützen kann. Das regelmäßige Händewaschen ist für ihn selbstverständlich geworden. Manchmal erinnert er die Erwachsenen sogar an den Mundschutz. Er als Grundschüler muss keinen tragen. Oma und Opa zur Schuleinführung nicht mitnehmen zu dürfen, war traurig für alle. "Aber es hatte jeder Verständnis", erzählen Ina und Thomas.

Eine klitzekleine Hausaufgabe hat Julius bereits bekommen. Bis Wochenbeginn darf er sich einen Namen für einen treuen Begleiter seiner Schulklasse einfallen lassen. Die hat nämlich ein Maskottchen, und der kleine Maulwurf soll recht bald erfahren, wie er heißen soll. Über all die Ideen der Mädchen und Jungen wird die Klasse 1a zusammen mit ihrer Lehrerin abstimmen. Doch zuvor wird gefeiert, mit Mama und Papa, Großeltern, Tanten und Onkels, Cousinen und Cousins zu Hause im Garten am Haus. Da lassen sich prima Bobby-Car-Rennen veranstalten, und die Schaukel fliegt bis in den Himmel. 

Piñatas und Pferdegetrappel

Zuckertütenfest unter freiem Himmel: Lina, Helene und Clara (v.l.) feierten mit ihren Familien auf dem Konzertplatz Weißer Hirsch. Dort war an alles gedacht, von Zuckerwatte bis Kinderschminken.
Zuckertütenfest unter freiem Himmel: Lina, Helene und Clara (v.l.) feierten mit ihren Familien auf dem Konzertplatz Weißer Hirsch. Dort war an alles gedacht, von Zuckerwatte bis Kinderschminken. © Christian Juppe

Für Lina, Clara und Helene sind unterdessen die Tische auf dem Konzertplatz Weißer Hirsch gedeckt. Dorthin hat der Gastronom Stefan Hermann mit seinem Team eingeladen. Ab Sonnabendmittag treffen die Familien an der Konzertmuschel ein. Sie haben für ihre Lieben reserviert und finden ein fröhlich geschmücktes Ambiente unter freiem Himmel vor. Auf den Tafeln warten Piñatas darauf, nach mexikanischer Tradition zerschlagen zu werden. Der Brauch aus Mittelamerika wird auch hierzulande immer beliebter. In den bunten Figuren aus Pappe und Papier ist Süßkram versteckt. 

Die Schultüte aber bleibt konkurrenzlos. Seit dem 19. Jahrhundert ist sie in Deutschland Symbol und Überraschung zum Schulanfang. Nur in Österreich haben viele Familien die Tradition übernommen. Am Wochenende liegen sie nicht nur in XL-Größe in Tausenden Kinderarmen. Sie baumeln im Miniformat von Bäumen, von Zäunen, Torbögen und Außenspiegeln der Autos, mit denen Gäste zum Fest kommen. Sogar zum Bouquet gesteckt haften sie auf Motorhauben, wie ein opulenter Hochzeitsschmuck. 

Bis 19 Uhr können die Familien auf dem lauschigen Konzertplatz essen, trinken, feiern, auf Pferden reiten, rutschen, klettern, buddeln und sich lustig schminken lassen. Dass die Animateurin beim Bemalen der Kindergesichter Visier und Maske tragen muss und nur die Eltern ihre Kinder auf den Rücken der Pferde heben oder von dort herunterholen dürfen, sind Regeln, die als nötig akzeptiert sind und sich in der Feierlaune versenden. Corona hat diesen wichtigen Tag nicht komplett ins Häusliche verwiesen. Darüber scheinen die Dresdner ABC-Schützen und alle, die sie hochleben ließen, einfach nur glücklich zu sein.  

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