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Ist Klepsch für Laschet nur eine Verlegenheitslösung?

Sachsens Kulturministerin soll fürs Team Laschet Wähler gewinnen. Die Nominierung überraschte. Wie sie der Union jetzt helfen will.

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Die sächsische Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) steht neben Unionskanzlerkandidat Armin Laschet und spricht über ihre Rolle im „Zukunftsteam“ der Union, das am Freitag vorgestellt worden war.
Die sächsische Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) steht neben Unionskanzlerkandidat Armin Laschet und spricht über ihre Rolle im „Zukunftsteam“ der Union, das am Freitag vorgestellt worden war. © dpa/Christoph Soeder

Es gibt Fragen, auf die hat auch Barbara Klepsch noch keine Antwort. Fast scheint es, als wäre die 56-Jährige von ihrer vor wenigen Tagen verkündeten Aufnahme in das „Zukunftsteam“ des CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet mehr überrascht worden als die erstaunte Öffentlichkeit. Die Frau aus Sachsen hatte jedenfalls zuvor keiner auf dem Zettel stehen.

Keine 96 Stunden nach ihrer Nominierung prasseln auf Klepsch deshalb am Montag bei einem Routinetermin in der sächsischen Landeshauptstadt viele Fragen ein, deren Beantwortung ihr mitunter spürbar schwerfällt. Zum Beispiel, welche konkreten Termine sie nun für das Team Laschet in den knapp drei Wochen bis zur Wahl am 26. September wahrnimmt? „Ein Termin ist vielleicht schon am nächsten Sonntag, wenn das nächste Triell stattfindet“, vermutet Klepsch und verweist damit auf die anstehende erneute Fragerunde der drei Kanzlerkandidaten von CDU, SPD und Grünen im Fernsehen. Dann weicht sie allerdings aus. „Alle weiteren Termine werden noch mit dem Spitzenkandidaten und dem Team abgestimmt.“

Um aber keinen Zweifel aufkommen zu lassen, schiebt sie sofort nach: „Natürlich werden wir Wahlkampftermine in den kommenden Wochen durchführen.“ Über konkrete Dinge, so bedauert Klepsch, könne sie aber noch nichts sagen. Ihre gleichzeitige Ankündigung, dass sie sich als neues Mitglied des Wahlkampfteams nicht von ihren Aufgaben als sächsische Staatsministerin befristet freistellen lassen wird, klingt da nur logisch.

Laschet selbst kam auf Klepsch zu

Zumindest ahnt Barbara Klepsch, wo sie künftig Stimmen für den CDU-Kanzlerkandidaten einwerben soll. Sie gehe davon aus, dass sie hauptsächlich im Osten für das Laschet-Team unterwegs sein wird. Klar ist zudem, mit welchen Themen sie beim Wähler punkten will: die Gleichheit der Lebensverhältnisse in Ost und West sowie zwischen Stadt und Land. Das reiche von der medizinischen Versorgung bis zum Strukturwandel in der Lausitz und der Verbesserung der Infrastruktur in den Grenzregionen zu Polen und Tschechien.

Ob sie die Überraschung nachvollziehen kann, die mit ihrer Berufung einhergeht? „Die Ansprache ist erst sehr kurzfristig erfolgt“, räumt Klepsch ein. Angesprochen hätte sie der Spitzenkandidat selbst – also Armin Laschet. Ob es zuvor ein Gespräch zwischen dem Kanzlerkandidaten und Sachsens CDU-Chef und Ministerpräsidenten Michael Kretschmer gegeben hat, bei dem sie Kretschmer als Teammitglied empfohlen hat, weiß die frisch gekürte Wahlkämpferin nicht. „Die Frage der Überraschung“ so geht sie dann auf die öffentlichen Diskussionen ein, „die muss jeder für sich selbst ein ganzes Stück beantworten.“

Das, was sie persönlich bewege und antreibe, sei jedenfalls die Erfahrung, die sie im Laufe ihres beruflichen Werdegangs sammeln konnte. „Die mit einbringen zu können, werde ich gern tun“, verspricht die frühere Oberbürgermeisterin von Annaberg-Buchholz und heutige Landesministerin in Sachsen, die zuletzt vom Ressort Soziales in den Bereich Kultur und Tourismus wechselte. Auch Laschet selber, so erzählt Klepsch, habe ihr gegenüber auf eben diese Erfahrung als Kommunalpolitikerin verwiesen. „Das ist das beste Rüstzeug für mich gewesen, auch alle weiteren Aufgaben übernehmen zu können.“

Einen Umzug nach Berlin plant sie noch nicht

Ein gutes Stichwort – wie ist es also mit einer künftigen Aufgabe in Berlin, sollte Armin Laschet die Bundestagswahl gewinnen? Klepsch weicht aus. „Das ist nicht angesprochen worden. Zu Recht sollte man das Fell des Bären nicht verteilen, bevor der Bär erlegt ist.“ Doch so leicht bekommt sie das Thema damit nicht vom Tisch. Auf die Nachfrage, ob der Wechsel in die Bundespolitik für sie eine Option wäre oder eben nicht, kommt der leicht zu erkennende Hinweis, dass Klepsch eher keinen Umzug nach Berlin plant. „Ich fühle mich in meiner Aufgabe als Ministerin für Kultur und Tourismus sehr, sehr wohl. Und fülle diese Aufgabe mit ganzer Leidenschaft aus.“

Für ein Alibi oder eine Verlegenheitslösung im bundesweiten Wahlkampfteam von Laschet hält sie sich trotzdem nicht. „Wer mich als ostdeutsche Verlegenheitslösung sieht, so ist das halt dessen eigene Einstellung“, meint Klepsch nur. Und dann hält sie gegen. „Ich glaube, wir sollten einfach stolz sein, dass wir als Sachsen mit vertreten sind. Und genau das mache ich.“

Ob jetzt viele Bürger Armin Laschet wählen, nur weil Barbara Klepsch aus Sachsen im Team ist? Die verweist auf den von ihr erhofften Sieg Laschets und gibt sich ansonsten souverän. „Ich vertrete jetzt meinen Bereich und hoffe und wünsche mir natürlich, dass es Menschen gibt, die auch mich kennen und sagen, ja, die CDU ist für uns weiter in der Regierung.“