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Lausitz und Chemnitz werden nicht ans Wasserstoff-Kernnetz angeschlossen

Fast 10.000 Kilometer Pipelines umfasst das Kernnetz. Auch Sachsen ist berücksichtigt, aber nicht wie gewünscht.

Von Nora Miethke
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Bundesregierung stellt Plan für Wasserstoffkernnetz vor.
Bundesregierung stellt Plan für Wasserstoffkernnetz vor. ©   dpa

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat am Dienstag das Wasserstoff-Kernnetz für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft vorgestellt. Danach wird mit 9.700 Kilometern an Leitungen geplant. Habeck verglich die Leitungen im Wasserstoffkernnetz mit Bundesautobahnen. Im zweiten Schritt müssten dann weitere Verbindungen in die Fläche geplant werden, die die Landes-, Bundes- oder Kreisstraßen entsprächen.

Nach den Plänen der Bundesregierung führt eine Wasserstoff-Bundesautobahn zwar durch Ostdeutschland, allerdings an der Lausitz und der Industrieregion Chemnitz vorbei. In Chemnitz entsteht eines der vier nationalen Wasserstoffzentren, das einzige in den neuen Bundesländern – und das wird jetzt nicht an das Kernnetz angeschlossen. Befragt nach der schlechten Anbindung von Chemnitz verwies Habeck darauf, dass nicht alle Regionen angebunden werden konnten, weil der Aufbau des Kernnetzes sonst zu teuer werden würde. „Nicht jeder Wunsch konnte erfüllt werden. Chemnitz muss über das Verteilnetz angeschlossen werden“, so der Grünen-Politiker. Am Mittwoch wird das Wasserstoffkernnetz dem Bundeskabinett vorgelegt, um die Finanzierung gesetzlich zu regeln. Wie bei Erdgas und Strom soll das Netz durch Netzentgelte der Nutzer finanziert werden. Nach dem Beschluss werde sofort mit der Entwicklung des Verteilnetzes begonnen, betonte Habeck. Der Aufbau des Kernnetzes wird mit Investitionskosten von 19,8 Milliarden Euro veranschlagt. Größtenteils sollen bestehende Erdgas-Röhren umgewidmet werden.

Ausschnitt aus dem Entwurf der Karte für das Wasserstoff-Kernnetz. Quelle: FNB Gas e.V./BMWK
Ausschnitt aus dem Entwurf der Karte für das Wasserstoff-Kernnetz. Quelle: FNB Gas e.V./BMWK © FNB Gas e.V./BMWK

Sachsens Energieminister Wolfram Günther bewertet positiv, dass die Regionen Leipzig und Dresden sowie der „Industriebogen Meißen“ unmittelbar an das künftige Kernnetz angebunden werden. „Das ist uns und der regionalen Wirtschaft wichtig. Schließlich haben wir auch in diesen Regionen etliche energieintensive Betriebe, die perspektivisch grünen Wasserstoff als Energieträger benötigen“, betonte Günther. Allerdings seien nicht alle Vorschläge der Sachsen in der Netzplanung berücksichtigt worden. „Deshalb kommt es nun darauf an, in der unmittelbar folgenden zweiten Netzausbaustufe die Standorte mit künftigen Wasserstoffbedarfen oder auch künftigen Einspeisern in der Industrieregion Chemnitz und der Energieregion Lausitz mit anzubinden“, drängt der sächsische Grünen-Politiker.

Das Netz wird nach Angaben Habecks zunächst mit einer Ausspeisungskapazität von 270 Terawattstunden überdimensioniert geplant. Für das Jahr 2030 wird derzeit mit einem Bedarf von 95 bis 130 Teratwattstunden gerechnet. „Das heißt, wir planen für die Zukunft“. Grüner Wasserstoff gilt als Hoffnungsträger der Energiewende, mit dem der Ausstoß von Treibhausgasen in der Grundstoff- und Stahlindustrie reduziert werden soll.

Habeck geht nach eigenen Worten davon aus, dass Deutschland langfristig 30 bis 50 Prozent seines Bedarfs an Wasserstoff selbst produzieren werde, der Rest müsse dann importiert werden. Das solle über Pipelines geschehen oder in Form von Ammoniak mit dem Schiff. Der Minister betonte, dass Deutschland zwar Importland bleibe, aber dennoch unabhängiger werde, als dies derzeit bei Öl, Gas und Steinkohle der Fall sei, wo fast 100 Prozent eingeführt würden.

"Selbstverständlich wäre es toll gewesen, wenn alle Regionen – so auch die Lausitz und die Region Chemnitz - in Sachsen direkt Teil des Kernnetzes wären", hieß es im sächsischen Wirtschaftsministerium. Aber das Kernnetz werde nur das Gerüst für das künftige deutsche Wasserstoffnetz bilden. "Die Unternehmen in Chemnitz oder auch das Nationale Wasserstoff-Kompetenzzentrum in Chemnitz müssen, das fordern wir auch vom Bund ein, von den Verteilnetzen profitieren", fordert Wirtschaftsminister Martin Dulig. Letztlich sei es für die Anwendung oder den Verbrauch gleich, ob der Wasserstoff direkt vom Kernnetz oder dem Verteilnetz stammt. "Entscheidend ist, dass die Wasserstoff-Regionen in Sachsen zügig ans Netz angebunden werden", so Dulig.