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Merz oder Sensburg? Duell im Sauerland

Friedrich Merz will in den Bundestag. Dafür geht er in ein Duell mit Patrick Sensburg. Auch wenn er der Prominentere ist, scheint das Rennen offen.

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Patrick Sensburg (l) und Friedrich Merz (r) wollen beide für die CDU im Hochsauerlandkreis als Bundestagskandidaten antreten. Am 17. April stimmen 480 Delegierte in Arnsberg ab.
Patrick Sensburg (l) und Friedrich Merz (r) wollen beide für die CDU im Hochsauerlandkreis als Bundestagskandidaten antreten. Am 17. April stimmen 480 Delegierte in Arnsberg ab. © Christoph Gateau/Michael Kappeler/dpa

Arnsberg. Wo normalerweise Fußballteams um den Sieg kämpfen, steht am kommenden Samstag ein Duell an. Der prominente Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz will nach zwölf Jahren wieder in den Bundestag und dafür von seiner CDU im Hochsauerlandkreis als Direktkandidat aufgestellt werden. Aber auch der aktuelle Abgeordnete aus dem Wahlkreis, Patrick Sensburg, hofft auf seine Nominierung im Arnsberger Sportstadion "Große Wiese". Die 480 Delegierten - coronakonform mit großem Abstand platziert - können nur einen ins Rennen für die Bundestagswahl Ende September schicken. Auch in Berlin schauen nun viele gespannt aufs Sauerland.

Zweimal schon wollte der Wirtschaftsexperte Merz CDU-Vorsitzender werden und unterlag nur knapp: Ende 2018 verlor er gegen Annegret Kramp-Karrenbauer, im vergangenen Januar gegen Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidenten Armin Laschet. Der Jurist war 2000 bis 2002 Chef der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, hatte aber nach vielen Jahren im Parlament 2009 nicht mehr für den Bundestag kandidiert.

Laschet will Merz einbinden

Das angestrebte Abgeordnetenmandat dürfte für Merz noch nicht das Ende seiner politischen Ziele sein. In welche Richtung die Ambitionen des Vizepräsidenten des CDU-Wirtschaftsrats womöglich gehen, hat er vor wenigen Monaten erkennen lassen. Nachdem Merz beim Parteitag den Sprung auf den CDU-Chefsessel verfehlte, bot er sich selbst als Bundeswirtschaftsminister im aktuellen Kabinett von Angela Merkel an - was damals auf Unverständnis und auch Spott stieß. Aber: Merz bedient die konservative Klientel der Christdemokraten, viele wünschen sich bei der Zukunftsplanung der Partei eine herausgehobene Rolle für den 65-Jährigen. Und Laschet hatte nach seiner Wahl zum Parteivorsitzenden klargemacht, dass er Merz einbinden will: "Ich schätze ihn, ich schätze seinen Rat, und er wird seinen Platz finden."

Merz hatte bereits angekündigt, seine beruflichen Tätigkeiten als Anwalt und in der Wirtschaft aufzugeben, falls er in den Bundestag einzieht. In den "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sprach er jüngst von "großer Unzufriedenheit im Hochsauerlandkreis" mit Sensburg. Kurz vor dem Delegiertenvotum wollte sich Merz auf dpa-Anfrage nicht mehr öffentlich äußern.

Kein politisches Leichtgewicht

Sensburg überlässt Merz nicht kampflos das Feld. Beide werben intensiv in der Heimatregion. "Das läuft in geordneten Bahnen", versichert der 49-Jährige, der seit 2009 als Abgeordneter aus dem Hochsauerlandkreis im Bundestag sitzt und definitiv kein politisches Leichtgewicht ist. Bekanntheit erlangte der Jurist als Vorsitzender des NSA-Untersuchungsausschusses. Der Abgeordnete ist gut vernetzt in Berlin. Er arbeite eng im Team mit der Unionsfraktion zusammen und habe zugleich "ein gewisse Nähe" zu den Delegierten daheim, schildert Sensburg. Er ist Verwaltungsexperte, Oberleutnant der Reserve, zudem Präsident des Bundeswehr-Reservistenverbands, Professor an der Polizeihochschule NRW, hat Gastprofessuren in Wien und Bukarest inne.

"Jeder bringt so seine Pluspunkte ein", meint Sensburg. Er sieht keinen klaren Favoriten, will vor allem mit seinen Erfahrungen im Bereich Sicherheit und Verteidigung punkten. Eine solche Kampfkandidatur - amtierender Abgeordneter gegen prominenten Herausforderer - gab es in der Hochsauerland-CDU bisher nicht. Das Bundestagsmandat in dem Kreis sei bisher immer an die CDU gegangen, erinnert sich der Vorsitzende Matthias Kerkhoff. Eine Nominierung am Samstag gilt also schon als sicheres Ticket nach Berlin.

Unglückliche Aufforderung

Auf eine angespannte Stimmung deutet hin, dass Kerkhoff die "Westfalenpost" im März höchst unglücklich aufgefordert hatte, keine Leserbriefe mehr zum Politduell zu drucken. Nach Kritik entschuldigte er sich. "Ich habe meine Sorge äußern wollen, dass eine parteiinterne Debatte durch den vermehrten Abdruck von Leserbriefen noch weiter befeuert werden könnte."

Der Kreisverband steht nun jedenfalls im Rampenlicht. Ein Kandidat hatte sich vorzeitig aus dem Rennen zurückgezogen: Bernd Schulte, Büroleiter des NRW-Staatskanzleichefs Nathanel Liminski, der wiederum ein Vertrauter Laschets ist. Nachdem Merz seinen Hut in den Ring geworfen hatte, verzichtete Schulte und ließ wissen: Er werde Merz unterstützen. (dpa)