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Söder will weniger Unterhaltung bei den Öffentlich-Rechtlichen

2023 soll ein neuer Medienstaatsvertrag in Kraft treten. Kritik kommt vom bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder. Unter anderem geht es um Comedians.

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Wenn Markus Söder (CSU) Spaß haben will, guckt er in die Röhre.
Wenn Markus Söder (CSU) Spaß haben will, guckt er in die Röhre. © dpa

Hamburg. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat von ARD und ZDF mehr Mut zu Selbstbeschränkung gefordert. "Zu ihrem Auftrag gehört in gewissem Umfang Unterhaltung - aber nicht alles. Der Comedian ist bei einem Privatsender genauso gut aufgehoben", sagt Söder der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit" in einem Doppelinterview mit der ARD-Vorsitzenden Patricia Schlesinger.

Man könne sich auch darüber streiten, ob die ARD "den hundertsten Degeto-Spielfilm braucht, wie 'Glück am Wörthersee' oder so ähnlich". Auch bei den Ausgaben für Sportrechte müsse es Grenzen geben, sagte der Regierungschef.

Schlesinger widersprach der Forderung, wonach ARD und ZDF weniger Unterhaltungsprogramm bieten sollten: "Ich halte es für richtig, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk auch Ablenkung von Lebensnot anbietet, ohne nackte Menschen auf eine Insel zu bringen oder sie in Container zu sperren und im Dschungel Spinnen essen zu lassen", sagte die ARD-Vorsitzende, die auch Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg ist. "Unsere Unterhaltung ist anders. Wir brauchen sie, um Akzeptanz zu gewinnen; auch bei jüngeren Menschen."

Söder kritisierte zudem die aktuellen Verhandlungen um die Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Die Bundesländer würden sich "leider zu viel mit Klein-Klein" beschäftigen, "anstatt mit den großen Herausforderungen: wie wir zum Beispiel gegenüber den globalen Plattformen wie Netflix agieren wollen - und gleichzeitig unsere regionale Vielfalt erhalten".

Schlesinger dagegen sagte, dass sie fest davon ausgehe, "dass wir das lineare Fernsehen noch länger brauchen werden als gedacht". Dennoch werde es "höchste Zeit, dass wir einen neuen Auftrag bekommen, einen, der mehr Flexibilität ermöglicht, gerade mit Blick aufs Internet. Das heißt, wir reiten zwei Pferde: das digitale - immer stärker; und das lineare - immer noch. Wir haben nur ein Problem: Beide Pferde fressen."

Mit der Novelle des Medienstaatsvertrags soll der Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks flexibilisiert werden. Die Länder wollen dazu Anfang Juni einen Entwurf vorlegen. Laut Plan soll der neue Medienstaatsvertrag 2023 in Kraft treten. (epd)