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Regierung zahlt noch immer für Merkels Styling

Nach dem Abschied aus dem Amt bleibt Angela Merkel ein Privileg erhalten: Eine Assistentin für Frisur und Make-up, auch auf Reisen. Im Kanzleramt wird über die Kosten gestöhnt.

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Schick für Charles. Ganz in Gold glänzte Angela Merkels beim Staatsbankett mit König Charles III. Die Ex-Kanzlerin bekommt nach dem Ende ihrer Amtszeit eine Stylistin bezahlt.
Schick für Charles. Ganz in Gold glänzte Angela Merkels beim Staatsbankett mit König Charles III. Die Ex-Kanzlerin bekommt nach dem Ende ihrer Amtszeit eine Stylistin bezahlt. © dpa/ Bernd von Jutrczenka

Von Jost Müller-Neuhof

Kein Bundeskanzler ist nach dem Abschied so üppig ausgestattet worden wie Angela Merkel (CDU). Um mit der politischen Welt Kontakt zu halten, verfügt sie über ein Büro, Dienstwagen und Profihilfe fürs Äußere. Nun stellt sich heraus, dass Merkel auch professionelle Hilfe bei Kosmetik und Frisur bekommt – sogar bei nicht-öffentlichen Terminen. Dies geht aus der Korrespondenz zwischen der Regierungszentrale und Merkels Büro hervor, die dem Berliner Tagesspiegel vorliegt.

Die Dokumente wurden auf Grundlage des Informationsfreiheitsgesetzes (IFG) herausgegeben. Demnach begleitet eine freiberufliche „Assistentin“ Merkel weiterhin regelmäßig bei Reisen.

Auf Anfrage bestätigen das Bundeskanzleramt und Merkels Büro, dass die Fachfrau auf Kosten des Bundeshaushalts im Einsatz ist. Wie oft, dazu will die Altkanzlerin keine Angaben machen. Zu „nicht-öffentlichen persönlichen Gesprächen“ würde grundsätzlich keine Auskunft gegeben, heißt es aus ihrem Büro.

Auch die bisher aufgelaufenen Kosten soll offenbar keiner kennen. Das Kanzleramt verweist auf Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse der „Auftragnehmerin des Kanzleramts“, die als „Assistentin der Bundeskanzlerin a. D. für Make-up und Frisur“ tätig sei.

Juristisch habe alles seine gute Ordnung, betont das Bundeskanzleramt – „soweit Kosten für Leistungen einer Visagistin in Zusammenhang mit Terminen zur Wahrnehmung fortwirkender Amtspflichten anfallen“. Denn dann handele es sich um „notwendige Ausgaben“ im Sinne der Bundeshaushaltsordnung, die der Bund zur Erfüllung seiner Aufgaben tätigen dürfe.

Als Merkel bei ihrer Visite in den Niederlanden vor einem Jahr neben ihrem persönlichen Referenten auch die Stylistin unterbringen will, geht ein Stöhnen durch die Reisestelle des Kanzleramts. „Das sind ja Schnäppchen-Preise“, kommentiert eine Mitarbeiterin die Hotelkosten von 505 Euro pro Nacht per E-Mail und setzt einen Schlechte-Laune-Emoji daneben. Der Preis sei zwar „fürstlich“, hieß es dann von der Leitung. Aber mit Blick auf den „repräsentativen Charakter“ der Reise noch akzeptabel.

Kritik vom Bund der Steuerzahler

Der Steuerzahlerbund hat errechnet, dass die Ausgaben für Fotografen, Friseure und Visagisten im Jahr 2022 auf rund 1,5 Mio. Euro angestiegen sind. Das sind fast 80 Prozent mehr als im Jahr davor, in dem größtenteils noch die Große Koalition regierte. Allein für Kosmetik und Frisur gab das Kanzleramt in dieser Zeit rund 40.000 Euro aus, wie die Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der AfD-Fraktion zum Jahresanfang erklärt hatte. Am teuersten war mit rund 137.000 Euro eine „Maskenbildnerin“, die Außenministerin Annalena Baerbock zu Foto- und Fernsehterminen im In- und Ausland begleitet.

Der Präsident des Steuerzahlerbundes, Reiner Holznagel kritisiert, dass der Regierung Äußerlichkeiten so viel Geld wert sind: „Es ist den Steuerzahlern kaum zu vermitteln, dass sie auch für Visagisten und Hairstylisten von Politikern aufkommen sollen“, sagt er auf Anfrage. Solche Kosten müssten „auf das Notwendigste reduziert und im Zweifel privat bezahlt werden“.

Die Merkel-Stylistin war für den Berliner Tagesspiegel nicht zu erreichen. Auch verweigerte sie eine Genehmigung gegenüber dem Kanzleramt, dass dieses über ihrer Arbeit nähere Auskünfte geben darf.