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Neustadt: Sieg für Peter Mühle, aber kein Triumph

Keiner der drei Kandidaten konnte die absolute Stimmenmehrheit für sich verbuchen. Entscheidend für den 3. Juli könnte die Wahlbeteiligung sein.

Von Anja Weber
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Ein nachdenklicher Peter Mühle. Trotz Stimmenmehrheit hat es am Sonntag nicht im ersten Wahlgang gereicht.
Ein nachdenklicher Peter Mühle. Trotz Stimmenmehrheit hat es am Sonntag nicht im ersten Wahlgang gereicht. © Daniel Förster

Amtsinhaber Peter Mühle hatte einen zweiten Wahlgang nicht ausgeschlossen. "Aber ein paar mehr Stimmen hätte ich mir schon erhofft und mir gewünscht, dass es für nur einen Wahlgang reicht. Doch nun ist es eben so", sagt er. Woran es gelegen hat? Möglicherweise an der aus seiner Sicht zu geringen Wahlbeteiligung. "Ich werde deshalb meine Plakate hängen lassen und sie mit einem Aufkleber versehen und die Neustädter und Neustädterinnen dazu aufrufen, am 3. Juli zum zweiten Mal wählen zu gehen", so Peter Mühle. Zum Wahlsieg hätten ihm rund 300 Stimmen gefehlt. Mit 44,8 Prozent holte er die meisten Stimmen aller drei Kandidaten. Zum Triumph hat es dann doch nicht gereicht, dazu wären im ersten Wahlgang mehr als 50 Prozent nötig gewesen.

"Wenn Stadträte oder Bürgermeister gewählt werden, ist das doch eine kommunale Sache und eine Personenwahl", sagt er. Da sei es schon verwunderlich, dass so wenig Interesse herrsche. Und in Neustadt hatten man ja tatsächlich die Wahl. Möglicherweise haben die drei Kandidaten aber dann doch nicht voll den Nerv der Einwohner und Einwohnerinnen getroffen.

Die Stadt hat insgesamt 10.124 Wahlberechtigte, nur 5.925 haben von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht. Das sind 58,5 Prozent. Schwach fällt dabei etwa der Wahlbezirk um das Sportforum an der Maxim-Gorki-Straße auf. Von 1.037 Wahlberechtigten, die hier leben, haben nur 379 Menschen gewählt. Nicht anders sieht es bei den anderen drei größeren Wahllokalen aus, in der Mißbach-Turnhalle, in der Neustadthalle und in der Schiller-Oberschule. Auch hier ist das Interesse an Kommunalpolitik offenbar nicht groß, denn nicht mal die Hälfte der Wahlberechtigten haben dort die Möglichkeit genutzt, über den Bürgermeister von Neustadt abzustimmen.

In den Dörfern hätten die Kandidaten bei einer höheren Wahlbeteiligung noch ein paar mehr Stimmen holen können. Offenbar fühlte man sich auch dort nicht richtig verstanden, obwohl die Kandidaten keine Möglichkeit ausgelassen haben, ihr Interesse an den Ortsteilen zu verkünden.

Von den 5.864 Stimmen entfielen am Ende 2.628 auf Peter Mühle (44,8 Prozent), 2.007 Stimmen auf Frank Hentschel (34,2 Prozent) und 1.229 Stimmen (21 Prozent) auf Kathrin Uberig. Angesichts des Stimmenanteils haben sich die beiden neuen Kandidaten wacker geschlagen. Sie hatten sich jeweils das erste Mal um den Bürgermeisterposten beworben. Bereits am Wahlabend hatten sich alle drei entschlossen, sich am 3. Juli wieder zur Wahl zu stellen.

Ein Blick auf die einzelnen Wahllokale zeigt, wo die Kandidaten jeweils viele Stimmen geholt haben. Bei Peter Mühle ist es der Wahlbezirk um die Neustadthalle und bei Frank Hentschel sowie Kathrin Uberig der Ortsteil Langburkersdorf.

Ein Vergleich zur letzten Wahl im Jahr 2015

Vor sieben Jahren hatte Peter Mühle gleich vier Gegenkandidaten. Im Vergleich der Zahlen wird aber auch ein Neustädter Problem deutlich, der Einwohnerrückgang. 2015 gab es noch 10.783 Wahlberechtigte in Neustadt. 6.139 machten von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Rein rechnerisch war da die Wahlbeteiligung mit 56,9 Prozent noch mieser, aber es gab eben auch etwas mehr Stimmen.

Immerhin schaffte es Peter Mühle da im ersten Wahlgang mit 4.188 Stimmen (69,2 Prozent). Der Abstand zum zweiten Bewerber Christian Kowalow (FDP) war mit 20,2 Prozent schon deutlicher. Die anderen beiden landeten abgeschlagen auf den letzten beiden Plätzen. Doch wie man die Zahlen auch schiebt, mit dem jetzigen Wahlergebnis wird schon deutlich, dass den Neustädtern und Neustädterinnen in der Stadtpolitik etwas fehlt oder sie unzufrieden sind.

Deutlich wurde das auch beim Wahlforum in der Neustadthalle am 16. Mai. Da ging es unter anderem um Abwanderung, Jugendpolitik, schlechte medizinische Versorgung auf dem Land - alles Punkte, die auf die Tagesordnung des künftigen Stadtoberhauptes gehören. Und das bei weniger werdenden Finanzen. Ein weiteres Wahlforum wird es übrigens nicht mehr vor dem zweiten Wahlgang geben. Alle Kandidaten haben sich in den letzten Wochen bereits vorgestellt. Jetzt dürfen die Wählerinnen und Wähler in Neustadt gespannt sein, was sich Peter Mühle, Frank Hentschel und Kathrin Uberig noch bis zum 3. Juli einfallen lassen, um vor allem mehr davon zu überzeugen, überhaupt erst einmal ein Kreuz zu setzen.