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Dreifache Unterstützung für Landratskandidat aus Augustusburg

Dirk Neubauer tritt als Parteiloser an. Am Mittwoch hatten zwei Parteien Unterstützung zugesagt. Am Donnerstag auch die SPD, aus der er ausgetreten war.

Von Cathrin Reichelt & Elke Görlitz
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Der Augustusburger Bürgermeister Dirk Neubauer (parteilos) will Landrat von Mittelsachsen werden.
Der Augustusburger Bürgermeister Dirk Neubauer (parteilos) will Landrat von Mittelsachsen werden. © Archiv/dpa-Zentralbild

Mittelsachsen. Vor sechs Tagen war seine Zurückhaltung noch groß. Zu einer möglichen Landrats-Kandidatur äußere er sich nicht, hatte Dirk Neubauer, Bürgermeister von Augustusburg, auf eine Anfrage des Döbelner Anzeigers geantwortet.

Jetzt hat der 50-Jährige seine Zurückhaltung auf- und bekannt gegeben: „Ich kandidiere als Landrat für Mittelsachsen.“ Ganz bewusst erfolge die Kandidatur als Parteiloser. Dafür muss er bis zum 7. April 240 Unterstützerunterschriften sammeln. Die können Wahlberechtigte demnächst im Einwohnermeldeamt ihres Heimatortes leisten.

„Die Unterschriften sind ein erstes kleines Zeichen dafür, was die Menschen von meiner Kandidatur halten“, meint Neubauer. „Denn hier geht es nicht um mich, sondern um die Bürger.“

Unterstützung von Linken und Grünen

Zwei Parteien haben sich bereits dazu bekannt, Neubauer zu unterstützen. Der mittelsächsische Kreisvorstand und die Kreistagsfraktion der Linken haben sich für den Parteilosen ausgesprochen. Einen entsprechenden Beschluss müsse aber noch der Kreisparteitag Ende Februar fällen.

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„Dirk Neubauer hat ein Punkteprogramm vorgelegt, das wir so mittragen können“, sagt die Kreisvorsitzende Marika Tändler-Walenta. Mit der Ankündigung der AfD-Kandidatur „brauchen wir einen Kandidaten, der unsere politischen Forderungen mitträgt, zum Beispiel die Bürgerbeteiligung.“

Der Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen unterstützt die Kandidatur von Dirk Neubauer ebenfalls. Bereits Anfang Januar votierten die mittelsächsischen Bündnisgrünen einstimmig auf einer Online-Mitgliederversammlung für den Augustusburger Bürgermeister.

„Mit Dirk Neubauer geht ein Kandidat ins Rennen, der das Potenzial hat, unsere immer weiter auseinanderdriftende Gesellschaft wieder zusammenzuführen. Auch und gerade angesichts vielfältiger Herausforderungen durch die Corona-Pandemie gilt es, einen Landkreis auf die Beine zu stellen, der die Interessen seiner Bürger ermöglicht und sie nicht ins Leere laufenlässt“, erklären die Kreisvorsitzenden Claudia Weber und Markus Scholz.

SPD hofft mit Neubauer auf Neustart in Mittelsachsen

Nach den Linken und den Grünen hat sich der SPD-Kreisverband Mittelsachsen am Donnerstag auch öffentlich für die Landratskandidatur von Dirk Neubauer ausgesprochen. Das habe der Kreisvorstand bereits Anfang dieser Woche einstimmig beschlossen, teilt der kommissarische Kreisvorsitzende Kay Dramert mit.

„Nach intensiven Gesprächen haben wir uns mit Dirk Neubauer auf gemeinsame inhaltliche Punkte verständigt, die aus unserer Sicht notwendig sind, um Mittelsachsen voranzubringen. Wir sind der Überzeugung, dass es mit Dirk Neubauer gelingen kann, die Potenziale in unserem Landkreis auszuschöpfen und das Leben hier in Mittelsachsen zu verbessern", sagt Dramert.

Es sei Zeit für einen Neustart in Mittelsachsen. Als Bürgermeister von Augustusburg habe Neubauer gezeigt, dass er in der Lage ist, auf die Menschen zuzugehen und sie an Entscheidungen zu beteiligen. Er suche Lösungen, sei offen für Neues und habe den Willen, dies umzusetzen.

"In den vergangenen Jahren haben verkrustete Strukturen und wenig Innovationsfreude an der Spitze des Landkreises verhindert, dass längst notwendige Schritte gegangen werden. Bürger wurden in Entscheidungen weder eingebunden, noch wurden diese verständlich und nachvollziehbar erklärt. Innovative Ideen, neue Ansätze und Kreativität wurden nicht unterstützt, sondern verhindert. Das wird sich mit Dirk Neubauer als Landrat ändern", meint der kommissarische SPD-Kreisvorsitzende.

Pragmatiker - kein Parteimensch

Vier Jahre lang war Neubauer Mitglied der SPD. Die Gründe für seinen Austritt beschreibt er als vielschichtig. Aber das abrupte Ende des Corona-Öffnungsmodells von Augustusburg habe das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen gebracht. „Da hätte ich mehr Rückendeckung erwartet“, sagt er.

Außerdem sei er kein Parteimensch. Die engen Korsettstrukturen seien für ihn schwer händelbar. „Ich versuche, Kompromisse auszuhandeln. Ich stehe auf pragmatische Entscheidungen“, meint er. So brauche es eine andere Fehlerkultur. Politiker müssten eingestehen dürfen, dass sie Fehler gemacht haben. Und es dürfe nicht nur nach Paragrafen entschieden werden.

Wenn die Mitarbeiter einer großen Verwaltung spüren, dass sie Rückendeckung haben, würden sie auch nach dem Ermessen entscheiden. Das täten sie allerdings nicht, wenn sie dafür Konsequenzen fürchten müssten. Neubauer sei es wichtig, dass die Menschen Freude an der Arbeit haben. Deshalb würde er ihnen auch mehr Verantwortung übertragen.

Fünf-Punkte-Programm veröffentlicht

Seine Ziele hat er in fünf Punkten zusammengefasst. „Wenn wir Zukunft gestalten wollen – davon bin ich überzeugt – müssen wir Mut haben und eine breite Allianz in der Sache erreichen. Und auch ein Stück Vertrauen zurückgewinnen“, meint der Augustusburger.

Dies könne nur gemeinsam, überparteilich und im demokratischen Dreiklang aus Bürgerschaft, Kreis und den Kommunen gelingen. Er spricht von Wertschätzung, Eigenverantwortung, Transparenz, Partizipation und einer offenen Debattenkultur. Sie sollten Zeichen dieser Legislatur sein. Und die Kraft geben, diese Prozesse erfolgreich zu meistern.

Neubauer strebe an, im politischen Raum zwischen Bürgern, dem Landkreis und den Kommunen eine vertrauensvolle und transparente, auf Partizipation ausgelegte Zusammenarbeit zu etablieren. Viel zu lange seien die Entwicklungen oft kleinteilig und von Parteiinteressen geprägt gewesen.

Bürger haben eine richtige Wahl

Dirk Neubauer ist der dritte Mittelsachse, der Ambitionen zur Landrats-Kandidatur hat. Döbelns Oberbürgermeister Sven Liebhauser, der für die CDU antreten will, hält diese Wahl, die die Bürger dann tatsächlich haben, für gut und wichtig für die Demokratie.

AfD-Kandidat Rolf Weigand meint: „Wir wurden alle drei schon lange gehandelt. Das ist für niemanden eine Überraschung.“ Er habe sich das Programm von Neubauer angeschaut und festgestellt, dass alle drei Kandidaten Schnittmengen haben werden. „Die Bürger werden am 12. Juni entscheiden“, so Weigand.