Von Jana Weiss, Inga Barthels und Joana Nietfeld

Der moderne Mann hat es nicht leicht. Ein Macho will heutzutage kaum noch einer sein. Schon gar nicht, wenn er halbwegs jung ist und in einem Stadtteil mit teurer Bio-Bäckerei wohnt. Deshalb lackiert er sich die Nägel bunt und liest feministische Literatur. Viele Frauen machen sich trotzdem über ihn lustig, behaupten, dass sich nichts geändert hat und er noch der gleiche Macker mit neuem Anstrich ist.

Was also kann der moderne Mann tun, um ein ernstzunehmender Feminist zu werden? Wir haben 50 Antworten.

1. Lies Margarete Stokowski, aber erkläre sie uns nicht.

2. Überhaupt: Erklären bitte nur in Maßen. Besser: zuhören, Fragen stellen!

3. Guck dir Serien und Filme an, in denen Frauen die Hauptrollen spielen.

4. Sprich nie wieder von „Frauenmusik“.

5. Pornos schauen ist okay, aber achte darauf, wo sie herkommen. Faire Pornos kosten Geld.

6. Sei mit Frauen befreundet.

7. Ruf sie an. Erkundige dich, wie es ihnen geht.

8. Wechsel die Straßenseite, wenn du nachts hinter einer Frau herläufst.

9. Schließe deine Beine, wenn sich in der Bahn jemand neben dich setzt. Nicht nur im Sommer.

10. Weise andere Männer darauf hin, dass ihre Sprüche daneben sind.

11. Auch, wenn keine Frau dabei ist. Gerade dann.

12. Sprich über deine Gefühle.

13. Aber nicht nur mit deiner Freundin.

14. Mit einem Therapeuten ist auch okay. (Deine Freundin ist nicht deine Therapeutin.)

15. Du musst uns beim ersten Date nicht einladen, aber es ist nett, wenn du es tust.

16. Beim nächsten Date zahlen wir.

17. Finde auch Frauen toll, die laut sind, eigen und unbequem. Es lohnt sich.

18. Überschütte uns nicht mit Zuneigung, nur, um dann drei Wochen später wieder das Interesse zu verlieren. Auch beim Dating können Männer sich feministisch verhalten.

19. Wähle nicht den Weg des geringsten Widerstandes: Wenn du es nicht mehr fühlst, sag es.

20. Wenn du es fühlst, sag es auch.

21. Geh davon aus, dass wir beim Sex ein Kondom benutzen. Habe eins dabei.

22. Lerne, die Anatomie einer Vulva zu zeichnen.

23. Mach dich mit dem Ablauf des Zyklus vertraut.

24. Wenn du schnarchst, sorge dafür, dass es aufhört.

25. Kümmere dich um deine Kinder, aber mach keinen Podcast darüber.

26. Auch kein Buch.

27. Care-Arbeit findet hinter den Kulissen statt und nicht nur auf dem Spielplatz vor Zuschauern.

28. Nimm mindestens sechs Monate Elternzeit – auch wenn du mehr verdienst.

29. Kompensiere die Betreuungszeiten deiner Frau, indem du in ihre Rentenkasse einzahlst.

30. Nimm mehr Kinderkrankentage als deine Partnerin. Sie hat euer Kind schon geboren.

Der moderne Mann kümmert sich um seine Kinder – ohne sich damit zu brüsten.

31. Es ist schön, wenn du kochst. Aber bitte nicht nur Ottolenghi für fancy Dinnerpartys, sondern auch unspektakuläre Nudeln am Mittwochmittag.

32. Am besten: Sei ein Feminist, aber brüste dich nicht damit.

33. Kümmere dich um deine Eltern. Ja, du – nicht deine Schwester!

34. Verlass dich nicht darauf, dass sich Frauen um die Fleißaufgaben kümmern.

35. Schreib Dienstpläne.

36. Gieß Blumen.

37. Kauf Geburtstagsgeschenke.

38. Und zwar nicht nur, weil es dir aufgetragen wurde, sondern weil du es selbst auf dem Schirm hast. Wenn die Mental Load der täglichen Planung geteilt wird, klappt’s auch mit der Beziehung.

39. Wenn du glaubst, du machst genug, mach noch ein bisschen mehr.

40. Boykottiere Männerrunden.

41. Sorge für Periodenprodukte in deinem Büro, vor allem, wenn du der Chef bist.

42. Frage dich in Chefrunden, wo die Frauen sind.

43. Frage es laut.

44. Wenn welche da sind: Lass sie zu Wort kommen.

45. Plane keine Meetings nach 16.30 Uhr und erscheine auch zu keinen.

46. Sag deinen Kolleginnen, was du verdienst.

47. Wenn du mehr verdienst, zahle ihnen die Differenz aus.

48. Scherz. Aber frage dich trotzdem, ob das gerecht ist und was du tun kannst, um das zu ändern.

49. Bring gern Blumen mit, aber nicht am Frauenkampftag.

50. Geh heute lieber demonstrieren.