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Video zeigt Angriff auf Politikerin in Dresden-Gorbitz: "Der große Hass auf uns Grüne schockiert mich"

In Dresden wurde am Dienstagabend erneut eine Politikerin attackiert. Kurz nach dem Angriff konnte die Polizei zwei Tatverdächtige stellen. Ein Video zeigt nun erste Details vom Übergriff am Amalie-Dietrich-Platz.

Von Dominique Bielmeier & Julia Vollmer
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Am Amalie-Dietrich-Platz in Dresden-Gorbitz ist es am Dienstagabend zu einem Angriff auf die Grünen-Politikerin Yvonne Mosler und ihren Kollegen Cornelius Sternkopf gekommen.
Am Amalie-Dietrich-Platz in Dresden-Gorbitz ist es am Dienstagabend zu einem Angriff auf die Grünen-Politikerin Yvonne Mosler und ihren Kollegen Cornelius Sternkopf gekommen. © dpa; instagram.com/yvonnemoslerdd

Dresden. Bei der am Dienstagabend in Dresden angegriffenen Grünen-Politikerin handelt es sich um Yvonne Mosler. Die 47-Jährige sei gemeinsam mit ihrem Parteikollegen Cornelius Sternkopf und zwei Medienteams von der Deutschen Welle und der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" unterwegs gewesen, teilten die Dresdner Grünen am Mittwoch mit.

Mosler und Sternkopf sind die beiden Grünen-Spitzenkandidaten für den Stadtrat im Wahlkreis 11 (Gorbitz/Cossebaude). Mit Wahlkampfhelfern hatten sie laut Mitteilung einen Infostand am Merianplatz im Stadtteil Gorbitz betrieben und sich danach auf den Weg zum nahegelegenen Amalie-Dietrich-Platz gemacht, um dort Plakate aufzuhängen.

"Ich war den ganzen Dienstagnachmittag bis abends in Gorbitz unterwegs, gegen 18.50 Uhr war ich mit meinem Wahlkampfteam sowie in Begleitung eines Drehteams auf dem Amalie-Dietrich-Platz, wo wir Wahlplakate befestigten", sagt Mosler am Mittwochmorgen im Gespräch mit Sächsische.de. "Aus einer Gruppe heraus wurde uns 'Heil Hitler' entgegengerufen", so die Unternehmerin. Plötzlich habe sich ein Mann genähert und sie beiseitegestoßen. "Er hat mich zur Seite gestoßen und zwei Wahlplakate heruntergerissen", erzählt sie. Außerdem habe er sie beleidigt und gesagt: "Euch Grüne wollen wir hier nicht haben, das ist unser Stadtteil."

Kurz darauf sei eine laut Polizei 24-Jährige hinzugekommen. "Plötzlich hat sie mich bespuckt", erzählt Mosler. Die Angreifer hätten gefordert, dass die Kandidatin Fotos lösche, die sie vom Aufhängen der Plakate gemacht hatte. "Auf dem einen Foto war der Mann nur von hinten zu sehen, ich habe es aber trotzdem gelöscht und ihm das auch gezeigt", sagt die 47-Jährige. Was ihr besonders zu schaffen mache, sei die Atmosphäre des Abends. "Dieser unfassbar große Hass auf uns Grüne schockiert mich", sagt sie. Aufgeben sei jetzt aber keine Option. Sie ist von ihrem Hauptjob als Unternehmerin freigestellt, tritt zur Wahl des Dresdner Stadtrats am 9. Juni an und für die Landtagswahl am 1. September.

Von dem Vorfall liegt auch Videomaterial der anwesenden Journalisten vor, das unter anderem der Bundestagspolitiker Kassem Taher Saleh (Grüne) auf Instagram teilte. Die Aufnahmen stammen von der Deutschen Welle, die das Video auch auf X online stellte.

Die beiden Tatverdächtigen konnten laut Polizei noch in der unmittelbaren Nähe des Tatorts gestellt werden. Die Betroffenen hatten den Notruf gewählt, die Polizei schickte daraufhin aus dem nahegelegenen Revier vier Streifenwagen mit acht Polizisten zum Ort des Geschehens.

Gruppe skandiert Hitlergruß

"Gegen den 34-jährigen Deutschen wird nun wegen Körperverletzung, Bedrohung, Beleidigung sowie Sachbeschädigung ermittelt und gegen die 24-jährige Deutsche wegen Körperverletzung", teilt die Polizei mit.

Im Zusammenhang mit dieser Tat gehen die Beamten einer weiteren Straftat nach. Die beiden Verdächtigen hielten sich vor der Attacke in einer Gruppe in der Nähe des Tatortes auf. Als die Politikerin mit dem Plakatieren begann, sei aus dieser Gruppe heraus der Hitlergruß skandiert worden. Die Polizei ermittelt daher wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.

Klemens Schneider, Sprecher im Stadtvorstand der Grünen in Dresden, verurteilt die "Skrupellosigkeit" der Täter. "Wenn solche Rechtsextremen keinen Widerspruch aus der Breite der Gesellschaft erfahren, werden sie nicht nur ihren Kiez weiter terrorisieren – sie verbauen uns die Zukunft unseres Landes", sagt er.

Grünen-Fraktionschefin Agnes Scharnetzky sagt: "Was wir erleben, ist die Konsequenz der Verrohung der politischen Gepflogenheiten. In den letzten fünf Jahren mussten wir das im Stadtrat in Debatten und im persönlichen Umgang immer wieder beobachten, jetzt findet es auf der Straße statt und wird tätlich." Als Grüne sei es ihr Anspruch, in allen politischen Auseinandersetzungen sachlich und respektvoll und ehrlich zu bleiben.

Ebenfalls am Dienstag wurde in Berlin die ehemalige Regierende Bürgermeisterin und jetzige Wirtschaftssenatorin der Hauptstadt, Franziska Giffey (SPD) bei einem tätlichen Angriff leicht verletzt. Erst am Freitag hatte der brutale, nach bisherigen Erkenntnissen rechtsextrem motivierte Angriff auf den SPD-Politiker Matthias Ecke in Dresden bundesweit für Entsetzen gesorgt. Daraufhin hat Sachsens Landesregierung angekündigt, Politiker und Wahlkampfhelfer besser schützen zu wollen. (mit dpa)