Von Annett Heyse
Wälder und Felder, Städtchen und Dörfer, Berge und Täler – eine 35 Kilometer lange Radtour führt rund um Wilsdruff und durch fast all seine Ortsteile. Rechts und links der Strecke gibt es Allerlei zu entdecken: einen alten Silberstollen, eine der ältesten Dorfkirchen Sachsens, die Schauanlage eines Gartenarchitekten. Und wer eine Abkühlung braucht, findet diese am Rande des Tharandter Waldes.

Wilsdruff/Tharandt. Sieben Jahrzehnte lang dampfte rund um Wilsdruff eine Schmalspurbahn. Von hier aus ging es nach Frauenstein, nach Freital, nach Meißen, nach Nossen. Die Strecken wurden ab dem Ende der 60er-Jahre schrittweise stillgelegt, die Schienen verschwanden. Bald sah man nicht einmal mehr die Bahndämme. Felder erstreckten sich dort, wo einstmals Gleise lagen. Inzwischen aber wurden die alten Trassen wieder befahrbar gemacht – als Radwege. Und so kann man heute auf zwei Rädern und per Beinkraft rund um Wilsdruff unterwegs sein.
Die ausgeschilderte Rundtour beginnt nahe des Landbergweges am ehemaligen Gleisdreieck. Die folgenden 35 Kilometer führen durch fast alle Wilsdruffer Ortsteile, ein Einstieg ist also auch von jedem anderen Punkt aus möglich. Besonderer Pluspunkt: Die Strecke verläuft größtenteils über gut asphaltierte Radwege, Waldwege und ruhige Nebenstraßen. Anschlüsse gibt es in Limbach zur „Meißner Acht“, in Kesselsdorf an den Radweg Richtung Freital-Potschappel, bei Kaufbach in Richtung Elbradweg und in Mohorn an den Muldentalradweg.
Radtour mit vielen Möglichkeiten
Von Wilsdruff geht es auf dem ehemaligen Bahndamm nach Birkenhain, vorbei an Limbach nach Helbigsdorf und von dort durchs Triebischtal Richtung Mohorn. Wer will, kann in Helbigsdorf einen Abzweig nehmen und der Talstraße folgen – sie führt zum Bauernhof- und Reithotel Dietrichmühle. Am Ortseingang von Mohorn verlässt man den Bahndamm und kreuzt die Bundesstraße 173. Nun geht es erstmals seit dem Start auf einer Straße entlang nach Grund.
Rast beim Reichen Matthias
Ein Stopp in dem kleinen Ort am westlichen Rand des Tharandter Waldes lohnt sich. Mitten im Ort gibt es einen Spielplatz und einen Steinpark, in dem die Gesteine des Triebischtals vorgestellt und erläutert werden. Fels und Stein – sie prägten den Ort, denn Grund ist eine alte Bergbausiedlung. Daran erinnert auch der „Reiche Matthias“, ein Stollen, in dem einst Silber geschürft wurde. Der Eingang ist noch zu sehen. Der Zugang befindet sich an der Triebischbrücke nahe der Räucherkerzchenmanufaktur. In dieser herrscht jetzt im Hochsommer übrigens Hochbetrieb – die Weihnachtsproduktion ist in vollem Gange. Das kleine Fabrikmuseum hat deshalb erst wieder ab September geöffnet. Besser zur sommerlichen Radtour passt ohnehin eine Abkühlung – das ist im Waldbad des Ortes möglich.
Von Grund aus geht es auf einem Waldweg weiter. „Schmieders Graben“ führt am Porphyrfächer vorbei zum Landberg hinauf. Es ist der einzig anstrengende Anstieg der Radtour, aber er lohnt sich: Von den 430 Metern Höhe hat man eine schöne Aussicht über das Wilsdruffer Land. Und ein Ausflugslokal mit Biergarten gibt es auch. Anschließend führt die Tour bergab nach Pohrsdorf und von da durch die Felder auf dem Kirchweg nach Grumbach.
Wer jetzt schon platt ist, hat die Möglichkeit, von Grumbach direkt nach Wilsdruff zu radeln – das wären dann nur rund 25 Kilometer Gesamtlänge. Ansonsten geht es weiter nach Braunsdorf und von da nach Kleinopitz. Wer will, kann hier in den Ort hinein zur Saalhausener Straße radeln. Vor dem Jugend- und Vereinshaus gibt es eine Picknickstelle mit Spielplatz und Bolzplatz – für radfahrende Familien eine schöne Auflockerung der Tour.
Von Kleinopitz aus führt die Route weiter nach Oberhermsdorf und Kesselsdorf. Hier stößt sie auf den von Freital kommenden Radweg und damit auch wieder auf den Kleinbahndamm. Unter der ehemaligen Bahnbrücke hindurch führt die Tour durch Kesselsdorf, streift das riesige Gewerbegebiet und führt weiter nach Kaufbach. Nun hat man es fast geschafft: Zwei Kilometer später ist man in Wilsdruff.
Gleich am Stadtrand liegen noch zwei Sehenswürdigkeiten an der Strecke: zum einen die Gartenanlage an Keils Gut, Schau und Versuchsanlage eines Garten- und Landschaftsarchitekten und auch der Öffentlichkeit zugänglich. Zum anderen lohnt ein Besuch der Jakobikirche, seit 2005 Autobahnkirche. Das Gotteshaus ist eine der ältesten in ihrem ursprünglichen Baustil erhalten gebliebenen Dorfkirchen Sachsens – und für Mittelalterfans ein absoluter Hingucker.