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Arnsdorf: Große Hilfsbereitschaft nach Brand

Das Haus einer jungen Familie in Fischbach wurde durch einen Brand unbewohnbar. Was dann passierte, machte sie sprachlos.

Von Thomas Drendel
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Am 21. Februar explodierte im Haus von Familie Neumann in Fischbach der Heizkessel. Andreas und Anne Neumann schnappten sich ihre Kinder, den vierjährigen Karl und den einjährigen Gustav, und rannten ins Freie. Jetzt blicken sie zuversichtlich in die Z
Am 21. Februar explodierte im Haus von Familie Neumann in Fischbach der Heizkessel. Andreas und Anne Neumann schnappten sich ihre Kinder, den vierjährigen Karl und den einjährigen Gustav, und rannten ins Freie. Jetzt blicken sie zuversichtlich in die Z © René Meinig

Arnsdorf. Diesen Sonntag Ende Februar werden Anne und Andreas Neumann nicht vergessen. Sie saßen im Wohnzimmer ihres schicken Einfamilienhauses in Fischbach und genossen den Nachmittag.

Von einer Minute auf die andere änderte sich alles. Gegen 16 Uhr gab es im Keller plötzlich einen lauten Knall. „Mein Mann sprang auf und rannte die Treppe runter. Da kamen ihm schon die Flammen entgegen, verbunden mit dicken Rußschwaden“, erinnert sich Anne Neumann.

„Er hat gerufen raus, raus. Ohne zu überlegen, packten wir unsere Kinder und sind über die Terrassentür in den Garten gelaufen“, sagt sie.

Nicht einmal ihre Handys haben sie eingesteckt. „Wir wussten ja nicht, ob es noch eine Explosion gibt.“ Andreas Neumann hat beim Nachbarn schnell den Notruf ausgelöst.

Dann ist er ein Haus weiter zu Volker Winter gerannt. Winter ist Wehrleiter von Fischbach. „Er hat sich sofort einen Feuerlöscher geschnappt und ist zu uns ins Haus. Nach drei Minuten war bereits die Feuerwehr eingetroffen. Alles ging extrem schnell.“

Im Haus bot sich ein schreckliches Bild. Fußböden, Schränke, Tische, Sofa – alles war von einer dicken Rußschicht bedeckt. Auch das Spielzeug der Kinder, Bekleidung, alles unbrauchbar.

Im Keller ist die Gasheizung explodiert. Vermutet wird ein technischer Defekt. Die Ermittlungen der Kripo dauern noch an.

Berstende Wasserleitung verhinderte Schlimmeres

Nach der Explosion haben die Flammen unter anderem die Isolierungen von mehreren Leitungen angebrannt, deshalb die starke Rußentwicklung.

Glück im Unglück: Über dem brennenden Gaskessel verlief eine Wasserleitung. Sie ist durch die Flammen zerborsten. Das auslaufende Wasser hat vermutlich frühzeitig den Brand gelöscht. Sonst wäre wohl alles noch schlimmer gekommen.

Glück war auch, dass am Flüssiggastank im Garten alle Sicherheitsventile ordnungsgemäß funktionierten. „Wir hatten ihn erst kurz zuvor volltanken lassen. Doch das Gas im Heizkessel reichte aus, um das Haus unbewohnbar zu machen, überall Ruß, der Brandgeruch.“

Andreas und Anne Neumann waren mit ihren beiden Kindern Karl und Gustav erst im November in das Haus gezogen. Sie hatten es im vergangenen Jahr gekauft und dann aufwendig saniert. Nach dem Unglück sind sie zunächst bei den Eltern in Dresden untergekommen.

In der Gemeinde Arnsdorf haben sie enorme Hilfe erfahren, wie Anna Neumann sagt. „Das hätten wir uns nicht träumen lassen. Wir wohnen ja noch nicht lange im Ort, erst drei Monate, und dann so eine Unterstützung. Dafür wollen wir uns herzlich bei allen bedanken, besonders bei der Feuerwehr für das schnelle und umsichtige Handeln“, sagt sie.

Große Unterstützung durch Arnsdorfer Hilfeverein

Der Arnsdorfer Hilfeverein unterstützte die junge Familie ebenfalls, wo er nur konnte. „Viel haben wir unserer Nachbarin Anja Medger zu verdanken, die beim Hilfeverein mitarbeitet.“

So halfen die Mitglieder, eine vorübergehende Wohnung zu finden. „Es handelt sich um eine Ferienwohnung. Die Vermieter sind sehr freundlich. Einmal am Tag bekommen wir eine Mahlzeit geliefert, da es in der Wohnung keine Möglichkeit zum Kochen gibt.“

Nachbarn bieten an, die Wäsche zu waschen. Demnächst werden die Neumanns erneut umziehen. „Auch das haben wir dem Verein zu verdanken. In der neuen Wohnung können wir dann kochen.“

"Ohne große bürokratische Hürden"

Der Umzug ist schon organisiert. Mehrere Helfer haben sich angemeldet. „Eigentlich haben wir ja nicht sehr viele Dinge, mit denen wir umziehen. Schön ist es trotzdem.“

Unterstützung kam auch vom Kindergarten und von der Gemeinde. Der vierjährige Karl wäre erst in einigen Wochen mit der Eingewöhnung dran gewesen. „Ich habe bei der Verwaltung gefragt, ob das nicht früher möglich ist. Ohne große bürokratische Hürden hat das geklappt. Das entlastet uns sehr.“

Das Haus wird derzeit quasi komplett saniert. „Die Wände wurden gereinigt. Sie werden neu gestrichen. Es kommt neuer Fußboden rein und die Elektrik wird erneuert. Die Versicherung springt hier ein. Wir bekommen das Meiste der Einrichtung erstattet, beispielsweise Kinderspielzeug, das wir komplett wegwerfen mussten wegen der giftigen Partikel. Uns freut sehr, dass viele spenden wollen, doch wir können es leider nicht annehmen.“

Die Neumanns können bald wieder einziehen

Trotz der vielen Widrigkeiten durch den Brand ist von den Neumanns kein Jammern zu hören. „Nein, wir schauen nach vorne, wir sind sehr zuversichtlich. Wir wissen, dass wir in einigen Wochen wieder in unser Haus ziehen können. Die großartige Hilfe gibt uns Kraft.“

Das Unglück habe sogar einen positiven Nebeneffekt. „Wir waren zwar schon vor dem Unglück gut mit unseren Nachbarn bekannt, doch danach sind wir noch etwas enger zusammengewachsen, mit den Nachbarn und mit vielen anderen Arnsdorfern.“

Im Sommer wollen sie ihre Einzugsfeier nachholen. Wegen Corona war das bisher nicht möglich. Vermutlich fällt die viel größer aus, als vor einigen Wochen gedacht.

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