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Musterhaus-Chef in Ottendorf-Okrilla: "Wer seine Ansprüche etwas senkt, kann auch jetzt noch bauen"

In Ottendorf-Okrilla stehen 15 Musterhäuser in der Nähe der A4. Deren Betreiber, die Unger Park GmbH, erklärt, wie Familien trotz steigender Kosten und Vorgaben durch den Bund doch noch zum Eigenheim kommen.

Von Siri Rokosch
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In der Musterhaussiedlung in Ottendorf-Okrilla stehen 15 Musterhäuser. Prokurist Thomas Haubold von der Unger Park GmbH bemerkt die Zurückhaltung vieler Häuslebauer.
In der Musterhaussiedlung in Ottendorf-Okrilla stehen 15 Musterhäuser. Prokurist Thomas Haubold von der Unger Park GmbH bemerkt die Zurückhaltung vieler Häuslebauer. © Marion Doering

Ottendorf-Okrilla. An der Straße Zur Kuhbrücke 11 in Ottendorf-Okrilla, zwischen der A4 und dem Gewerbegebiet steht die Musterhaussiedlung der Unger Park GmbH aus Chemnitz. Alle 15 Häuser wurden dort seit 2019 neu gebaut - das letzte vor etwa einem Jahr. 14 Hausbaufirmen stellen dort ihre Modelle, ähnlich wie auf einem Messegelände, aus.

Der alte, benachbarte Standort der Musterhaussiedlung in der Nähe der Kuhbrücke war vom Eigentümer vertraglich nicht verlängert worden. Dort soll nun ein neues, erweitertes Gewerbegebiet errichtet werden.

Die neue Musterhaussiedlung bleibt davon aber bis mindestens 2033 unangetastet, dort soll sogar noch ein weiteres Haus "gebaut" werden. Gleich neben dem Eingang sei noch Platz für ein Tiny-Haus. Diese Häuschen sind derzeit in aller Munde. Sie sind sowohl für ein kleineres Budget erschwinglich als auch in Luxus-Varianten erhältlich. Ein eigenes Grundstück ist allerdings dennoch nötig, wenn die Besitzer dauerhaft darin wohnen wollen.

Ein Blick in die Siedlung der 15 Musterhäuser in Ottendorf-Okrilla.
Ein Blick in die Siedlung der 15 Musterhäuser in Ottendorf-Okrilla. © Marion Doering

Zurückhaltung vieler Hausbauer auch im Unger Park spürbar

Auch Thomas Haubold, Prokurist und Ausstellungsmanager bei der Unger Park GmbH, hat den Rückgang der Nachfrage nach Häusern seitens der Familien in den fünf Musterhaussiedlungen in Ottendorf-Okrilla, Chemnitz, Leipzig, Erfurt und Werder bei Berlin in den letzten Monaten bemerkt. Allerdings bleibt er sehr optimistisch und geht davon aus, dass mit ein bisschen "Umdenken" sowohl bei den Häuslebauern als auch bei den Hausbaufirmen für viele doch noch der Traum vom eigenen Heim erfüllbar wird.

So sei zum Beispiel beim Krisentreffen am vergangenen Montag im Berliner Kanzleramt die Einigung der Bundesregierung für eine Reform der Neubauförderung zu begrüßen. Denn für Familien mit wenig Einkommen galt bisher die Neubauförderung nur für ein gemeinsames Jahreseinkommen von maximal 60.000 Euro. Dafür hatte es in den ersten zwei Monaten nur 104 Anträge gegeben. "Für Familien mit so einem geringen Einkommen ist es erfahrungsgemäß schwierig, überhaupt ein eigenes Haus zu bauen", erklärt Thomas Haubold.

Nun soll diese Grenze auf 90.000 Euro Jahreseinkommen angehoben werden. Ein wichtiger Schritt, sagt Haubold: "Dazu noch Eigenkapital mitbringen, denn das ist wichtig, und die KfW-Kredite nutzen, denn die haben nur einen Zinssatz von 0,01."

Er betont allerdings auch, dass die Zinssätze vor 15 bis 20 Jahren ähnlich hoch waren wie momentan. Eher die letzten Jahre mit den Niedrigzinsen seien Ausnahmen gewesen. "Wer seine Ansprüche etwas senkt, kann auch jetzt noch bauen", versichert er und erklärt dazu: "Früher war es so, dass Familien im Schnitt auf 120 Quadratmetern leben wollten, das reichte aus. Heutzutage wollen sie 160 bis 180 Quadratmeter Wohnfläche und das Kinderzimmer möge 15 Quadratmeter haben, damit sich die Kinder frei entfalten können. Wenn dort Abstriche gemacht würden, sinken natürlich auch die Baupreise."

"Und wie viel kostet so ein Haus?"

Alle 15 Musterhäuser auf den rund 20.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche in Ottendorf-Okrilla seinen voll ausgestattet, zum Beispiel mit Bad, Wanne, Dusche, Küche und Vorhängen. "Meist fragen die Leute: 'Und wie viel kostet so ein Haus, wie es hier steht?', doch sie bedenken nicht, dass das Haus auch kleiner gebaut werden kann, auch die Wände können verschoben werden", erzählt der Fachmann.

Er selbst und die Firma Unger Park GmbH bauen keine Häuser, stattdessen sind die Flächen an Hausbaufirmen verpachtet, bis mindestens 2033. Zudem kümmere sich die Unger Park GmbH um das komplette Marketing, um Messebetreuung, um die Grundstücke auf denen die Häuser stehen und alle anfallenden Hausmeister- und Gartentätigkeiten.

Die Kunden haben in der Musterhaussiedlung die Möglichkeit, sich die verschiedenen Häuser anzuschauen. Dort sind von Mittwoch bis Sonntag zwischen 11 und 18 Uhr Fachberater vor Ort, die alle Fragen rund um den Hausbau, die Finanzierung und die vom Bund vorgegebenen Energieeffizienz-Umsetzungsmöglichkeiten erklären.

In diesem Zusammenhang erläutert Haubold auch, dass alle Musterhäuser nur einen Stromanschluss - also kein Gas und kein Öl - haben. "Somit können wir den Kunden live zeigen, dass auch das funktioniert und vor allem erklären, wie." Wann das neue Tiny-Haus kommt, stünde noch nicht fest, sagt er - voraussichtlich aber erst im kommenden Jahr, denn derzeit liefen noch Verhandlungen mit den Herstellern.

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