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Ottendorfer Dachdecker-Firma forscht an einem Dachroboter

Das "Dittrich Dachschaden Team" aus Ottendorf hat einen Roboter gebaut, der den Dachdeckern die Arbeit erleichtern soll. Das hat sogar den Bundeswirtschaftsminister zu einem Besuch veranlasst.

Von Siri Rokosch
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Johannes Dittrich und Anne Dittrich, beide Geschäftsführer der "Dachdeckermeister Claus Dittrich GmbH & Co. KG" an ihrem Dämmmaterialverteil-Roboter, den sie zusammen mit  der TU Dresden entwickeln.
Johannes Dittrich und Anne Dittrich, beide Geschäftsführer der "Dachdeckermeister Claus Dittrich GmbH & Co. KG" an ihrem Dämmmaterialverteil-Roboter, den sie zusammen mit der TU Dresden entwickeln. © Marion Doering

Ottendorf-Okrilla. In Ottendorf-Okrilla an der Egger Straße 8 forscht die Firma "Dachdeckermeister Claus Dittrich GmbH & Co. KG" an einem Roboter, der Dächer decken kann. Das "Dittrich Dachschaden Team", wie sich die Mitarbeiter selbst nennen, hat dazu an einem Forschungsprojekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung teilgenommen.

Gemeinsam mit der TU Dresden und der Firma BEAS Technology aus Chemnitz wurde bereits ein Prototyp gebaut. Das hat auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) veranlasst, dem Betrieb einen Besuch abzustatten.

Was der Dachroboter für Arbeiten ausführen soll

Die ersten Laboruntersuchungen mit dem etwa anderthalb mal zwei Meter großen Roboter seien erfolgreich gewesen, sagen Anne und Johannes Dittrich, zwei der insgesamt drei Geschäftsführer des Familienunternehmens im Gespräch mit Sächsische.de. "Wir forschen an einem Dachroboter, der auf Flachdächern Material anfahren kann und Dämmstoffplatten nach Planung verlegen kann", erklärt Anne Dittrich, deren Mann, Jörg Dittrich, der dritte Geschäftsführer des Unternehmens ist, und gleichzeitig als Präsident der Handwerkskammer Dresden und Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks fungiert.

Die Tätigkeiten, die der Roboter ausführen soll, seien nicht von großem Anspruch, aber für die Dachdecker und Klempner zeitaufwendig. Diese könnten sich stattdessen um die Feinheiten und Details, kümmern, so der Plan. Dieser Proto-Roboter sei bislang einmalig auf der Welt.

Zwei Jahre Forschung sind bislang vergangen. Nun müsse ein erstes Endmodell erprobt werden, auch auf der echten Baustelle. Die bisherige Förderung mit rund 50 Prozent durch das Bundesministerium sei ausgelaufen. Jetzt sind die Geschäftsführer auf der Suche nach einer Anschluss-Fördermöglichkeit.

"Unsere Vision ist es, dass vier bis fünf dieser Roboter gleichzeitig auf einem Dach mit einer Größe von vielleicht 24.000 Quadratmetern arbeiten und wir diese Roboter später auch an andere Firmen verleihen", sagt Anne Dittrich. Robert Habeck hatte sich Anfang Juli eigeninitiativ bei der Firma für einen Besuch angemeldet und war im Rahmen seiner Sommertour am 14. Juli beim "Dittrich Dachschaden Team" vor Ort. Das Thema künstliche Intelligenz und Robotik habe ihn dazu veranlasst, sich den Betrieb zeigen und das Projekt erklären zu lassen, erzählen die Geschäftsführer.

Bereits 1905 startete Familienbetrieb in Dresden

Bereits 1905 wurde das Unternehmen gegründet. Damals startete der Ur-Ur-Großvater von Johannes Dittrich in Dresden-Trachau mit einem Leiterwagen, auf dem sich Dachschindeln und Werkzeuge befanden, und reparierte Dächer in Dresden. Seine Frau habe ihn dabei unterstützt. Das Familienunternehmen zog 1935 auf die Industriestraße um, wo auch heute noch ein Standort ist.

Vor allem die beiden Weltkriege und die Wirtschaftskrise seien aufregend und belastend gewesen, erzählt Johannes Dittrich. Sein Urgroßvater sei noch vor 1945 nach Hamburg gerufen worden, um dort Dächer zu reparieren, die durch Bomben zerstört worden waren.

Während der DDR-Zeit sei es seinem Großvater, Dachdeckermeister Claus Dittrich, zudem verboten gewesen mehr als zehn Mitarbeiter zu beschäftigen. "Das war offenbar eine sehr schwere Zeit, um selbstständiger Handwerker zu sein", so Dittrich weiter. Es sind jedoch nicht ausschließlich Dachdecker in der Familie, seine Mutter spiele Geige bei der Dresdner Philharmonie.

2021 war die Betriebsstätte in Ottendorf eingeweiht worden. Dort befinde sich nun auch ein großes Lager, was es vereinfache, immer genügend Material für die Ausführung der Aufträge vorrätig zu haben.

Neben der Standorte in Dresden und Berlin wurde im Mai auch eine neue Gesellschaft gegründet. Die "DittrichRink Energie GmbH" arbeitet dabei mit der Firma "Eberhard Rink" zusammen. Dadurch würden Dachdecker und Elektriker unter Führung eines gemeinsamen Projektplaners schneller Fotovoltaikarbeiten auf Dächern ausführen können.

Sanierung von Dächern wie dem Dresdner Schloss, dem Rathaus und der Chipindustrie

Mit 100 Mitarbeitern ist die Dittrich-Gruppe für einen Handwerksbetrieb vergleichsweise groß. Sie baut und wartet Dächer unter anderem für die Chipindustrie im Dresdner Norden, für Einkaufsmärkte mit Dachflächen größer als 10.000 Quadratmetern und ist zudem auch Ansprechpartner für private Hausbauer.

Derzeit ist sie an der Dachsanierung des Dresdner Rathauses beteiligt. Dies sei eine schöne und zugleich herausfordernde Baustelle, so Johannes Dittrich, auch wegen der Dachneigung von 55 Grad: "Das ist ein wunderschönes Dach mit klassischen sächsischen Biberschwanzziegeln", sagt er. Diese Arbeiten am Dresdner Rathausdach sollen noch in diesem Jahr beendet sein.

Daneben hat sich das Traditionsunternehmen auch bereits zwei Mal mit dem Dach des Kulturpalastes befasst. Der Großvater sanierte 1991 das Dach grundlegend, umgebaut wurde es 2014, und dabei stand auch Johannes Dittrich als Dachdecker auf dem Kulturpalast, wie er sagt. Seine besten Klempner habe das "Dittrich Dachschaden Team" zudem in regelmäßigen Abständen zu Instandhaltungsarbeiten ans Dresdner Schloss geschickt, denn dort seien die Arbeiten sehr anspruchsvoll, vor allem wegen der Treppengeländer, Rundbögen und Einfassungen.

Personal sei immer gesucht

Auf der Suche nach Dachdeckern und Dachklempnern sei die Firma ständig, aktuell fehle es an einem Mitarbeiter für Logistik und Objektpflege, sagt Anne Dittrich: "Wir brauchen einen Grünschnittspezialisten für die Rasenflächen, der sich aber auch um die Lagerbetreuung kümmert."

An Lehrlingen hingegen mangele es kaum. Sieben neue Azubis konnten für dieses Jahr gewonnen werden, vor allem durch Eigeninitiative bei Besuchen von Messen, Oberschulen und durch das Angebot auch kurze Praktika in der Firma absolvieren zu können.